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Ulm News, 24.02.2016 10:53

24. Februar 2016 von Ralf Grimminger
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Das 3. Dialogforum Asyl zeigt: Die Integration von Flüchtlingen kann gelingen


Das 3. Dialogforum Asyl im Landratsamt Neu-Ulm zeigt anhand eines Beispiels des Vorzeigeschülers und Maliers Cena Toré, dass die Integration von Flüchtlingen gelingen kann.

 

Cena Toré (26) ist der Vorzeigeschüler von Romy Schlachter-Zeh. Die Lehrerin gibt den Asylsuchenden, die in Vöhringen untergebracht sind, ehrenamtlich Deutsch-Unterricht. Vor zweieinhalb Jahren traf sie dabei zum ersten Mal einen jungen Mann aus Mali, der aus seinem von islamistischen Terroristen heimgesuchten Vaterland über das Mittelmeer nach Deutschland geflohen war. Cena Toré, der in Mali nur sechs Jahre die Schule besucht und zuletzt auf dem Bau gearbeitet hatte, lernte schnell und gut. Heute spricht er prima verständliches Deutsch. Romy Schlachter-Zeh demonstrierte dies beim 3. Dialogforum Asyl im Landratsamt Neu-Ulm, indem sie ihren Schützling vor etwa 80 Besucherinnen und Besuchern interviewte.

„Am Anfang war es schwer, ich habe Hoffnung gehabt, aber nicht gewusst, wie es weitergeht“, erinnert sich Cena Toré an seine ersten Wochen und Monate in Deutschland. Er wollte arbeiten und eigenes Geld verdienen, aber er durfte nicht. Denn das Gesetz erlegt nicht anerkannten Asylbewerbern zunächst eine mehrmonatige Wartezeit auf: damals waren es neun Monate, jetzt sind es drei. Als diese Phase der zermürbenden Langeweile endlich vorbei war, erhielt er die Chance, sich nicht nur im Deutsch-Unterricht, sondern im Caritas-Seniorenheim in Vöhringen auch als Arbeitskraft zu beweisen. Im Rahmen eines 1-Euro-Jobs unterstützte er den Hausmeister. Dabei machte er sich so gut, dass ihm die Heimleitung nach einem Jahr eine reguläre Beschäftigung anbot. Mittlerweile arbeitet Cena Toré in der Desinfektion. Seit September vorigen Jahres allerdings nur noch drei Tage in der Woche, denn zwei Tage – immer dienstags und donnerstags – geht er in die Valckenberg-Berufsschule in Ulm. Insgesamt zwei Jahre dauert dort seine Ausbildung zum Altenpflegehelfer. Wenn er gut abschließt, kann er danach eine Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft draufsatteln. Seine Lehrer sagen, Cena könne es schaffen.

Solche Geschichten, „Best-Practice-Beispiele“ genannt, sollen andere Flüchtlinge, aber auch deren deutsche Helferinnen und Helfer motivieren. „Wir schaffen das!“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie adressiert dieses Mantra an ihre Landsleute. Doch weil Integration keine Einbahnstraße ist, könnte es auch in Richtung der vielen Zuwanderer gerichtet sein: Ihr schafft das!

„Wir haben den Anspruch die zu uns kommenden Menschen nicht nur unterzubringen, sondern auch die zu integrieren, die langfristig bleiben können“, sagte Landrat Thorsten Freudenberger. Experten sehen drei Schlüssel zur Integration: die deutsche Sprache erlernen, die deutsche Rechts- und Werteordnung anerkennen – und eine Erwerbsarbeit finden. Voraussetzung dafür ist eine zumindest ausreichende Qualifikation. Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter haben dafür inzwischen ein breitgefächertes Angebot zusammengestellt. Im März und im weiteren Verlauf des Jahres starten zahlreiche Qualifizierungskurse für Asylbewerber im Rahmen des bundesweiten Arbeitsmarktprogramms „Flucht“.

