Ulm News, 18.06.2020 12:37
Mehr notwendig als härtere Strafen: Ulmer Professor Jörg Fegert veröffentlicht zehn Thesen zu sexuellem Missbrauch
Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, nahm am Donnerstag an einem Expertengespräch mit Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und dem unabhängigen Beauftragten Johannes Wilhelm Rörig zum Thema „sexueller Missbrauch“ in Berlin teil.
In den letzten Jahren sind vermehrt Fälle sexuellen Missbrauches an Kindern und Jugendlichen öffentlich geworden und haben große Bestürzung in Bevölkerung und Politik ausgelöst. In diesem Zusammenhang steht auch die aktuelle Debatte über eine Strafverschärfung für Täter*innen. Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, nahm am Donnerstag an einem Expertengespräch mit Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und dem unabhängigen Beauftragten Johannes Wilhelm Rörig zum Thema „sexueller Missbrauch“ in Berlin teil. Aus diesem Anlass hat der renommierte Experte zehn Thesen formuliert, die deutlich machen, dass eine Strafverschärfung allein keine geeignete Maßnahme als Reaktion auf sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen sein kann.
Dem Präsidenten der Deutschen Traumastiftung und Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats in Familienfragen geht es darum, dass den Betroffenen mehr Beachtung geschenkt wird. „Wir wollen psychisches Leid sowie körperliche und psychische Langzeitfolgen durch Prävention und geeignete Intervention mindern. Es ist wichtig, dass Betroffene und ihre Interessen bei politischen Debatten im Fokus stehen und nicht allein die Täter und Täterinnen und ihre abscheulichen Taten“, erklärt Professor Jörg Fegert. Die weit verbreitete Annahme, dass Opfer sexuellen Missbrauchs, zwangsläufig für ihr Leben geschädigt seien, verkürze die Argumentation auf die scheinbar präventive Wirkung einer Strafverschärfung.
In seinem Thesenpapier thematisiert Professor Jörg Fegert beispielsweise gesetzliche Grundlagen für den Kinderschutz und deren oft unzureichende Umsetzung, die Bedeutung des interdisziplinären Vorgehens in Kinderschutzfällen und die Verbesserung des Zugangs zu Hilfsangeboten. Weiterhin sei es wichtig, individuelle Schutzkonzepte zu entwickeln und Fachkräfte besser auszubilden und zu beraten.
Das Thesenpapier „Sexueller Missbrauch: Strafverschärfung allein bringt nichts – 10 Thesen die betroffene Kinder und Jugendliche in den Blick nehmen“ kann unter folgendem Link eingesehen werden: https://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/default/05_Uber- uns/Thesenpapier_Kinderschutz_Prof._Joerg_Fegert.pdf
Highlight
Weitere Topevents
SSV-Aufstiegsparty ohne Ende
Etwa 2000 Fans haben die sensationelle Drittliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die Zweite Bundesliga...weiterlesen
Streit in Fußgängerzone: 35-jährige Frau durch Messerstiche schwer verletzt
Am späten Sonntagabend ist eine Frau bei einer Auseinandersetzung in der Innenstadt von Geislingen...weiterlesen
Jagen, Erben, Streiten: Drei Adoptivkinder gegen Erwin und Anita Müller
Großes Medieninteresse in Ulm: Der Ulmer Drogeriemarkt-Unternehmer Erwin Müller und seine Frau Anita...weiterlesen
Streit eskaliert: Messer in Straßenbahn gezogen?
Am Dienstag soll ein 26-Jähriger beim Streit in einer Straßenbahn in Ulm ein Messer gezogen haben. weiterlesen
Adoptivkinder wollen Drogeriemarkt-König Erwin Müller beerben
Der größte Saal im Ulmer Landgericht reichte am Montag gerade so aus, um allen Journalisten und...weiterlesen
Aufstieg perfekt! SSV Ulm 1846 Fußball spielt in der Zweiten Bundesliga
Wahnsinn! Der SSV Ulm 1846 Fußball ist sensationell in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Der 2:0 Sieg...weiterlesen
16-jährige Linnea seit einem Monat vermisst
Die Polizei bittet um Unterstützung bei der Suche nach der 16-jährigen Linnea S. Die Jugendliche soll...weiterlesen
Kein Zugticket: Familie schlägt und beleidigt Polizisten
Am vergangenen Samstag wurden Einsatzkräfte der Bundespolizei gegen 22:50 Uhr durch mehrere Mitglieder...weiterlesen