ulm-news.de

Donaubad Skyscraper - oben_neu
Sie sind hier: ulm-news Startseite  Nachrichten

Ulm News, 04.05.2020 15:09

4. May 2020 von Thomas Kießling
0 Kommentare

Künstliche Antikörper nutzen viralen Fußabdruck


 schließen


Beschreibung: Prof. Boris Mizaikoff (links) mit Prof. Jens Michaelis.

Fotograf: Elvira Eberhardt / Uni Ulm

Foto in Originalgröße



Erstmals gelang es nun einem Ulmer Forscherteam mit Hilfe eines hochauflösenden Mikroskopieverfahrens tatsächlich zu zeigen, wie Viren an solche molekular geprägten Rezeptorpolymere andocken. 

 

 Mittlerweile lassen sich aber auch synthetische Rezeptormaterialien herstellen, die Viren selektiv binden können. Dafür wird an der Oberfläche von Polymerpartikeln ein ‚chemischer Abdruck‘ des Virus erzeugt, der die exklusive Bindung dieses Erregers ermöglicht. Erstmals gelang es nun einem Ulmer Forscherteam mit Hilfe eines hochauflösenden Mikroskopieverfahrens tatsächlich zu zeigen, wie Viren an solche molekular geprägten Rezeptorpolymere andocken. Diese hochselektiven künstlichen Antikörper können möglicherweise auch für den diagnostischen Nachweis des neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) eingesetzt werden. Schon länger ist bekannt, dass man auf Polymer-Basis künstliche Antikörper herstellen kann, die selektiv bestimmte Viren binden. Dafür wird die Oberfläche von Mikro- oder Nanopartikeln einer sogenannten molekularen Prägung unterzogen. „Beim ‚molecular imprinting‘, wird das Rezeptormaterial mit dem spezifischen ‚Fußabdruck‘ eines Virus versehen. Dieser sorgt dafür, dass kein anderer Virus an dieser Stelle andocken kann“, erklärt Professor Boris Mizaikoff, der mit seiner Arbeitsgruppe zur molekularen Prägung forscht. Der Leiter des Institutes für Analytische und Bioanalytische Chemie ist Koordinator der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Analytical Chemistry veröffentlicht wurde. Das Besondere an der Untersuchung: zum allerersten Mal ist es gelungen, die erneute Bindung des Virus an den künstlichen Antikörper nicht nur chemisch nachzuweisen, sondern auch zu visualisieren. Die höchstauflösende Abbildung von molekularen Strukturen ist eine Spezialität der Arbeitsgruppe von Professor Jens Michaelis. Der Leiter des Instituts für Biophysik hat hierfür ein spezielles superauflösendes Bildgebungsverfahren zum Einsatz gebracht, das Aufnahmen mit höchster räumlicher Auflösung ermöglicht: die sogenannte STED-Mikroskopie. Bei der „Stimulated Emission Depletion“, so die Ausschreibung der Abkürzung, konnten mit Hilfe spezieller Fluoreszenzfarbstoffe einzelne Viruspartikel sichtbar gemacht werden. Auf der anderen Seite haben die STED-Aufnahmen auch gezeigt, dass die Viren an nicht geprägte Polymer-Partikel nur sehr selten binden. „Auch dieses Ergebnis konnte in der Studie erstmals visuell bestätigt werden“, sagt Michaelis. Die molekulare Prägung ist ein biotechnologisch und pharmazeutisch hochrelevantes Verfahren, um selektive Bindungsmaterialien maßgeschneidert herstellen zu können. „Das Besondere daran: Wir können damit künstliche Antikörper im Chemielabor herstellen und zwar in vielen Fällen, ohne dass dafür infektiöses Material notwendig ist“, so Mizaikoff. Denn in der Regel reicht es aus, ein häufig vorkommendes Protein aus der Virushülle als Templat, das heißt als ‚chemische Druckvorlage‘, zu verwenden. Auch von Vorteil: das Verfahren ist hochskalierbar, bietet sich also auch für die Produktion im industriellen Umfang an. Für das Projekt haben die Ulmer Forschenden mit dem regionalen Biotechnologieunternehmen Labor Dr. Merk & Kollegen GmbH in Ochsenhausen zusammengearbeitet. „Die Kooperation war sehr fruchtbar, hat uns das Unternehmen doch dabei unterstützt, konkrete Anwendungsfragen zu bearbeiten und Einsatzpotenziale zu sondieren“, so die Forscher. So eignen sich künstliche Antikörper für eine Vielzahl analytischer Verfahren. Durch die Fähigkeit zu r selektiven Erkennung können molekular geprägte Polymere beispielsweise zur An- und Abreicherung viraler Substanzen eingesetzt werden. Auch im Kontext von Diagnostik- und Nachweisverfahren sowie bei der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen kann das „molecular imprinting“ wertvolle Dienste leisten. Nicht zuletzt wird die Corona-Pandemie neue Wege zum Nachweis von SARS-CoV-2 forcieren, und auch andere Viren kann man damit aufspüren. Warum ist die Ulmer Studie wissenschaftlich so bedeutsam? „Das Forschungsgebiet der molekular geprägten Materialien ist nach wie vor nicht unumstritten, vor allem was die Kontrolle des Prägeprozesses und die Qualität der Rezeptormaterialien betrifft“, sagt Chemiker Boris Mizaikoff. Daher sei es immens wichtig, dieses komplexe Verfahren der Oberflächenmodifikation rational nachvollziehbar und reproduzierbar zu machen. „Ich denke, mit dieser Veröffentlichung ist uns dieser Nachweis eindrucksvoll gelungen“, sind sich die beiden Naturwissenschaftler einig. Die Fachzeitschrift Analytical Chemistry wird von der American Chemical Society herausgegeben und gilt als das höchstrangigste Fachjournal auf dem Gebiet der analytischen Chemie. Die Herausgeber haben dem Ulmer Forschungsprojekt aufgrund der thematischen Aktualität und Bedeutung das Titelblatt der entsprechenden Journal-Ausgabe gewidmet. Gefördert wurde die Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Projektes PROTSCAV II.



