Ulm News, 11.11.2019 12:14
Klinikärzte üben für den Massenanfall von Verletzten
Zweieinhalb Tage lang übten am Wochenende im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus Ärzte aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie sie strategisch sinnvoll reagieren, wenn ihre Klinik plötzlich mit einer Vielzahl von Patienten konfrontiert wird. 
Text/Foto: Thomas Heckmann
In dem neuartigen Intensivkurs „Terror and Disaster Surgical Care“ wechselten sich Vorträge und Übungen ab, die von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und dem Sanitätsdienst der Bundeswehr entwickelt wurden, auch ganz maßgeblich durch Ulmer Ärzte. Bedrohungen, die vor zehn Jahren in Mitteleuropa noch keine Rolle spielten, wie Terroranschläge, aber auch klassische Großunfälle wie ein Busunfall am Wochenende in der Nähe von Hamburg, müssen nach der Erstversorgung der Verletzten vor Ort dann in der Klinik weiter fortgeführt werden. Da die Kliniken und deren Notaufnahmen auch schon im Normalbetrieb stark ausgelastet sind, sind solche zum Glück seltenen Großereignisse eine ganz besondere Herausforderung für das Führungspersonal im Krankenhaus. In Vorträgen haben die Referenten Kenntnisse über Besonderheiten bei Schuss- oder Explosionsverletzungen vermittelt, die Erfahrungen der Ulmer BwK-Ärzte aus den Krisengebieten der Welt bringen hier viel Fachwissen zurück nach Deutschland. Neben den medizinischen Entscheidungen müssen aber auch taktischen Entscheidungen gefällt werden. Personal und Räumlichkeiten sind bei solchen Ereignissen mit der Masse an Patienten überfordert, es gibt dann einfach nicht genug Operationssäle. Doch wie können die vorhandenen Möglichkeiten optimal für alle Patienten genutzt werden? Welche Maßnahmen sofort notwendig sind und welche Tätigkeiten auch später noch nachgeholt werden können, kann man zwar besprechen, aber bei einer Übung wird es viel realistischer. Die Entwickler des Kurses sind dabei auf ein Brettspiel gekommen. Das Spielbrett zeigt ein normales Krankenhaus mit Notaufnahme, Intensivstation, Operationssälen und Röntgenapparaten, dazu dann noch eine gewöhnliche Personalausstattung mit Ärzten und Pflegern. In den ersten rund eineinhalbstündigen Spielrunden sitzen jeweils drei Spieler gemeinsam mit einem Tutor um das Brett und spielen die normalen Abläufe durch. Patienten kommen in die Klinik oder werden vom Rettungsdienst gebracht und haben ihre individuellen Beschwerden, die Untersuchungen und Behandlungen notwendig machen. In den weiteren Spielrunden kommen dann immer mehr Patienten, plötzlich wird es eng, Patienten müssen verlegt werden oder man hat nicht mehr genug Ärzte für alle Untersuchungen, die wünschenswert wären. Dann kommt es zu einem Unfall auf einem Stadtfest und fünf weitere Patienten stehen plötzlich an der Theke der Notaufnahme. Der Rettungsdienst bringt mehr und mehr Patienten. Doch es ist alles nur ein Spiel. Ereigniskarten wie bei Monopoly bringen zusätzliche alltägliche Probleme oder Glücksfälle: Operationsbesteck kommt nicht rechtzeitig aus der Sterilisationsanlage und die Operation verzögert sich. Aber die Spielgruppe kann auch Glück haben und zieht eine Karte, die ihnen einen Arzt mehr in der Notaufnahme beschert. Wie realistisch die Abläufe und Probleme sind, sieht man an den Gesichtern der übenden Ärzte, denn wenn am Anfang noch gelacht und gescherzt wird, werden die Gespräche rund um das Spielbrett von Runde zu Runde immer knapper und zielorientierter, die Gesichtszüge sind deutlich angestrengter, Oberärzte und Chefärzte geraten an einem Spielbrett unter Stress. Genau das ist das Ziel des Kurses: Die Entscheider in den Kliniken sollen Abläufe kennenlernen, die sie sonst nie erleben. In den Vorträgen bekommen sie dazu ein Handlungsgerüst, mit dem sie im Ernstfall schnelle Entscheidungen zum Wohl der Patienten treffen k önnen.




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