Ulm News, 13.07.2011 09:00
SWU wollen ab 2025 den Strom komplett eigenständig produzieren
„Wir verfolgen dieses Ziel seit dem Jahr 2008“, erklärt SWU-Marketingleiter Marc Fuchs, „wir waren durch den ‚Atomkompromiss` nur kurz ausgebremst“. Die Energiewende bestärke die Stadtwerke „in dem Weg, den wir gewählt haben“. Im Jahr 2020 wollen die Ulmer Stadtwerke „den Stromverbrauch der privaten Haushalte komplett regenerativ abdecken.
Der so genannte Atomkompromiss, mit dem die schwarz-gelbe Regierung im Herbst vergangenen Jahres längere Laufzeiten für die 17 deutschen Kernkraftwerke beschlossen hatte, war seinerzeit von SWU-Geschäftsführer Matthias Berz scharf kritisiert worden. Als Folge dieses umstrittenen Beschlusses stoppte die SWU Investitionsplanungen, die die regenerativen Energien ergänzen, wie beispielsweise Kohle- und Dampfkraftwerke. Diese Pläne konnten nun überraschend und schneller als gedacht wieder angepackt werden, nachdem das Ende des Atomzeitalters zumindest in Deutschland wahrscheinlich wird. Kernkraftwerke werden überprüft, abgeschaltet oder stillgelegt. Folgerichtig haben nun wieder die zu regenerativen Energiearten ergänzenden Kraftswerksprojekte große Chancen sich durchzusetzen.
Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm sind hier schon seit Jahren vorne mit dabei. In Senden geht noch in diesem Jahr eine große regenerative Holzvergasungsanlage in den Probebetrieb. Die Anlage, deren Bau die SWU 33 Millionen Euro kostet, kann später fast mit einer Leistung von 5.000 KW die gesamte Stadt Senden mit Strom und Heizung versorgen.
In Blaustein, Bellenberg und Berg sind drei Wasserkraftwerke in Planung. Diese werden zusammen 18,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren.
Zum Vergleich: Das Donaukraftwerk Böfinger Halde produziert rund 54 Millionen Kilowattstunden. Für die drei Kraftwerke sind zirka ca. 26 Millionen Euro an Baukosten kalkuliert.
Ebenfalls in Planung ist ein Pumpspeicherwerk im Blautal. Dieses Projekt und auch der Standort werden von Anwohnern kontrovers diskutiert. Die SWU seien aber mit den Befürwortern und Skeptikern in der Diskussion, versichert Fuchs. Fuchs: „Das Pumpspeicherwerk ist jetzt noch wichtiger, um eventuelle Mengenschwankungen bei der Stromproduktion besser ausgleichen zu können“.
Für die SWU fallen Investitionskosten von etwa ca. 60 Millionen Euro an. Ein Großprojekt ist das Gas-und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) auf dem, ehemaligen Fliegerhorst Leipheim. Das Kraftwerk kostet voraussichtlich 900 Millionen Euro und soll im Jahr 2016 in Betrieb gehen. Dann nämlich, wenn – wie nach dem alten Gesetz geplant - ein Meiler des AKW Gundremmingen abgeschaltet wird. Die gewaltige Summe stemmen die Ulmer Stadtwerke nicht allein, denn an dem Projekt beteiligen sich auch andere Stadtwerke. Geplant, organisiert und geleitet wird das Projekt allerdings in Ulm.
Im Gas-und Dampfturbinenkraftwerk wird Gas verfeuert, die Hitze treibt Turbinen an, gleichzeitig entsteht Dampf, der ebenfalls durch die Turbinen gedrückt wird. So wird das Gas zweifach genutzt. Energiewirtschaftler sehen auch bei dem projektierten GuD den Vorteil, dass „schnelles Zuschalten möglich ist und damit Schwankungen bei regenerativen Energien ausgeglichen werden.“ Die Stadtwerke sind in der Stromproduktion breit aufgestellt. Das hat seinen Grund.
„Die Politik ist nicht berechenbar und das Wetter erst recht nicht. Auch die Preisentwicklung bei Holz oder Gas ist nicht kalkulierbar“, erklärt Fuchs. „Deshalb ist der Mix wichtig“. Um die Projekte realisieren zu können, versuchen die SWU-Verantwortlichen die Anwohner „sobald es möglich ist zu informieren“. Das heißt, sobald beispielsweise Grundstücksverhandlungen abgeschlossen oder Vorgespräche beendet sind.
Fuchs: „Die Transparenz ist wichtig und gegeben“. „Wir können aber nur bauen, wenn es wirtschaftlich ist“, erklärt Fuchs. Die Wirtschaftlichkeit der Projekte ist ständigen Änderun gen d er
Rohstoff- und der Strompreise unterworfen.
Daher müssten Bauprojekte schnell realisiert werden. Die Ziele der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm sind jedenfalls sehr ehrgeizig. Im Jahr 2020 planen die Stadtwerke, alle privaten Haushalte komplett mit regenerativer Energie abzudecken. Und im Jahr 2025 will der regionale Energieversorger „komplett eigenständig produzieren“. Derzeit sind die SWU bei einer Eigenquote von 60 Prozent. Der Strom wird dann mit 20 Prozent Kohle, 40 Prozent Gas und 40 Prozent regenerativen Energien hergestellt. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel“, sagt Fuchs, „aber das schaffen wir auch.“




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