Theaterfreunde Ulm - Theater-Fundus 2Mia sind mehr - Kampagne der Stadt Neu-UlmStauferkrone 2026Sparkasse NU

Termine & Kino

weitere Termine
Donaubad Skyscraper - oben_neu
Dec 02

Da`s nix wird mit Continental: Stadt Neu-Ulm kauft Gewerbegrundstück im Illerpark zurück
Die Stadt Neu-Ulm hat das im Jahr 2019 an die Continental AG veräußerte Gewerbegrundstück im Bereich...weiterlesen


Dec 08

SEK der Polizei bei Erbach im Einsatz - und rammt Kleintransporter mit Verdächtigem von der Straße
Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) hat am Samstagabend bei Erbach einen Mann festgenommen. Nach einer...weiterlesen


Dec 08

Baustellen-Update für Ulm: B10 mit nächtlicher Vollsperrung und viele weitere Arbeits-Punkte
Das Baustellen-Update für kommende Woche ist wieder sehr umfangreich, unter anderem zur...weiterlesen


Dec 05

Steht der Bitcoin vor einem Comeback?
Rückblickend waren besonders die Entwicklungen des Bitcoins geprägt von vielen Extremen. Letztlich waren...weiterlesen


Dec 10

Hintergründe zum SEK-Einsatz werden nun klarer: SEK nimmt 43-Jährigen fest
Ein 43-jähriger Mann ist am Samstagabend in Erbach von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) festgenommen...weiterlesen


Dec 01

Dec 09

Wallstraßenbrücke im Ulmer Blaubeurer Ring/B10 wird scheibchenweise abgetragen
Die Wallstraßenbrücke und die Blaubeurer-Tor-Brücke sind seit vergangener Woche in Fahrtrichtung...weiterlesen


Dec 04

Tragischer Unfall: Fußgänger tödlich verunglückt
Zu einem tragischen Unfall ist es auf der Landesstraße zwischen Holzhausen und Unterberken gekommen. Ein...weiterlesen



Donaubad Skyscraper - oben_neu

 
© ulm-news.de, Nachrichten für Ulm und Umgebung   KONTAKT | FAQ | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ | Cookie Einstellungen anpassen nach oben