Ulm News, 10.01.2011 16:00
Solarenergie ist in der Region ein großes Thema
Im Ulmer Stadtteil Eggingen hat die EnBW im vergangenen Jahr einen der größten Solarparks in Baden- Württemberg eingeweiht. Der Solarpark wird mit einer Leistung von 6,5 Megawatt jährlich rund 6,9 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit können rund 2000 Haushalte versorgt und rund 4000 Tonnen CO2 eingespart werden. Das Thema Solar wird in der Region sehr groß geschrieben, auch wenn die staatlichen Förderungen jetzt gekürzt wurden.
Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Annette Schavan, die die Kürzungen der Solarförderung als Regierungsmitglied mittrug, sagte bei der Einweihung der Fotovoltaikanalge auf der früheren Mülldeponie Eggingen: „Der Solarpark ist ein Beispiel dafür, wie im Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und nicht zuletzt der Bürgerschaft einer Region innovative und zukunftweisende Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Ich bin davon überzeugt, dass der Umbau der Energieversorgung zu den technisch und intellektuell interessantesten Aufgaben unserer Zeit gehört.“
Klare Ziele gab Stefan Thiele, Sprecher der Geschäftsführung der EnBW Erneuerbare Energien GmbH, vor. Denn mit der Inbetriebnahme des Solarparks in Eggingen erhöhte die EnBW ihre Leistung im Bereich Fotovoltaik auf rund zehn Megawatt. Dieser Bereich soll weiter ausgebaut werden, und zwar nicht auf der flachen Wiese. „Wir setzen auf die Projektentwicklung von Deponie- und Konversionsflächen sowie großen Dachflächen“, erklärte Stefan Thiele.
Damit sprach er auch Heinz Seiffert, Landrat des Alb-Donau-Kreises, aus dem Herzen. „Dieser neue Solarpark auf einer ehemaligen Deponie ist ein Musterbeispiel für eine intelligente Flächennutzung und ein wichtiger Beitrag für einen sinnvollen Energiemix“, sagte Seiffert bei der Einweihung des Solarparks, der innerhalb von nur drei Monaten Bauzeit auf der ehemaligen Hausmülldeponie errichtet wurde. Auf der rund neun Hektar großen Fläche verwendet die EnBW polykristalline Fotovoltaik- Module des Herstellers Solarfun und Zentralwechselrichter von Siemens. Die Errichtung des Solarparks erfolgte in Kooperation mit dem mittelständischen Solarunternehmen Bayer & Raach aus Zwiefalten. Ziel der EnBW ist es, den Anteil der Erneuerbaren Energien im Energiemix der EnBW bis zum Jahr 2020 auf rund 20 Prozent zu erhöhen.
Doch in Ulm und Umgebung gibt es noch weitere große Solarparks. Mit 62 000 Solarmodulen wurden rund 18 Hektar bei Staig-Altheim bestückt. Das Gelände liegt auf dem früheren Südpetrol-Gelände und gehört dem Mineralölkonzern Agip. Dieser verpachtet das Gelände für den Solarpark. Die Fotovoltaikanlage ist seit Mai am Netz. Sie hat eine Leistung von 4,5 Megawatt, damit können rund 1100 Haushalte mit Strom versorgt werden. Der Strom wird über eine 2,5 Kilometer lange Leitung nach Humlangen ins Netz eingespeist.
In diesem Jahr wurden oder werden außerdem Solarparks in Erbach mit einer Leistung von vier Megawatt, in Asch und Gerhausen mit jeweils zirka drei Megawatt, in Justingen mit vier Megawatt sowie in Lonsee und Amstetten gebaut. Seit einigen Jahren versorgt der Energiepark Schwäbische Alb in Suppingen, der jährlich rund 1,6 Megawatt produziert, rund 400 Haushalte mit Strom. Der Park wird von 73 Gesellschaftern betrieben.
Geschäftsführer ist Rolf Böhringer, der sich über die Rolle rückwärts in der Energiepolitik mächtig ärgert. Denn er versucht, ähnliche Projekte in Ulm und im Alb-Donau-Kreis anzustoßen. In den Gemeinden vor allem auf der Alb seien bereits 250 Hektar an Flächen für Solaranlagen ausgewiesen gewesen, teilweise seien sogar schon die Bebauungsplanverfahren eingeleitet worden. Dann aber wurde die Förderung von Freiland-Anlagen, also von Fotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen, eingestellt
, obwohl Umweltminister Röttgen ihm in einem Schreiben vier Wochen vorher noch das Gegenteil versichert habe. Das hatte zur Folge, dass sämtliche projektierte Solarparks gestoppt wurden. „Für einen Hektar Fotovoltaik werden knapp eine Million Euro investiert. Bei geplanten 250 Hektar sind das 220 Millionen Euro, die nun nicht im Alb-Donau- Kreis investiert werden“, rechnet Böhringer vor. Denn für einen funktionierenden Solarpark sind neben der Fotovoltaikanlage Handwerkerleistungen wie Elektro, Metallbau, Konstruktion, Bau, Sicherheit und Alarm, Video sowie für den Wegebau notwendig. Böhringer: „Das ist Geld, das in der Region geblieben wäre“. Daher ist der Fachmann für Erneuerbare Energien mit den Gesetzesänderungen nicht einverstanden, wenngleich auch er der Meinung ist, „dass zuerst die versiegelten Flächen und Industriebrachen bebaut werden sollen“. Gefördert werden Anlagen auf ehemaligen Bundeswehrarealen und 20 Meter breite Streifen mit Solarmodulen entlang von Autobahnen und Bahntrassen. Das sei sehr interessant, so Böhringer, reiche aber bei weitem nicht aus, um genügend Strom aus regenerativen Energien zu produzieren. Weniger dramatisch sieht Timm Trustaedt von der gleichnamigen Ulmer Firma die Gesetzesänderungen: „Fotovoltaik ist die Energieform schlechthin. Sie funktioniert dezentral und ohne Verluste, daher führt an ihr kein Weg vorbei.“ Rolf Böhringer ärgert sich ganz besonders über die beschlossene Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke in Deutschland. Er bedauert in diesem Zusammenhang die Stadtwerke Ulm, „die sehr gut voraus gearbeitet haben, sich auf das Gesetz verlassen haben und jetzt die Leidtragenden sind“. Nicht einverstanden ist er damit – und damit spricht er vielen aus der Branche aus der Seele – dass mit unterschiedlichen Kostenmodellen gerechnet wird. Beispielsweise müsse für Solaranlagen die Entsorgung bis ins kleinste Detail nachgewiesen werden, „weil es sonst keinen Cent Förderung gibt“, erklärt Böhringer. „Kein Thema ist es dagegen, wie und wer den Atommüll entsorgt und wer das einmal alles bezahlt.“





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