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Ulm News, 19.11.2019 11:45

19. November 2019 von Ralf Grimminger
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20 Jahre NeuroPoint Akademie: Gute Informationen helfen Patienten und Gesundheitssystem


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Beschreibung: Professorin Christine von Arnim, Chefärztin an der Uniklinik in Göttingen, sprach über verschiedene Forschungen und Studien über Demenz.

Fotograf: Ralf Grimminger

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Über Therapiemöglichkeiten, Therapietreue und den alltäglichen Umgang mit chronischen Krankheiten ging es bei der Vortragsveranstaltung anlässlich 20 Jahre NeuroPoint Akademie im gut besuchten Stadthaus in Ulm. Alle Referenten hoben auch die Weitsicht von Dr. Michael Lang, Ulmer Neurologe und Leiter der Akademie, hervor. Dieser begann vor über 20 Jahren, seine Patienten in speziellen Seminaren über den Umgang mit ihrer schweren Krankheit zu informieren. Neuerdings halten Arzt und Patient auch über eine APP engen Kontakt.

Der Ulmer Neurologe Dr. Michael Lang warnte eingangs, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland „nicht automatisch läuft“. Noch bekomme hierzulande jeder die Behandlung, die er benötige, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Die Gesundheitsversorgung im Land sei aber durch Budgets und Pauschalen in Gefahr, weil „viel Geld verschwendet wird“. „In Deutschland werden im Jahr Medikamente für zwei Milliarden Euro weggeworfen“, ergänzte Lang. Beispielsweise kosteten Arzneien für einen MS-Kranken bis zu 30 000 Euro in Jahr. „Wenn diese teuren Medikamente nicht eingenommen werden, schadet der Patient nicht nur sich, sondern auch das Gesundheitssystem und die Allgemeinheit“, sagte Lang. Daher habe er schon vor über 20 Jahren damit begonnen, mit der NeuroPoint-Akademie Patienten über ihre Krankheit zu informieren und im Umgang daran zu schulen.
Pro Jahr veranstaltet NeuroPoint 130 kostenlose Seminare und informiert rund 3000 Patienten aus ganz Süddeutschland über ihre Erkrankung. Mit Erfolg, denn die NeuroPoint-Patienten weisen eine Therapietreue von 95 Prozent auf. „Das ist bundesweit einmalig“, betonte Lang stolz.
Die technische Weiterentwicklung der Kommunikation zwischen Arzt und Patient sei nun die kostenlose APP „PatientConcept“. In seinem Grußwort lobte der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch den Neurologen, der konsequent nach neuen Wegen für die stete Verbesserung der Zusammenarbeit von Patient und Arzt suche. Schon frühzeitig habe Dr. Michael Lang in diesem Bereich auf die Digitalisierung gesetzt und eine APP entwickelt. „Innovation in diesem Bereich hat einen Namen: Dr. Michael Lang“, so der Ulmer Rathauschef.
„Michael Lang war mit seiner Patientenakademie der Zeit weit voraus“, ergänzte Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach, indem sie auf die wirtschaftliche Bedeutung eines gut informierten Patienten auch für eine Krankenkasse hinwies. Erst vor einigen Jahren habe die Bundesregierung entsprechende Gremien ins Leben gerufen, die nun versuchen, die Gesundheitskompetenz der Patienten zu verbessern. „Nicht genommene Medikamente verursachen bis zu fünf Prozent der Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung in Deutschland“, so Sabine Schwenk. Während bundesweit nur 50 Prozent der Patienten ihre Medikamente regelmäßig einnähmen, werde bei den NeuroPoint-Patienten eine Therapietreue von 95 Prozent festgestellt. Der enge Kontakt zwischen Arzt und Patient spare nicht nur Geld, sondern beuge auch Problemen in der Therapie vor, weil der Arzt immer darüber informiert ist, wie und ob der Patient seine Aufgaben erfüllt.
