Ulm News, 09.07.2016 09:00
Apfel und Birne als Kulturgüter


Beschreibung: Damit auch künftige Generationen noch in den Genuss der „Weißenhorner Birne“ kommen können, sollen diese und andere alte Streuobstsorten für die Nachwelt erhalten werden. Ein entsprechendes Projekt wird jetzt beim LEADER- Förderungsprogramm eingereich
Fotograf: Rudolf Siehler/Landratsamt Neu-Ulm

Äpfel mit Birnen zu vergleichen, das macht – so sagt die sprichwörtliche Redensart – keinen Sinn. Äpfel und Birnen jedoch jeweils für sich der Sorte nach zu bestimmen aber sehr wohl. Ein neues Projekt, das jetzt zur LEADER-Förderung eingereicht wird, hat sich Letzteres vorgenommen. Ziel ist es, möglichst viele regionaltypische Apfel- und Birnensorten zu bewahren.
Die Steuerungsgruppe des Regionalentwicklungsvereins Landkreis Neu-Ulm goutierte jetzt das Gemeinschaftsprojekt der Landkreise Neu-Ulm, Aichach- Friedberg und Donau-Ries sowie ihrer jeweiligen LEADER- Aktionsgruppen. Rudolf Siehler, Gartenbau-Fachberater am Landratsamt Neu- Ulm, stellte das auf vier Jahre angelegte Kooperationsvorhaben, das mit Kosten von insgesamt 200.000 Euro kalkuliert (davon sind 30.000 Euro von der Lokalen Aktionsgruppe Landkreis Neu-Ulm zu tragen), im Umwelt- und Werkausschuss des Kreistages vor.
Experte Siehler sieht „akuten Handlungsbedarf“, denn auch beim heimischen Obst sei die Arten- und Sortenvielfalt mehr und mehr bedroht. Durch die „rege Bautätigkeit mit zunehmendem Landschaftsverbrauch“ seien die wenigen Streuobstgürtel, die es im Landkreis noch gebe, zusehends gefährdet, so Siehler.
Ihm sind bereits vier regionale Streuobstsorten bekannt, die auszusterben drohen. Von den Sorten „Weißenhorner Birne“, „Pfaffenhofer Schmelzling“ (Apfel), „Beyerapfel“ und „Pfahlinger“ (Apfel) gebe es nur noch sehr wenige alte Bäume. Hinzu komme, dass diese alten Sorten in keiner Baumschule mehr erhältlich seien.
Das soll sich ändern. Mit Hilfe von Wissenschaftlern, der heimischen Obst- und Gartenbauvereine, der teilnehmenden Kommunen und der genannten Kooperationspartner wollen Siehler und sein Kreisfachberater-Kollege Bernd Schweighofer in einem ersten Schritt möglichst viele alte Apfel- und Birnenstandorte erfassen und die Sorten der Früchte bestimmen. Dann sollen den Bäumen sogenannte Edelreiser als Vermehrungsmaterial entnommen und in einem Erhaltungsgarten aufgepflanzt werden.
Dafür ist der Sortenerhaltungsgarten in der Obstversuchsanstalt Schlachters im Landkreis Lindau vorgesehen. „So schaffen wir einen wertvollen Genpool für die Nachwelt“, erläutert Siehler. Aber nicht nur zum reinen Sortenerhalt, sondern auch für die Zucht widerstandsfähigerer oder nach Resistenzen von Krankheitserregern wieder widerstandsfähiger Sorten sei ein solcher Sortenpool Gold wert.
Die regionalen Apfel- und Birnensorten weisen vielerlei Vorzüge auf: Sie sind an die heimischen Standortbedingungen wie Klima oder Bodenbeschaffenheit besonders gut angepasst. Sie sind krankheitsfest, zum Beispiel gegen den berüchtigten Feuerbrand. Viele Sorten enthalten keine oder kaum Allergene. Und noch dazu sind sie ein ausgesprochener Gaumenschmaus. Auch die Baumschulen sollen für das LEADER-Projekt gewonnen werden. Ihnen wollen Siehler und Co. ebenfalls Edelreiser zur Verfügung stellen. Auf diese Weise soll das alte Saatgut wieder auf den Markt kommen und erreicht werden, dass der Sortenbestand vermehrt wird. Städte und Gemeinden etwa könnten ihre ökologischen Ausgleichsflächen bevorzugt mit solchen Jungbäumen bepflanzen, schwebt Siehler vor.
Um die Vielfalt der Sorten in der Heimat dokumentieren zu können, setzen die Projektverantwortlichen vor allem auf die Unterstützung der 36 örtlichen Gartenbauvereine im Landkreis mit deren 6370 Mitgliedern. Über rege Öffentlichkeitsarbeit soll auch in der breiten Bevölkerung das Bewusstsein für die regionaltypischen Apfel- und Birnensorten gebildet werden. „Führungen von Schulklassen halte ich dafür für besonders geeignet“, spricht Rudolf Siehler aus Erfahrung. Althergebrachte heimische Streuobstsorten zu bewahren – das ist für den Gartenbaufachmann indes nicht nur eine Frage der Biodiversität, sondern auch des „Erhalts einen Stüc
ks Heimat- und Kulturgeschichte“.








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