Bob Dylan und Band begeistern 3700 Fans in der ratiopharm arena in Neu-Ulm

Bob Dylan, seit 1988 auf seiner „Never Ending Tour“ kam direkt von Zürich zum Konzert am Donnerstag nach Neu-Ulm. Es folgen Auftritte in den nächsten Tagen in Salzburg, Tschechien, dann Wien. Leipzig, Oberhausen, Bielefeld. So geht es weiter kreuz und quer im Nightliner durch Europa. Der 76-jährige Weltstar absolviert im hohen Alter ein sehr anstrengendes Tourprogramm. 26 Konzerte sind es jetzt im Frühling, insgesamt spielt der Meister weltweit immer noch rund 100 Konzerte im Jahr.
In Neu-Ulm legte der Literatur-Nobelpreisträger mit seiner fünfköpfigen Band auf der im Stile eines Nachtclubs mit Samtvorhängen und großen, auf alt getrimmten Scheinwerfern ausgestatteten Bühne pünktlich um 20 Uhr los. Dylan begann mit „Things have changed“. Mag sein, dass sich einiges geändert hat, der Ablauf der Dylan-Konzerte jedenfalls nicht. Fotografieren bleibt verboten, sowohl das professionelle Fotografieren als auch die lästige Handyfilmerei. Zudem verweigert sich Dylan konsequent seit Jahrzehnten den Publikumswünschen, spielt daher nur ganz wenige seiner Allzeitevergreens und wenn dann stark verfremdet, mit anderem Rhythmus oder ungewohnten Gesangslinien. Notorische Mitklatscher bringt die Band schnell mit Tempiwechseln aus dem Takt. Aber wie gruselig es wäre es, wenn 3700 Leute in der Arena gemeinsam wie weiland am Lagerfeuer „Blowin in the Wind“ singen?
Und dann spricht Bob Dylan nicht. Keine Geste zum oder ins Publikum, kein Blickkontakt. Nichts. Bob Dylan spielt meist hinter seinem Flügel und singt dazu. Bob Dylan muss sich zu nichts mehr äußern. Schließlich hat er in den letzten 50 Jahren mit seinen Liedern alles gesagt. So war dann das zweite Lied, der Gassenhauer „Don’t think twice, it’s all right“ auch schon stark verfremdet, aber sehr bejubelt.
Ohne Pause, Licht aus, Licht an ging es so durch das zunächst recht countrylastige Repertoire, was bei einigen Zuhörern für lange Gesichter sorgte. So gerieten einige Songs seines aktuellen American Songbook-Albums zu Hightlights des Konzerts. Mit „Melancholy Mood“ ehrte er Frank Sinatra. Sehr gefühlvoll und unter die Haut gehend dann und mit einer leise spielenden Band „Once Upon a Time“, das Original ist aus dem Jahr 1962 und stammt von Tony Bennett. Hier stand Bob Dylan, dem das Gehen erkennbar Probleme bereitet, in der Mitte der Bühne am Mikrofon, an dem er sich mit der linken, stark zitternden Hand festhielt. Oder umgekehrt die Hand am Mikro stabilisierte. Insgesamt bei nur drei Songs präsentierte er sich so dem Publikum, sonst blieb er hinter dem Klavier.  „Autumn Leaves“ war dann eher wieder gewöhnungsbedürftig.
Eine Klasse für sich waren aber auch die Dylan-Klassiker „Desolation Row“ , „Highway 61 Revisited“, das rock’n rollige „Thunder On The Mountain“ und das berührende, mit brüchiger Dylan-Stimme vorgetragene „Love Sick“. Die Band spielte das abwechslungsreiche Konzert exakt wie ein Uhrwerk und vielfältig vom Blues über Rock’n Roll, Folk und Country. Ungewöhnlich: Bob Dylan zupfte bei keinem Lied die Gitarre und weder er noch seine Musiker spielten die Harp, deren Klang so viele Dylan-Songs prägt.
Dylan sang als erste Zugabe „Blowin in the Wind“ – und ließ dem Publikum natürlich keine Chance mitzusingen. Dann der Schlussakkord mit dem herausragenden „The Ballad of a Thin Man“ eines hervorragenden, gut 90-minüti gen Auftritts des legendären Musikers und Nobelpreisträgers in Neu-Ulm.
Die Mundha rmonika und alle Dylan-Evergreens, s o wie man sie eben kennt und gerne hört, spielte übrigens ein Straßenmusiker nach dem Konzert vor der Arena. Hunderte Zuhörer waren begeistert.