Ulm News, 20.09.2016 08:15
Basketball-Trainer Thorsten Leibenath: Es wird schwieriger, Erfolge zu erzielen


Beschreibung: Thorsten Leibenath, Trainer von ratiopharm ulm
Lizenz: Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 Germany
Fotograf: Alexander Fischer
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Thorsten Leibenath geht in seine sechste Saison als Trainer bei ratiopharm ulm. Nach dem Vizemeister-Titel spricht er im Interview über die Ziele der neuen Saison, das Kräftemessen in der easyCredit BBL und eine wichtige Regeländerung. "Uns muss klar sein, dass es schwieriger wird, Erfolge zu erzielen", tritt der erfolgreiche Ulmer Coach auf die Euphorie-Bremse.
Welche Ziele haben Sie und ihr Team sich gesetzt?
Thorsten Leibenath: Das ist in Ulm immer etwas anders als bei den meisten Vereinen. Ich hatte bislang noch kein einziges Gespräch mit meinen Vorgesetzten, die gesagt hätten, dieses und jenes wollen wir erreichen. Die Mannschaft hat ihre internen Ziele allerdings schon definiert. Dabei gebe ich nichts vor, weil ich einfach der Überzeugung bin, Spieler können sich ganz anders mit Zielen identifizieren, wenn sie sie selbst definieren. Die Mannschaft hat also entschieden, was wir diese Saison erreichen wollen.
Das Team ist größtenteils zusammengeblieben und wurde mit Tim Ohlbrecht, Karsten Tadda und Braydon Hobbs ergänzt. Wie schätzen Sie den jetzigen Kader, auch im Vergleich zum letzten Jahr, ein?
Thorsten Leibenath: Ich mag es, dass wir an Tiefe gewonnen haben. Ich mag es, dass wir letztlich in zweierlei Hinsicht an Erfahrung gewonnen haben. Zum einen sind alle Spieler ein Jahr älter und erfahrener. Zum anderen haben wir viele Spieler, die schon ein Jahr mit mir zusammen gearbeitet haben. Das heißt, die bereits gemachte Erfahrung sorgt hoffentlich dafür, dass sie dieses Jahr noch einen Tick besser spielen werden.
Wie hat sich der Ausfall von Augustine Rubit und Taylor Braun in der Vorbereitung bemerkbar gemacht?
Thorsten Leibenath: Natürlich merkt man, wenn zwei spielstarke, erfahrene Spieler – die bei uns eine Ausländerposition besetzen – fehlen. Dann fehlen schnell 33 Prozent. Das sehen wir auch im Training. Aber wir können das durch die jungen Doppellizenzspieler sehr gut kompensieren. Außerdem haben wir reagiert und die Lücke mit der temporären Nachverpflichtung von Dominique Sutton geschlossen. Er kann uns helfen, weil er die jeweilige Position der beiden Verletzten spielen kann.
Der Start in die letzte Saison war alles andere als glücklich. Kommt das Team in diesem Jahr besser aus den Startlöchern?
Thorsten Leibenath: Das Wichtigste für mich ist die Mentalität. Wir hatten uns letztes Jahr zu Saisonbeginn als Team nicht wirklich gefunden, hatten gleichzeitig aber das Gefühl, wir hätten uns gefunden. Mein großer Wunsch ist, dass wir diesen Fehler nicht wiederholen. Wir müssen von der ersten Minute an realistisch bleiben. Wir dürfen nicht glauben, wir sind gut genug, nur weil wir letztes Jahr Vizemeister geworden sind. Andererseits dürfen wir auch nicht leugnen, dass wir durch den Erfolg im letzten Jahr zu den Teams gehören, gegen die der Gegner besonders motiviert spielen wird. Beides dürfen wir zu keinem Zeitpunkt vergessen. Uns muss klar sein, dass es schwieriger wird, Erfolge zu erzielen.
Das Team hatte nur 37 Tage Vorbereitung. Ziemlich wenig im Vergleich zu anderen Bundesligisten?
