Ulm News, 20.11.2018 16:37
Der Finanzberater des Vertrauens ist (fast) unabhängig
Unabhängigkeit ist ein großes Wort. Aber es ist dies nicht umsonst, denn schließlich steht es ja für ein wiederum großes Gut, welches zu besitzen, nicht viele Menschen wirklich von sich behaupten können. Und abgesehen davon: Unabhängigkeit als etwas Absolutes gibt es in der humanen Welt ohnehin nicht, hat es noch nie gegeben und wird vermutlich auch nie geben, solange Menschen auf diesem Planeten das Sagen haben.
In der Wirtschaft, und in unserem Fall vor allem in der Finanzbranche, gilt dies umso mehr: Verträge, Geldströme und Risiken haben wirtschaftliche Akteure schon immer - je nach politischer Lage mal mehr, mal weniger - zu abhängig Handelnden gemacht. Desto weniger verwundert es insofern, dass Unabhängigkeit seit je her so hoch »gehandelt« und in jedem erdenklichen Kontext schnellt und lautstark proklamiert wird. In diesem Artikel stellt sich vor allem die Frage, welche Rolle Unabhängigkeit im Kontext der Finanz- und Vermögensberatung spielt.
Was ist abhängige Finanzberatung
Was Unabhängigkeit in der Finanzwelt, genauer: in der Finanz- und Vermögensberatung, bedeutet, soll hier gleichsam ex negativo klären: Was bedeutet es also zunächst einmal, eine abhängige Finanzberatung in Anspruch zu nehmen?
Die meisten von werden dies sehr gut kennen: Man möchte etwas zur Seite legen, ein wenig investieren, sparen oder etwas finanzieren und überlegt sich, wie man seine Finanzen besser ordnen, das heißt vor allem: vermehren oder zumindest sicherstellen kann. Und dann geht man freilich allererst zu der Hausbank seines Vertrauens - beispielsweise: in eine Sparkasse - und lässt sich von einem dort angestellten Berater aufklären. Doch bereits hier beginnen schon die Schwierigkeiten: Der Bankberater ist nicht unabhängig. Zum einen ist er angestellt, was bedeutetet, dass er im Interesse seiner Bank und den Geschäftspartnern handeln muss; bei der Auswahl von etwaigen Investitionsprodukten wie Aktien oder Fonds kann er keineswegs auf die ganze Marktbreite zurückgreifen, sondern muss ausschließlich diejenigen Produkte anbieten, die von Emittenten stammen, mit denen sein Arbeitgeber Verträge abgeschlossen hat - und zwar unabhängig davon, ob die Produkte gut zum jeweiligen Kundenprofil passen oder nicht.
Zum anderen ist der Bankberater aber auch abhängig von der Provision, die ihm sein Arbeitgeber und die Produktlieferanten zahlen und auf die er zur Sicherung seines materiellen Lebens notwendig angewiesen ist, da sein Grundgehalt oftmals verschwindend gering ausfällt. Und freilich werden diese Provisionen - etwa in Gestalt sogenannter Vertriebsfolgeprovisionen - »in the long run« auf die Kunden umgelegt. In der Konsequenz sinken deshalb die Investitionsgewinne. Der abhängige Bankberater befindet sich demnach stets in einem regelrechten Interessenskonflikt und muss seine Kunden nach § 34 f GewO auch zu Beginn einer Beratung genau darüber aufklären.
Vorteile einer sogenannten unabhängigen Finanzberatung
Es liegt auf der Hand, dass auch ein sogenannter »unabhängiger Finanzberater« natürlich niemals wirklich unabhängig ist bzw. sein kann: Auch er muss Gewinne erwirtschaften; auch er muss seine Honorare im Blick haben; und schließlich ist auch er von den Marktentwicklungen und der allgemeinen konjunkturellen Lage abhängig. Gleichwohl hat er im Vergleich zu herkömmlichen Beratern in einigen zentralen Punkten sicherlich weitaus mehr Handlungsspielraum. Dies gilt schon für die Auswahl der Investmentprodukte, die er seinen Kunden anbieten kann.
Unabhängige Finanzberater sind nicht an bestimmte, exklusive Produktlieferanten gebunden, sondern können sozusagen aus der ganzen Marktvielfalt schöpfen. Dadurch können die Kunden viel individueller und bedarfsgerechter beraten werden, als dies im Rahmen einer Beratung in einer Hausbank jemals möglich wäre.
Darüber hinaus ist er nicht abhängig von Provisionen. Seine Gewinne erwirtschaftet er nämlich dadurch, dass er für Beratungsleistungen einmalige Honorare in Rechnung stellt. Damit fallen auch keine Vertriebsfolgeprovisionen und desgleichen mehr an.
Folglich kann man sagen, dass auch ein so genannter unabhängiger Finanzberater zwar nicht gänzlich frei von etwaigen Zwängen ist, aber in Relation zur sogenannten »abhängigen Finanz- und Anlageberatung« faktisch doch weitaus mehr Handlungsspielräume zur Verfügung hat, die im Endeffekt einer individuelleren, bedarfsgerechteren Beratung der Kunden zugutekommen sollten.




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