Ulm News, 13.10.2022 12:33
Schluss mit Stigma und Diskriminierung


Beschreibung: Psychische Erkrankungen.jpg: Stigmatisierung und Diskriminierung sind im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit noch immer sehr weit verbreitet.
Fotograf: UKU

Laut dem neuesten „World Mental Health Report” der WHO lebt weltweit etwa
jeder achte Mensch – also fast eine Milliarde Menschen – mit einer psychischen
Erkrankung. Trotz dieser hohen Prävalenz sind Stigmatisierung und
Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit noch immer sehr
weit verbreitet.
Betroffene werden oft sozial ausgegrenzt, was zu Problemen beim Zugang zu medizinischer Versorgung, Herausforderungen im beruflichen Umfeld und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Komplikationen führen kann. Die neu veröffentlichte „Lancet Commission on Ending Stigma and Discrimination in Mental Health“ (LCS) fordert nun Maßnahmen, um diese Stigmatisierung und Diskriminierung weltweit zu beenden. Die Lancet- Kommission ist das Ergebnis der Arbeit von über 50 Mitwirkenden aus der ganzen Welt, darunter Professor Dr. Nicolas Rüsch, Leiter der Sektion Public Mental Health an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg. Mitgewirkt haben sowohl Wissenschaftler*innen als auch Psychiatrie-Erfahrene, die selbst eine psychische Erkrankung überwunden und Stigma selbst erlebt haben.
„Der ausführliche Bericht der LCS befasst sich mit den Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung ebenso wie mit Interventionen sowie wichtigen Teilaspekten, wie beispielsweise mit der Rolle der Medien und interkulturellen Aspekten“, erklärt Prof. Dr. Nicolas Rüsch, der besonders an den Themen Stigmafolgen sowie Stigma & Medien mitwirkte. Die Kommission fordert, evidenzbasierte Strategien zu implementieren, um die Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu beseitigen. Die wesentliche Strategie, um Vorurteile in der Öffentlichkeit abzubauen, besteht im Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Erfahrung psychischer Erkrankung. Die Empfehlungen der LCS richten sich dabei an einen breiten Querschnitt von Interessengruppen – darunter Regierungen, internationale Organisationen, Schulen, öffentliche und private Arbeitgeber sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen und ihre Organisationen. Für jede Gruppe wurden spezifische Empfehlungen festgelegt:
- Für Regierungen und internationale Organisationen empfiehlt die Kommission, Richtlinien herauszugeben und umzusetzen, die darauf abzielen, Stigmatisierung und Diskriminierung zu reduzieren und zu beenden. Insbesondere wird empfohlen, dass alle Länder Maßnahmen ergreifen, um Suizid zu entkriminalisieren und so das mit Suizidalität verbundene Stigma zu verringern.
- Arbeitgeber sollten evidenzbasierte Maßnahmen ergreifen, um den uneingeschränkten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Arbeitsbeteiligung und Programmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu fördern.
- Gesundheits- und Sozialdienstleister sollten ihren Mitarbeiter*innen obligatorische Schulungen zu den Bedürfnissen und Rechten von Menschen mit psychischen Erkrankungen anbieten. Diese sollten gemeinsam mit Betroffenen durchgeführt werden.
- Lehrpläne in Schulen sollten Unterrichtseinheiten für Schüler*innen zu evidenzbasierten Interventionen enthalten, um das Verständnis psychischer Erkrankungen zu verbessern.
- Medienorganisationen sollten systematisch stigmatisierende Inhalte von ihren Plattformen entfernen sowie Grundsatzerklärungen und Aktionspläne herausgeben, wie sie die psychische Gesundheit aktiv fördern und konsequent zur Verringerung von Stigmatisierung und Diskriminierung beitragen können.
Über die „Lancet Commission on Ending Stigma and Discrimination in Mental Health“ (LCS) Die neu veröffentlichte und am 10.10.2022 in einer WHO-Veranstaltung in Genf vorgestellte „Lancet Commission on Ending Stigma and Discrimination in Mental Health“ bringt über 50 Expert*innen mit unterschiedlichen Erfahrungen und unterschiedlichem Hintergrund aus der ganzen Welt zusammen. Ihr Ziel ist es zum einen, aktuelle Definitionen und Auswirkungen von Stigmatisierung und Diskriminierung zu untersuchen. Zum anderen sollen Politiken, Ressourcen, Interventionen und Initiativen identifiziert werden, die relevant und effektiv sind, um Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit zu beseitigen. Geleitet wurde die Kommission von Charlene Sunkel, Gründerin/CEO des Global Mental Health Peer Network (Johannesburg, Südafrika) und Sir Graham Thornicroft, Gemeindepsychiater und Professor am King's College London (London, UK).






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