Ulm News, 28.04.2011 14:46
Baumlehrpfad in der Friedrichsau: Woher hat der Kuchenbaum seinen Namen?

Die Narzissenpracht in der Friedrichsau ist verblüht. Aber es gibt dort noch viel mehr zu sehen und zu entdecken. Zum Beispiel den neuen Baumlehrpfad, der ebenfalls zum Jubiläum angelegt wurde. 200 Jahre alt wird die Friedrichsau in diesem Jahr. Oder besser: "200 Jahre jung", wie Oberbürgermeister Ivo Gönner bei der Eröffnung des neuen Parkeingangsbereiches Anfang April sagte. Zum runden Geburtstag wurde Ulms beliebtester Stadtpark frisch herausgeputzt. Und dazu gehört auch ein neu angelegter, zwei Kilometer langer Baumlehrpfad. Parkbesucherinnen und -besucher werden auf einem Rundweg vorbei an 62 Granitstelen mit erläuternden Texten zu besonderen Bäumen durch die Au geführt.
Ermöglicht wurde der Baumlehrpfad durch eine Spende der Sparkasse Ulm, die 10.000 Euro von den Gesamtkosten in Höhe von 28.000 Euro übernommen hat. Die Sparkasse Ulm engagiert sich seit langem für die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Strukturen in der Region - die Förderung des Baumlehrpfades fügt sich nahtlos in dieses Engagement ein. In der Friedrichsau gibt es rund 1.300 Bäume, mehr als 50 verschiedene Baumarten sind vertreten. "Das Interesse der Besucher an den bis zu 300 Jahre alten Bäume ist groß, es gibt immer wieder Nachfragen von botanisch Interessierten", berichtet der Leiter der Abteilung Grünflächen, Christian Giers. "So entstand die Idee zu einem Baumlehrpfad."
Planung und Realisierung lagen bei der Stadt Ulm, die sich fachkundige Unterstützung bei der Diplom-Biologin Carmen Walter vom Botanischen Garten der Universität Ulm holte. Beginnend beim Haupteingang an der Ulm-Messe führt der Weg vorbei an heimischen Baumarten: Eiche, Buche, Lärche oder Ulme. Unterwegs trifft man jedoch immer wieder auf Exoten, wie beispielsweise den Kuchenbaum, der so heißt, weil sein herabfallendes Laub im Herbst intensiv nach Zimt und Karamell duftet, oder den Götterbaum, der seinen Namen wegen seiner besonderen Wuchsform mit nach oben gerichteten Ästen hat. Beide stammen aus Asien. Ein typischer Vertreter Nordamerikas ist dagegen der Riesen-Mammutbaum, der in seiner Heimat eine Höhe von über 100 Metern erreichen kann.
In der Friedrichsau finden sich Bäume aus der gesamten nördlichen Hemisphäre - so gesehen ist der Park also auch ein gelungenes Beispiel für Multikulti. Heimische Baumarten in der Friedrichsau: u.a. Stiel-Eiche, Zerr-Eiche, Rot-Buche, Winter-Linde, Holländische-Linde, Sommer-Linde, Silber-Linde, Gemeine Esche, Feldahorn, Bergahorn, Spitzahorn, Hainbuche, Rosskastanie, Hängebirke, Vogelkirsche, Europä-ische Lärche, Schwarzpappel, Gemeine Eibe Nicht-heimische Baumarten: u.a. Kaukasische Flügelnuss, Götterbaum, Urwelt-Mammutbaum, Gingko, Kanadische Hemlocktanne, Riesen-Mammutbaum, Trompetenbaum, Tul-penbaum, Kuchenbaum, Wald-Tupelobaum Baumarten gem. Lageplan (Datei ebenfalls in Anhang)
Stiel-Eiche (Quercus robur) Familie: Buchengewächse Herkunft: Europa Die Stiel-Eiche kann bis zu 40 m hoch und 500-800 Jahre alt werden. Die Nussfrüchte befinden sich in einem flachen Fruchtbecher auf 4-6 cm langen Stielen, daher der Name. Diese Früchte sind eine wichtige Nahrung für viele Vogel und Säugetierarten.
