Ulm News, 12.04.2018 16:12
Dunkel war's!


Beschreibung: Dunkelkonzert im Stadthaus in Ulm.
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Fotograf: Ralf Grimminger
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Der erste Dunkelkonzert in Ulm wurde von den 100 Zuhörern im vollständig abgedunkelten Stadthaus-Saal mit lautem Beifall gefeiert. Das Konzert, eine sinnliche, ja fast körperliche Erfahrung, fand im Rahmen des Neue Musik-Festivals "Stimmung" im Stadthaus statt, das noch weitere Konzert am Freitag und am Samstag im Programm hat.
Die Vorbereitungen für das "Dunkelkonzert" des Komponisten Georg Friedrich Haas waren nicht ohne. Die Haustechniker mussten zuvor den Saal im Stadthaus vollkommen verdunkeln. Dazu wurden auch kleinste Lichtritzen abgeklebt und die technischen Geräte, wie Fluchtwegehinweiser deaktiviert. Das wiederum hatte zur Folge, dass im Saal nur 100 statt der üblichen bis zu 500 Zuhörer aus feuerpolizeilicher Sicht erlaubt waren. Schließlich waren aufgrund der Dunkelheit keine Fluchtwege zu erkennen und Türspalte überklebt. Die Beschränklung auf 100 Zuhörer hatte wiederum zur Folge, dass viele Interessierte kein Ticket mehr bekamen und sich etwas verärgert draußen in der Dämmerung auf den Heimweg ohne Dunkelkonzert begeben mussten.
Im Saal wurde jedem Zuhörer - für Notfälle - eine Spielzeugtaschenlampe mit 25 jahre Stadthaus-Branding ausgehändigt. Aucgh Handys mussten, um Nachrichten-Beleuchtungen zu unterbinden, ausgeschaltet werden. Nach einer dreiminütigen Dunkeltestphase rannten einige Zuhörer noch panisch zu Toilette, wohlwissend, dass in den kommenden 38 Minuten Dunkelkonzert nichts mehr gehen und nur noch die Musik im Fluss sein sollte. In völliger Dunkelheit blieb selbst der Weg zum Klo im Dunkeln verwehrt.
Dann endlich zeigte sich das String Quartett des Ensembles European Music Project auf der Bühne. Das Licht wurde gedimmt und schließlich komplett ausgeschaltet. Im Saal war es stockdunkel, man sah nichts, rein gar nichts. Auch wenn man sich anstrengte. Allein diese völlige Dunkelheit war aufgrund der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung schon ein erstes Aha-Erlebnis. Zudem herrschte eine gespannte Stille im Saal.
Unter der Leitung von Paraskevi Kontogianna begannen die Musiker, das Streichquartett No. 10 des österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas zu intonieren. Dies taten auch sie in absoluter Dunkelheit, weshalb die Leistung der Musiker, die das Stück zuvor auswendig lernen mussten und weder auf Notenblätter noch zum Musikerkollegen blicken konnten, nicht hoch genug bewerten lasst.
Die Zuhörer hörten nun in völliger Dunkelheit einen Soundtrack für ihren ganz speziellen Film. Die Vorstellung, Gedanken und Phantasien wurden durch die Musik, die Stille und die Dunkelheit bei jedem ganz individuell angeregt. Das Streichquartett, das auf Soli verzichtete und stets gemeinsam spielte, schuf 38 Minuten lang zarte Klänge, heftige Klangwände, harmonisch, dann wieder ein wenig dissonant. Als Zuhörer meinte man, leichte Winde, dann Stürme zu spüren, Verkehrs- oder Alltagslärm herauszuhören oder dann wieder wilden Wellengang zu erleben. Leicht dissonante Klangwände verursachten Unwohlsein, bei manchen möglicherweise auch leichte Angstzustände.
Musikalisch gesehen war das Streichquartett No. 10 nun nicht unbedingt ein herausragendes musikalisches Ereignis. In Verbindung mit der Situation, der völligen Dunkelheit, schuf das 38-minütige Konzert, das im übrigen sehr schnell und kurzweilig an einem vorbeiflog, ein völlig neues Hörerlebnis. Musik für viele Sinne, ja Musik, die zudem fast körperlich erlebt und gespürt wird.
War es Erleichterung, war es das Entladen der Spannung? Die Zuhörer applaudierten nach dem Konzert, das durchaus die richtige Länge für dieses Experiment hatte, den Musikern im dann wieder erhellten Saal begeistert, lang, laut und stehend zu. Ein Dank für ein spezielles Hör-und Klangerlebnis.
Das Neue Musik-Festival und weitere Konzerte
Es gibt noch Karten für die beiden letzten Konzerte des Neue Musik-Festivals im Stadthaus, und zwar für den Abend am Freitag, 13. April, 19 Uhr, unter dem Thema Raumklänge mit
Werken von Peter Eötvös, Brigitta Muntendorf, Anna Thorwaldsdottir u.a., mit Esther Kretzinger (Sopran), dem Ensemble "consord", Münster, und dem European Music Project, Ltg. Paraskevi Kontogianni.
Tickets gibt es auch noch für das Abschlusskonzert am Samstag, 14. April, 19 Uhr, das unter dem Thema "Stimung" steht. Aufgeführt werden Werke von Toru Takemitsu und Fazil Say mit SchülerInnen der Musikschule Ulm, Werken von Arvo Pärt, John Tavener, Gavin Bryars u.a. mit dem vokalensemble ulmer münster unter der Leitung von Friedemann J. Wieland, verbunden durch "Knee-Plays of Penikese" von Laurie Schwartz (UA) mit Lenka Zupkova (Violine), Antonis Anissegos (Klavier) und Jürgen Grözinger (Perkussion), sowie - nach dem Wechsel ins Ulmer Münster - Werken von Carlo Gesualdo und Karlheinz Stockhausen mit Voxnova Italia, Ltg. Nicholas Isherwood.
Außerdem gibt es ein 25-Jubiläumsspecial (25 Jahre Stadthaus Ulm) für alle unter 25 Jahre: 5 €uro.









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