Martin Mayr, Chef der NeuroSys GmbH in Ulm, die die von Dr. Michael Lang erdachte „PatientConcept“-APP entwickelt, zeigte auf, welche Anforderungen dieser smarte Patientenbegleiter erfüllen muss. Eine Patienten-APP, die künftig vom Arzt verschrieben werden darf und von der Krankenkasse bezahlt wird, müsste die Wünsche von Arzt, Patient, Krankenkasse, Pharmaindustrie, Softwareentwicklern und Telefonherstellern sowie hohe Sicherheitanforderungen berücksichtigen. „Das ist nicht einfach und eine Herausforderung. Wir sind aber auf einem guten Weg“, versicherte der Ingenieur. Die kostenlose „PatientConcept“-APP, die für Mayr jetzt schon ein „Meilenstein“ ist, wird bereits von über 3000 Patienten und Ärzten erfolgreich genutzt .
Anschließ end informierte die Professorin Christine von Arnim, Chefärztin an der Uniklinik in Göttingen, über verschiedene Forschungen und Studien über Demenz. Ihr Fazit: Bezüglich dieser Krankheit bewege sich viel, ein richtungsweisender Weg für die Therapie gebe es momentan aber noch nicht. Sie sieht allerdings bei der Krankheit Demenz „Licht am Horizont“.
In seinem unterhaltsamen Vortrag referierte Professor Volker Limmrodt über „Lifestyle und chronische Krankheiten“. Was darf man? Was sollte man lassen bei Multipler Sklerose (MS)? Grundsätzlich sei gesunde Ernährung sinnvoll, Kaffee schütze sogar vor MS. Selbst Alkohol in Maßen sei in Ordnung, sagte der Medziner aus Köln. Negativ auf den Verlauf chronischer Krankheiten wirke sich allerdings hoher Konsum von Salz und Übergewicht aus. Rauchen verringere die Lebenserwartung von MS-Kranken und Kiffen – oft auch bei Multipler Sklerose als Therapie im Gespräch – führe schon nach zwölf Monaten zu kognitiven Einschränkungen. „Kiffen macht das Gedächtnis schlechter. Kiffen macht doof“, schloss Dr. Limrodt.
Professor Manfred Spitzer stellte in seinem Vortrag das menschliche Gehirn den Leistungen von Computern und Künstlicher Intelligenz (KI) gegenüber. Die Computer leisteten bereits heute Unglaubliches, er warnte allerdings davor diesen zu viel Verantwortung zu überlassen -und das Gehirn zu vernachlässigen, das unerschöpfliche Kapazitäten habe, aber stets trainiert werden müsse. „Das Gehirn ist nie voll, die Festplatte schon“, stellte er trocken fest, und: „Das menschliche Gehirn wird immer besser, je öfter es benutzt wird“. Die Schule sei daher die beste Demenzprophylaxe. Ales, was man als Kind nicht gelernt habe, erschwere außerdem das Lernen später. Entscheidend sei daher das „auftrainieren“.
Skeptisch sieht der Ulmer Wissenschaftler die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und die Macht der Algoriythmen. KI scheitere gegenwärtig auch noch an ethischen und moralischen Entscheidungen. Auch warnte er vor Entscheidungen von Algoriythmen, die die Wahrscheinlichkeiten von Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten errechnen und vorgeben. „Allzu oft werden hier Vorurteile einfach nur gefährlich verstärkt“, so Spitzer. Nicht einverstanden zeigte sich der Wissenschaftler und Buchautor über die Mechanismen von KI, Twitter und Facebook. Hass-Sprache in den sozialen Medien führe erwiesenermaßen zu Gewalttaten bis hin zur Gefährdung der Demokratie, referierte Spitzer. „Twitter ist ein Gerüchteturbo“.
Sein kritisches Fazit zu den rasanten digitalen Entwicklungen: „Es liegt an uns, ob wir das Verstehen abschaffen wollen. Damit würden wir langfristig unsere Bildung und auch den Fortschritt abschaffen“.

20 Jahre NeuroPoint in Zahlen

100 000 Patienten seit 30 Jahren 

3000 Patienten pro Jahr bei Seminaren

130 Veranstaltungen pro Jahr

20 Ärzteschulungen pro Jahr

32 eigene Forschungsprojekte zur Multiplen Sklerose

125 Publikationen von NeuroPoint-Ärzten

10 abgeschlossene und 9 laufenden Doktorarbeiten  



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