Rot-Buche (Fagus sylvatica) Familie: Buchengewächse Herkunft: Mitteleuropa Die Rot-Buche oder Gemeine Buche ist ein 25-30 m hoher Baum mit bleigrauer, glatter Rinde. Sie ist ein wichtiger, weit verbreiteter Forstbaum, gut für Hecken-pflanzungen geeignet und kann 300-400 Jahre alt werden. Die Früchte (Bucheckern) sind einsamige Nüsse in einer borstigen Fruchthülle. Der Name der Rot-Buche ist auf das im Vergleich zur Hainbuche rötlichere Holz zurückzuführen, welches für den Innenausbau (Möbel, Parkett) und für Spielzeug verwendet wird. Der heutige Begriff ‘Buch’ ist auf die Buche zurückzuführen. Schon die alten Germanen ritzten geheime Schriftzeichen in Stäbe aus Buchenholz, woraus auch der Begriff ‘Buchstabe’ abgeleitet ist. Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) Familie: Walnussgewächse Herkunft: Asien Die Flügelnuss ist ein 15-20 m hoher, meist m
ehrstämmiger Baum mit breit aus-ladender Krone. Der Austrieb der Blätter ist sehr früh, im Herbst färbt sich das Laub gelb. Die Früchte sind halbkreisförmige, geflügelte Nüsschen, die zu vielen an einer 20-45 cm langen Spindel wie aufgeschnürt sind. Aus den weit- und flachreichenden Wurzeln wachsen häufig Schosse empor, die urwaldähnliche Di-ckichte bilden können. Diese sind so kräftig, dass sie Pflasterbeläge problemlos hochdrücken können. Die Flügelnuss steht sehr früh im Saft, deshalb sollen Schnittmaßnahmen nur im Sommer bzw. Herbst durchgeführt werden, da die Bäume sonst sehr stark bluten Götterbaum (Ailanthus altissima) Familie: Bittereschengewächse Herkunft: Asien Der Götterbaum wird 20-25 m hoch und ist ein mehrstämmiger Parkbaum, bei dem die jungen Zweige sehr dick und dicht behaart sind. Er ist der schnellstwüchsigste Baum in Europa in den ersten 5-10 Jahren und wegen seiner hohen Abgasverträglichkeit gut als Stadtbaum geeignet. Die Blätter sind 45-75 cm lang mit 13-25 Fiedern. Auffällig ist die glatte Rinde mit weißen Längsrissen, die jedoch wie der Samen giftig für Menschen ist. Die reichblütigen, gelblichen Rispen verströmen im Juli einen angenehmen Duft. Der Name ‘Götterbaum’ (engl.:’Tree of Heaven’) bezieht sich auf seine besondere Wuchsform mit nach oben gerichteten Ästen. Bei großen Beständen wird der Götterbaum zur Honig-gewinnung genutzt. Urwelt-Mammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) Familie: Sumpfzypressengewächse Herkunft: China Der raschwüchsige Mammutbaum ist sommergrün, wird ca. 30 m, vereinzelt so-gar bis 50 m hoch und kann ein Alter von über 400 Jahren erreichen. Die Nadeln färben sich im Herbst kupfern und fallen ab. Jungbäume besitzen eine ausge-prägte rotbraune Borke, welche in Platten abblättert. Die Stämme älterer Bäume besitzen eine graue bis graubraune Borke sitzen mit markanten Kehlungen und darunter liegender rotbrauner Rinde. Die als lebendes Fossil geltende Gattung Metasequoia wurde 1941 anhand fossiler Reste aus Japan beschrieben. In China wurde zeitgleich ein kleines Vorkommen lebender Bäume entdeckt, die dort als ‘Wasserlärchen’ bezeichnet wurden. In Europa sind Fossilien in Braunkohleflözen des Tertiär zu finden, da der Baum zu dieser Zeit dort heimisch war. Feld-Ulme (Ulmus minor) Familie: Ulmengewächse Herkunft: Europa Die Feld-Ulme kann bis 40 m hoch und 600 Jahre alt werden. Die 6-10 cm langen und 8 cm breiten Blätter haben Ähnlichkeit mit Hainbuchenblättern. Der Herbst-aspekt ist gelblich. Die