Bei der Vorstellung der Initiative im Dialogforum sagte Werner Möritz von der regionalen Agentur-Zentrale in Donauwörth: „Wir wollen die nicht anerkannten Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit auf ein Niveau bringen, das sie dazu befähigt, eine Ausbildung zum Facharbeiter zu machen oder gleich als solcher zu arbeiten.“ Diese Formulierung enthält auch gleich eine Einschränkung: Als Flüchtlinge „mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit“ gelten nämlich nur Menschen aus Syrien, Eritrea, Iran und Irak. Auf sie sind die Qualifizierungskurse beschränkt. So war das schon bei den 320-stündigen Einstiegskursen in deutscher Sprache, die zwischen dem 24. Oktober und 31. Dezember 2015 begonnen haben und zum Teil noch laufen. Im Landkreis Neu-Ulm wurden und werden darin etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschult.

Für das neue Arbeitsmarktprogramm „Flucht“ hat die bayerische Wirtschaft ihre Unterstützung zugesagt. Wie Werner Möritz informierte, ist sie bereit, bis zum Jahr 2019 60.000 Flüchtlinge als Arbeitskräfte oder Auszubildende einzustellen. Dafür in Frage kommen vorwiegend anerkannte Flüchtlinge, denen in Deutschland per Bescheid rechtskräftig Asyl gewährt worden ist. Bei der Suche nach einem Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsplatz ist ihnen das Jobcenter behilflich. „Wir setzen die Arbeit fort, die die Agentur für Arbeit begonnen hat“, erläuterte Ingrid Mallon, die Leiterin des Jobcenters Neu-Ulm. Nach ihren Angaben hat die Einrichtung im Landkreis Neu-Ulm gegenwärtig 224 Kunden, davon stammen 157 aus Syrien. Die zweithäufigste Gruppe sind mit 31 Personen Iraker. Auch für diese Zielgruppe gibt es diverse Förderangebote mit einfallsreichen Bezeichnungen: „berufsbezogene ESF-Deutschkurse“, „Trainingscenter für Flüchtlinge“, „Einsteigerkurse“, „Bayern Turbo“, „Perspektiven für Flüchtlinge (PerF)“, „Brückenjahr 21“, „Ida 1000“, Online-Sprachkurs „Lingua TV“ und weitere.

Eine Flüchtlingshelferin kommentierte die Ausführungen der Arbeitsmarktexperten mit den Worten: „Es ist sehr ermutigend, dass es mit der Arbeit und Ausbildung vorangeht.“ Allgemein wurde im Diskussionsteil des Dialogforums jedoch auch der Wunsch nach unbürokratischeren Regelungen laut. Der „Papierkram“ sei bisweilen eine Zumutung.

So ist das halt in Deutschland. Diese Erfahrungen machen nicht nur Flüchtlingshelferinnen und -helfer. Das ändert indes nichts an Cena Torés sehnlichstem Wunsch: „Ich will meine Ausbildung in Deutschland fertig machen und hier bleiben dürfen.“ Information zu Asyl-News aus dem Landratsamt: Zum Stand 15. Februar 2016 leben 1803 Asylbewerber im Landkreis Neu-Ulm in über 50 Wohnungen und anderen Unterkünften. Wenn sich die Prognose bewahrheitet, dass auch im Jahr 2016 wieder rund 1 Million Flüchtlinge nach Deutschland kommen, dann müsste der Landkreis heuer etwa 2000 Wohnplätze zusätzlich schaffen beziehungsweise anmieten, rechnete Baujurist Martin Mommers beim 3. Dialogforum Asyl im Landratsamt vor. In den ersten Wochen des neuen Jahres hat die Kreisbehörde vier Hausmeister eingestellt, die zusammen jeweils einmal pro Woche in jeder Unterkunft des Landkreises nach dem Rechten schauen sollen.

Um die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfern weiter zu verbessern, hat das Landratsamt eine neue Asyl-Homepage im Netz freigeschaltet. Erreichbar ist der Internetauftritt über folgende Adresse: www.landkreis.neu-ulm.de/de/asyl.html.

Außerdem sollen drei Asyl-Arbeitsgruppen gebildet werden, in denen hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte zusammenarbeiten. Mirjam Schlosser, die Integrationsbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm, schlug folgende Unterteilung vor: AG Beschäftigte und Ausbildung, AG Sprache und Bildung, AG Wohnraum. Die Arbeitsgruppen sollen Konzepte für die weitere Flüchtlingsarbeit im Landkreis Neu-Ulm entwickeln.



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