Thorsten Leibenath: Ich habe das mit Geschäftsführer Thomas Stoll abgesprochen. Es war eine einstimmige Entscheidung. Und ich stehe auch hinter dieser Entscheidung. Trotzdem würde ich sagen, in einer perfekten Welt ist es nicht ausreichend. Wenn mich jemand vor die Wahl stellt – willst du einen guten Start oder ein gutes Finish – dann nehme ich immer das Finish. Diesbezüglich glaube ich, ist es wichtig gewesen, dass wir den Jungs diese Pause gegeben haben, damit sie körperlich und mental frisch sind. Das kann zur Folge haben, dass in den ersten zwei, drei Wochen noch nicht alles perfekt läuft, aber das nehme ich in Kauf. Am allerliebsten ist mir natürlich ein guter Start und ein gutes Finish.
Mit welchen Teams steht ratiopharm ulm national im direkten Wettbewerb?
Thorsten Leibenath: Das ist schwer zu beantworten, weil ich noch nicht genug Mannschaften diese Saison gesehen habe. Gefühlt macht es Sinn, Oldenburg, Ludwigsburg, Würzburg und Bonn zu erwähnen – aber auch Frankfurt muss man immer auf der Liste haben. Außerdem wird es wieder Mannschaften geben – z.B. Bayreuth, aber vielleicht auch Vechta –, die überraschen werden. Gehen wir davon aus, wir schaffen es wie letztes Jahr wieder in die Playoffs, dann ist es wenig wahrscheinlich, dass wir unter den ersten Drei zu finden sind. Ich sehe in Bamberg, München und Berlin drei Teams, die über größere finanzielle Ressourcen verfügen und dadurch auch den nominell stärkeren Kader haben.
Doch gerade bei den drei großen Bs gab es erhebliche Änderungen in diesem Sommer.
Thorsten Leibenath: Bei Bamberg sehe ich das etwas anders. Der Abgang von Wanamaker ist natürlich sehr erheblich. Den haben sie mit zwei Spielern aufgefangen – Fabien Causeur und Maodo Lô – und sich am Brett nochmal verstärkt, sodass der Bamberger Kader in meinen Augen im Vergleich zur letzten Saison nochmals stärker geworden ist. München und Berlin sind jeweils komplett andere Mannschaften. Ich hoffe einfach, dass es ein Vorteil ist, dass unser Kader im Großen und Ganzen mit Spielern bestückt ist, die wir bereits letzte Saison zur Verfügung hatten. Aber das ist kein Selbstläufer. Damit das klappt, müssen wir viel investieren. Es heißt definitiv nicht, dass die Arbeit leichter oder weniger wird.
Sowohl auf nationalem als auch auf internationalem Parkett soll die Auslegung von unsportlichen Fouls im Fastbreak vereinheitlicht werden. Was halten Sie davon?
Thorsten Leibenath: Das ist absolut überfällig. Das Ironische oder Paradoxe dabei ist, dass es die Regelauslegung von Seiten der BBL schon vor zwei, drei Jahren gab, es aber nicht konsequent umgesetzt wurde. Auch weil sich die Euroleague und die FIBA dagegen gewehrt haben. Im internationalen Wettbewerb wurde das „Stop Transition“ Foul mit einem normalen Foul geahndet, in der BBL dagegen knallhart auf unsportliches Foul entschieden. Irgendwann wusste keiner mehr, woran er ist.
Wir haben in der BBL unsportliche Fouls bekommen und sind im Eurocup umgehackt worden. Das war ein nicht tragbarer Zustand. Jetzt scheint es so zu sein, dass alle an einem Strang ziehen. Für mich ist entscheidend, dass man im Basketball Mannschaften hart bestraft, die Aktionen vornehmen, die nicht basketballspezifisch sind. Wenn ich einfach die Bahnschranke ausfahre, nur um den Schnellangriff zu stoppen, dann ist das keine basketballtypische Handlung und muss härter sanktioniert werden als eine zu langsame technische Ausführung, die in einem Foul resultiert.
Worauf freuen Sie sich in der nächsten Saison besonders bzw. worauf fiebern Sie hin?
Thorsen Leibenath: Wie jedes Jahr freue ich mich auf jedes unserer Spiele in der ratiopharm arena. Ich bin der Überzeugung, dass unsere Fans uns wieder unglaublich unterstützen und für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen werden. On top bekommen wir einen nagelneuen Videowürfel unters Dach. Da wird jedes einzelne Heimspiel ein ganz besonderes Erlebnis. Und darauf freue ich mich.







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