Feld-Ulme ist die vom Ulmensterben am stärksten betroffene Art. Der Pilz ‘Ceratocystis ulmi’ verstopft hierbei die Leitungsbahnen, wodurch es zur Unter-brechung der Wasserversorgung kommt und Zweige absterben. Alte Feld-Ulmen sind deshalb kaum noch zu finden. Der Ulmensplintkäfer überträgt den Pilz, wo-durch auch Jungbäume bei beginnender Borkenbildung infiziert werden und ab-sterben. Nach intensiver Forschungstätigkeit sind mittlerweile durch Auslese und Züchtung weitestgehend resistente Sorten erhältlich. Gingko (Gingko biloba) Familie: Ginkgogewächse Herkunft: China Der Ginkgo ist der einzige Vertreter einer alten Pflanzengruppe, die vor rund 150 Mio. Jahren weltweit verbreitet war. Systematisch gehört der Ginkgobaum in die Verwandschaft der Nadelgehölze. Der Ginkgo erreicht mit seinen im Alter steif ausladenden Ästen eine Wuchshöhe bis zu 30 m und wirft nach gelber Her
b st-färbung das typisch fächerförmige Laub ab. Der Baum ist sehr widerstandsfähig gegen Schädlinge und Umweltgifte. Er ist daher als Straßen- und Parkbaum auch für Innenstädte geeignet. Die Blätter enthalten arzneiliche Wirkstoffe, die u.a bei Durchblutungsstörungen und zur Verbesserung von Gedächtnisleistungen einge-setzt werden. Die fleischigen, mirabellenförmigen Früchte enthalten Samen, die geröstet in Asien als Delikatesse gelten Kanadische Hemlocktanne (Tsuga canadensis) Familie: Kieferngewächse Herkunft: östliches Nordamerika Die kanadische Hemlocktanne wird bis zu 30 m hoch und besitzt einen überhän-genden Gipfeltrieb. In Mitteleuropa ist sie im Gegensatz zu ihrer Heimat oft mehr-stämmig vertreten und wird nicht forstlich genutzt. Sie wird hier häufig als Parkbaum verwendet. Die kurzen Nadeln sind an der Unterseite mit zwei weißen Bändern markiert. Die Hemlocktanne kann bis zu 1000 Jahre alt werden, wobei die ersten Zapfen erst ab einem Alter von 20-40 Jahren zu sehen sind. Auch wenn der deutsche Name es vermuten lässt, ist die Hemlocktanne keine Tanne. Sie gehört zur eigenen Gattung Tsuga (= Hemlock) Riesen-Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) Familie: Sumpfzypressengewächse Herkunft: westliche USA Der Riesen-Mammutbaum wird über 100 m hoch und gehört damit zu den größten Bäumen der Erde. Der Stammdurchmesser beträgt in Brusthöhe 3-6 m, wobei die ersten 50 m bei älteren Exemplaren astfrei sein können. Die orangebraune bis dunkelrotbraune Rinde ist tief längsrissig und 30-60 cm dick. Dies ist ein spezieller Schutz gegen Waldbrände, deren er bei einem Lebensalter bis zu 3000 Jahren öfter ausgesetzt sein kann. Er wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts ent-deckt und nach Europa eingeführt. Das höchste, bekannt gewordene Exemplar maß 135 m und wird nur vom australischen Eukalyptus (Eucalyptus amygdalina) übertroffen, der 155 m Höhe erreichen kann. Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) Familie: Trompetenbaumgewächse Herkunft: nordöstliches Nordamerika Der Trompetenbaum ist ein Park- und Straßenbaum mit einer Höhe von 15-18 m. Durch seine großen Blüten findet er auch Verwendung als Ziergehölz. Blütezeit ist von Juni bis Juli mit zahlreichen 10-15 cm langen, aufrechten Rispen. Die Ein-zelblüte ist weiß und glockenförmig. Die Blütenkronen sind im Schlund mit gelben Streifen und purpurnen Flecken gezeichnet (sog. Saftmale). Diese dienen zum Anlocken von Insekten, weshalb der Trompetenbaum eine