Ulm News, 17.03.2017 09:04
Einen Zaubertrank dagegen gibt es nicht - Diffuses Krankheitsbild erschwert Diagnose von Fibromyalgie

Diffuses Krankheitsbild erschwert Diagnose von Fibromyalgie Fachärzteverbund „ulmmed“ informiert über schmerzhafte Krankheit im vollbesetzten Stadthaus Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) war das Thema des Gesundheitsforums des Fachärzteverbunds „ulmmed“ im voll besetzten Stadthaus. An der Krankheit leiden viele Millionen Menschen, die bis zur richtigen Diagnose oft schon eine Odyssee hinter sich haben. Über die psychosomatische Krankheit informierten am Mittwoch umfassend ein Neurologe, ein Orthopäde und eine Rheumatologin. Deutlich wurde an dem Abend: Einen Zaubertrank gegen die Symptome und Schmerzen gibt es nicht.
Der Ulmer Fachärzteverbund für Qualitätsmedizin mit rund 120 Medizinerinnen und Medizinern weise das Leistungsspektrum einer Universitätsklinik auf, sagte die ulmmed-Vorsitzende Dr. Gwendolin Etzrodt-Walter. Diese Fachkenntnisse wolle ulmmed bei den Gesundheitsveranstaltungen im Stadthaus weitergeben. Diesmal ging es um weit verbreitete Fibromyalgie-Syndrom, an dem rund drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden. Das FMS ist eine vor allem bei Frauen im mittleren Lebensalter vorkommende nicht entzündliche chronische und schmerzhafte Erkrankung des Bewegungssystems.
Dr. Nadia Rinaldi von der Praxis für Rheumatologie erläuterte eingangs, dass sich die Fibromyalgie, wörtlich Faser-Muskel-Schmerz, durch diffuse Schmerzen und Muskelverspannungen, besonders in Armen, Beinen und Rücken bemerkbar macht. Symptome sind unter anderem Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen und reduzierte Leistungsfähigkeit. Begleitsymptome können kalte Hände und Füße, Zittern, Schwitzen, Herz-und Kreislaufstörungen, ebenso wo Blasen- und Mastdarmstörungen sein. Die Fibromyalgie werde beeinflusst, so Dr. Nadia Rinaldi, durch Witterung, seelische Belastungen, aber auch durch Erfolge im Beruf oder eine gute Familienstruktur. Grundsätzlich schwierig sei die Diagnose.
Für den Rheumatologen gelte es entzündliche rheumatische Krankheiten, wie etwa Arthritis, oder auch eine Infektionserkrankung, auszuschließen. „Fibromyalgie ist eine Ausschlussdiagnose“, so die Fachärztin. Das heißt: Die Diagnose wird indirekt durch konsequentes Ausschließen anderer Krankheitsursachen gestellt. Und das kann dauern.
Dr. Anton Radlmayr referierte über die Fibromyalgie aus der Sicht des Orthopäden. Die „Fibromyalgie“ zeige sich beispielsweise durch Reizzustände der Sehnensansätze oder Verspannungen der Muskulatur. Andere Schmerzursachen müssten zuvor ausgeschlossen werden können, so der Facharzt aus Ulm, der die vielen Zuhörer warnte: „Es gibt nicht die eine Lösung zur Behandlung der Beschwerden“.
Für eine erfolgsversprechende Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms sei seitens der Betroffenen viel Eigeninitiative und Verständnis für die Krankheit notwendig.
Professor Dr. Herbert Schreiber von der Nervenfachärztliche Gemeinschaftspraxis Ulm beleuchtete aus neurologischer Sicht die Rolle des Schmerzgedächtnisses bei der Entstehung der Schmerzen. So vielfältig wie die Krankheitssymptome sind laut Professor Schreiber auch die Therapiemöglichkeiten, die von einer Bewegungstherapie über Selbsthilfestrategien und Medikamente bis zur psychologischen Behandlung des Patienten reichen. Er riet den Betroffenen dazu, den Schmerzen zu akzeptieren zu leben und mit diesem zu leben. Nach den Referaten beantworteten die Fachärzte ausführlich die Fragen vieler Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die 31 ulmmed-Praxen an 36 Standorten tragen wesentlich zur ambulanten Krankenversorgung im Ulmer Raum bei: Es werden im Jahr über 500 000 Patienten behandelt. Auch als Arbeitgeber und Ausbilder spielt der Fachärzte-Verbund in der Region in der Gesundheitswirtschaft eine wichtige Rolle. Rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter zirka 120 Ärzte und rund 40 Auszubildende, sind in ulmmed-Praxen beschäftigt. Hinzu kommen rund 50 Auszubildende für den Beruf der Medizinischen Fachangestellten. Dies entspricht einer Ausbildungsquote von
zehn Prozent der Festangestellten. Mehr als 500 Arzthelferinnen wurden in den letzten zehn Jahren in den 36 ulmmed Praxen ausgebildet. Alle Ärztinnen und Ärzte von ulmmed arbeiten eng zusammen, akzeptieren gegenseitig alle Befunde und tauschen sich – wenn gewünscht - über elektronische Medien aus. Im Frühsommer können ulmmed-Ärzte und deren Patienten zusätzlich durch eine App noch besser vernetzt werden. ulmmed-Vorsitzende ist Dr. Gwendolin Etzrodt-Walter aus Ulm, ihr Stellvertreter ist Dr. Henrik Spies aus Neu-Ulm.







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