Ulm News, 23.04.2020 20:28
Unsolidarisch!
Der Drogeriemarkt Müller in der Hirschstraße öffnet seine Abteilungen, offenbar wie er will, Abt - ebenfalls zum Ulmer Unternehmen Müller gehörig - schließt erst auf Druck der Stadtverwaltung und das Bekleidungshaus Wöhrl klagt, damit es öffnen und Ware auf bis zu 800 Quadratmeter Fläche verkaufen darf. Sie mögen Recht haben oder bekommen, handeln aber nicht ulmisch. Sie handeln unsolidarisch, weil es dadurch andere Branchen, beispielsweise die Gastronomie, treffen kann.
Die Landesregierung hatte ein klares Ziel: Die Fußgängerzonen, die als Virenschleudern und Virenstreuer gelten, sollten nicht auf einen Schlag wieder so belebt werden wie in der Vor-Corona-Zeit. Daher die auf den ersten Blick unsinnig wirkende Anordnung, Ladengeschäfte dürfen nur bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern öffnen. Große Warenhäuser war die Öffnung nicht gestattet, auch wenn diese ihre Fläche auf 800 Quadratmeter reduzieren und die Fläche abtrennen.
Die Idee der Politik war, den Publikumsverkehr in den Fußgängerzonen langsam hoch zu fahren - auch wenn umgekehrt die kleinen Händler durchaus auch von der Magnetwirkung der großen Warenhaus profitieren.
Doch was geschieht in der Ulmer Hirschstraße? Das Unternehmen Müller legte für seinen Drogeriemarkt mit Audio-, Spielsachen-, Küchengeräte, - und Schreibwarenbedarf den Begriff Drogerie - ein systemrelevanter Bereich - locker aus und verkaufte bis vor dem Osterfest auch Spielsachen, was kleinen Spielwarenhändlern auch gut getan hätte. Diese Geschäfte blieben aber geschlossen. Als Grund gab das Unternehmen an, dass das Schreiben der Ulmer Stadtverwaltung, die anderen Abteilungen zu schließen, nicht rechtzeitig in der Firmenzentrale in Jungingen angekommen war. Man einigte sich dann doch darauf, das künftig nur der reine Drogeriebereich geöffnet werden darf, mit dem Ergebnis, dass doch wieder wieder mehrere Etagen und Bereiche geöffnet wurden.
Gegenüber in der Hirschstraße im Haus Abt, das ebenfalls zu Müller-Gruppe zählt, das gleiche Spiel. Das Haushaltswarengeschäft ist geöffnet, dann wieder geschlossen. Die Ulmer Stadtverwaltung wird von Jungingen aus gut beschäftigt, wobei die Frage bleibt: Treibt Müller diese Spielchen nur in Ulm oder reizt das Unternehmen seine Möglichkeiten auch in anderen Städten aus? Und. Warum hat ein Müller ein solches Vorgehen nötig? Benötigt das Unternehmen Geld?
Nebenan klagte das Bekleidungshaus Wöhrl auf Öffnung und Reduzierung auf unter 800 Quadratmeter - und bekam Recht. Aufgrund der Klagen wurden die Verordnungen geändert und große und kleine Geschäfte bis 800 Quadratmeter erlaubt, was sicherlich zu mehr Betrieb in den Fußgängerzogen führt.
Ob Wöhrl einen Verkauf auf 800 Quadratmeter zum Überleben braucht und sich eine solche Verkaufspolitik lohnt oder rechnet und wie das rechtlich zu würdigen ist, werden sich die Unternehmer sicherlich gut überlegt haben. Image förderlich dürfte es nicht sein.
Schlimmer noch könnten aber die Folgen sein, auch für andere Branchen. Schon jetzt befürchten die Virologen, dass durch die Lockerungen und auch immer besser frequentierte Fußgängerzonen die Zahl der Corona-Infizierten wieder in einen gefährlichen Bereich steigen kann.
Darauf müsste die Politik reagieren. Das wird sie vermutlich nicht mit der Zurücknahme bestehender Lockerungen tun, sondern mit einem Aufschieben der nächsten geplanten Lockerungen, beispielsweise dem schrittweisen Öffnen der Gastronomie und Hotelerie.
Wenn die Fallzahlen wieder steigen sollten, wird schwerlich ein weiterer riskanter Bereich wie die Gastronomie geöffnte werden. Dann müssten Gastronomen und Hoteliers, die als erste in den Corona-Zwangspause geschickt wurden und von denen sich viele in wir
tschaftlichen Schwierigkeiten befinden, noch länger darauf warten, ihre Betriebe wieder zu öffnen. Daran mitbeteiligt wären dann Unternehmen wie Wöhrl oder Müller, denen es nicht schnell genug gehen kann und denen das eigene Hemd in diesem Fall am nächsten ist. Dabei bräuchte es jetzt einfach ein wenig Solidarität.
Text: Ralf Grimminger




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