Ulm News, 07.12.2010 14:25
Peter Zwey: Liebesspiele mit Witz und Schrecken
Am vergangenen Samstag fand in den Münchner Kammerspielen die Kriegenburgpremiere „Alles nur der Liebe wegen“ statt. Oder beste Schauspielartisten und ihr Regisseur suchen vergeblich einen Autor. Das sogenannte Theaterprojekt zeigte, was das professionelle Theater heute alles „drauf“ hat, berichtet Peter Zwey von der Premiere.
Mit seiner raffinierten Lichtregie, einem pefekt gefakten barocken Marmorsaal , mit großartigen Kostümen, -alles bestens. Theatralische S-Klassenqualität sozusagen. Die 8 Schauspielprofis treten in immerzu verwandelten Gestalten auf und wieder ab, verkünden ihre Süchte und Sehnsüchte nach dem anderen, dem vermeintlichen Glückspartner. Der ist entweder zu alt,zu blöd oder zu schüchtern. Es klappt einfach nichts, der Frust ist die Regel und die Psychofetzen fliegen munter durch den Raum In lächerlichen Szenen beklagen sie ihr Elend der Einsamkeit und der Zweierkisten, die, kaum zustande gekommen, gleich wieder zerbrechen. Mancher und manche leidet an schmerzlichen Selbstwertverlusten, andere paradieren wie Gockel oder bieten sich als Paradiesvögel an. Es wird getanzt, geschwafelt, geflüstert und gemurmelt. „ Können Sie mich bitte anfassen? Entschuldigen Sie, würden Sie bitte auf meine mailbox sprechen?“Dabei springt mancher Gag heraus, und überhaupt geht es oft komisch zu. Perfekte Karikaturen über speedating-Hasen, Tanzkränzchentristesse und Castingmiseren überschlagen sich, zu Musik von Bach, Satie und Schostakowitsch. Das Premierenpublikum erkennt sich gleich wieder, lacht, kichert und vergnügt sich wie einst Bolle. Das Szenensplitterkonfekt ist freilich viel zu lang, redundant und von leerer Rundendreherei bloßer Artistik.
Denn der Text fehlt, das heißt, er ist hausgemacht und entsprechend dürftig, bestehend aus Versatzstücken des alltäglichen Beziehungsgeschwafels, verschnitten mit psychosozialen Fragmenten aus den Therapie-Praxen . Manche Episode, war nicht nur gut gemacht, sondern auch kabarettistisch flach. Der einzelne Auftritt brillant und funkelnd, doch das Ganze hängt durch, überzeugt schließlich gar nicht. Denn wozu das sattsam bekannte Liebesgedöns? Die Liebe ist gerade als platzende Illusion nur dann interessant, wenn sie vorher - seis nur für Sekunden- auf einer gewissen Glücks- Höhe angelangt ist.
Andreas Kriegenburg ist wirklich ein bemerkenswerter Regisseur, seine Einfälle sind grandios, doch wenn er glaubt, er könne ohne Autor auskommen, nur sozusagen banalen Wortmüll zu kuriosen Sketschen zusammenballen, dann irrt er sich sehr.Aber war das nicht abzusehen, dass die großen Handwerkergenies des Staatstheaters eines Tages sagen: Was der Autor Botho Strauß an Beziehungstrashauf die Szene kippt, das können wir doch auch selbst.Auch das ein Irrtum. So banal ist der Botho Strauß eben nicht, wie es oft scheint, wenn er am Boulevardtheater vorbeischrammt und die metaphyische Tiefe ansteuert. Geistreicher Boulevard ist es immer bei ihm. Bei Kriegenburg ist es nur coole Gagparty und virtuose Psycho-Comedy. Sonst nichts.









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