nützliche Bienennährpflanze ist. Alle Pflanzenteile, einschließlich der bis zu 40 cm langen, bohnenförmigen Kapselfrüchte, sind leicht giftig. Die 10-20 cm großen Blätter sind auf der Unterseite dicht weiß behaart und riechen beim Zerreiben unangenehm. Sie färben sich im Herbst hellgelb, fallen jedoch früh ab Flatter-Ulme (Ulmus laevis) Familie: Ulmengewächse (Ulmaceae) Herkunft: Europa Das durch den Schlauchpilz ‘Ceratocystis ulmi’ verursachte Ulmensterben hat auch in Ulm in den 1980-er Jahren zu einem massenhaften Absterben von Ulmen geführt. Die hiervon weniger stark betroffene Flatter-Ulme wird 20-30 m hoch, bil-det überhängende Äste und kann bis zu 250 Jahre alt werden. Die Blätter sind im Gegensatz zur Feld-Ulme an der Unterseite graugrün behaart. Im Sommer benö-tigt sie ausreichend Feuchtigkeit und wird deshalb oft in Ufernähe gepflanzt. Die Flatter-Ulme ist das einzige heimische Gehölz, das in den Ansätzen Brettwurzeln ausbilden kan
n . Brettwurzeln sind sternförmige, rippenartige Wurzeln, die zur Standfestigkeit notwendig sind, wenn wegen nasser Böden keine feste Veranke-rung mit tiefreichenden Wurzeln möglich ist Wald-Tupelobaum (Nyssa sylvatica) Familie: Tupelogewächse Herkunft: Östliches Nordamerika Der Wald-Tupelobaum ist ein 10-30 m hoher Baum mit schmaler, kegelförmiger Krone. Die 5-13 cm langen Blätter sind sehr vielgestaltig. Die Oberseite ist glän-zend grün, die Unterseite eher bläulich. Im Herbst färbt sich das Laub von prachtvoll orange bis leuchtend scharlachrot und ist zudem oft violett überlaufen. Die schwarzblauen, eiförmigen, kleinen Früchte haben einen bitteren Geschmack. Der botanische Name Nyssa bezieht sich auf die Wasserbedürftigkeit des Wald-Tupelobaumes und ist der Name einer Wassernymphe (= griech.: junge Frau). Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) Familie: Magnoliengewächse Herkunft: Nordamerika Der älteste Tulpenbaum steht mit ca. 450 Jahren in New York City und hat dort eine Höhe von ca. 40 m und einen Stammdurchmesser von 2 m erreicht. Das Blatt des Tulpenbaumes besitzt eine unverwechselbare Form. Der Umriss ist fast viereckig, mit einem sattelförmigen Mittellappen und zwei großen geschwunge-nen Seitenlappen. Alle Pflanzenteile lappen. sind giftig. Im Mai und Juni erschei-nen am Baum tulpenähnliche zunächst becherförmige später glockig werdende Blüten. Neben seinem Nutzen als Bienenweide ist der Tulpenbaum in seinem Herkunftsland eine der wichtigsten Laubbaumarten für die Möbel- und Papierin-dustrie. Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum) Baumlehrpfad Friedrichsau Familie: Kuchenbaumgewächse Herkunft: Japan und China Der Kuchen- oder Katsurabaum ist ein oftmals mehrstämmiger Baum von 12-15 m Höhe und einer im Alter breitkegeligen Krone. Die Blätter haben eine herzför-mige Basis und einen auffallend roten Blattstiel. Im Austrieb sind sie karminrot, im Herbst von hellgelb über orange bis zu karmin- und scharlachrot. Das herabfallende Laub verströmt besonders bei feuchter Witterung einen kuchenähnlichen Duft nach Zimt und Karamell. Die weiblichen Blüten haben sehr dekorative, leuchtend rote Narbensäume und blühen von März bis Mai. Die getrenntgeschlechtlichen (zweihäusigen) Pflanzen nehmen eine Sonderstellung in der Systematik ein. In dieser Familie gibt es nur eine Art (monotypische Familie).








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