Ulm News, 01.02.2011 10:45
Heroin fordert die meisten Drogentoten - Sechs Tote im Jahr 2010 in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis
Anfang Januar hat das Innenministerium Baden-Württemberg berichtet, dass letztes Jahr in Baden-Württemberg 168 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben sind. Die Polizeidirektion Ulm verzeichnete 2010 in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis, ihrem Zuständigkeitsbereich, sechs Drogentote.
Zwischen 2001 und 2010 waren es insgesamt 41 solche Todesfälle. 2005 starb ein Mensch, die niedrigste Zahl dieser traurigen Statistik, im Jahr 2004 starben am meisten Menschen: Sieben Drogentote verzeichnet die Statistik.
Am häufigsten war im Zusammenhang mit den Todesfällen Heroin konsumiert worden. „Aus der Zahl der Drogentoten lässt sich nicht ableiten, dass besonders viel Rauschgift verfügbar wäre“, erklärt Manfred Wogrin, Rauschgiftermittler bei der Kriminalpolizei Ulm. Die langjährige Erfahrung der Fahnder zeige, dass gerade nach Zeiten knapper Verfügbarkeit mehr Drogentote zu verzeichnen sind. „Der Körper stellt sich um, wenn er weniger oder kein Gift mehr verarbeiten muss.
Bekommt er dann die einst gewohnte Dosis, ist der Organismus schnell überfordert“, so Wogrin weiter. Häufig versage dann die Atmung. Drogenabhängige konsumierten zumeist auch Alkohol oder missbrauchten Medikamente als Ersatz. Solcher Misch- oder Beikonsum verstärke das Risiko massiv, so der Experte. Ähnlich gravierend seien die Folgen, wenn Drogen mit besonders hohem Wirkstoffgehalt auftauchten.
„Das zeigte im Frühjahr 2008, als binnen weniger Wochen fünf Menschen nach dem Konsum hoch konzentrierten Heroins verstarben. Rettungsdienste und Notärzte mussten zudem mehreren kollabierten Drogenkonsumenten das Leben retten“, erinnert sich der Ermittler. Mit einem immensen Aufwand an Zeit und Personal gelang es der Ulmer Polizei mit Unterstützung weiterer Dienststellen, diesen Drogenhändlerring im Sommer auszuheben und feste Strukturen zu verhindern. Die Fahnder nahmen zwölf Verdächtige fest, durchsuchten 32 Objekte und stellten neben 125 Gramm Heroin auch Amphetamin, Ecstasy, Haschisch, Marihuana und mutmaßliches Dealergeld sicher. Drogenmissbrauch ist ein Problem, dass die gesamte Gesellschaft angeht.
Dazu zählt auch der unkritische Umgang mit legalen Drogen wie Alkohol. Neben allgemein akzeptierten Trinkgewohnheiten ist zunehmend exzessives Trinken zu beobachten, besonders bei jungen Menschen. Wie beim Konsum illegaler Drogen steht beim sogenannten Komasaufen nicht der geschmackliche Genuss im Vordergrund, sondern das Streben nach dem Rausch. So erklärt sich auch die Nachfrage nach immer wieder neuen Mixturen wie Spice.
Mit ihnen versuchen Geschäftemacher, das Betäubungsmittelgesetz zu unterlaufen. Dem Missbrauch illegaler Drogen soll ein Konzept mit mehreren Säulen entgegenwirken. In der ersten Säule arbeitet ein Netzwerk eng zusammen, um aufzuklären und vorzubeugen. Dazu zählen Polizei, Kommunen, Schulen, Suchthilfeeinrichtungen wie die Drogenhilfe Ulm/Alb-Donau e.V. und der Suchtbeirat. Strafverfolgung oder Repression bilden die zweite Säule. Mit starker Präsenz und hohem Kontrolldruck an möglichen Kontaktstellen bekämpfen Schutz- und Kriminalpolizei die Rauschgiftkriminalität in Ulm und im Alb-Donau-Kreis.
Dazu kommen aufwändige und personalintensive Ermittlungen. Denn neben Kleindealern und Konsumenten, die ihre Sucht häufig durch Diebstähle und andere Straftaten finanzieren, sollen gerade die gewerbsmäßigen Händler und Hintermänner der organisierten Kriminalität dingfest gemacht werden. Sie bereichern sich am Elend der Abhängigen.
Der Fachjargon der Polizei spricht bei der Rauschgiftkriminalität von Holkriminalität. Das bedeutet, viele Kontrollen und intensive Ermittlungen sind erforderlich, um das Dunkelfeld aufzuhellen und Täter zu ermitteln. 2010 stellten Fahnder der Polizeidirektion Ulm dabei über 2600 G
ramm Marihuana, mehr als zwei Kilogramm Heroin und weitere verbotene Rauschgifte sicher. Die Arbeit der Polizei ist eng verzahnt mit der Arbeit von Staatsanwaltschaft und Gerichten, die nach Straftaten Sanktionen aussprechen. In der dritten Säule stehen Therapie und Substitution, also die Abgabe von Ersatzstoffen, um einen Ausstieg aus der Sucht zu erreichen. Als vierte Säule soll auch in Ulm die staatlich kontrollierte Abgabe von Rauschgift hinzukommen.
Ein komplexes Vorhaben, dessen praktische Umsetzung aber noch der Abstimmung bedarf.









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