Ulm News, 04.12.2014 12:33
Glühwein ohne Schuss! Weder neu noch Gängelung
Das Thema Glühwein mit oder ohne Schuss schwappt über Ulmer Stadtgrenzen. Auch überregionale Medien berichten statt über den schönen Weihnachtsmarkt über das nicht erlaubte Schnaps-Angebot. Dabei ist die Regelung, in der weihnachtlichen Atomsphäre auf dem Münsterplatz auf Spirituosen zu verzichten, weder neu noch eine städtische Gängelung der Weihnachtsmarktbesucher, wie es manche in der Stadt empfinden.
Vor mehreren Jahren bat die Stadt die Gastronomen auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt, doch auf den Ausschank von Spirituosen zu verzichten. Wie es heißt, waren die Budenbesitzer damit einverstanden, da sich alle an die freiwilige Beschränkung hielten - auch aus einem gewissen eigenen Schutz heraus. Denn das Jugendschutzgesetz galt damals schon und tut diese heute auch noch. Danach ist der Ausschank von Spirituosen an Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Im Getümmel und unter dicken Schals und Mützen ist aber meist nicht zu erkennen, ob gerade an eine unter oder über 18-Jährige Person hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt wird.
Die ulmmesse als neuer Veranstalter übernahm diese Regelungen vom damaligen und langjährigen städtischen Marktleiter Jakob Sailer. Es gab kein Problem, da es auch keine Nachfrage gab.
Prozentuales Ungleichgewicht kam aber durch zwei neue Stände auf dem Markt. Von der ulmesse erlaubt wurde der Ausschank einer Feuerzangenbowle mit einem Schuss Hochprozentigem und ein neuer Stand, eine Jägerhütte, hat - der Name ist Programm - logischerweise Jagertee, ebenfalls mit hochprozentiger Beigabe, auf der Karte. Beide Buden mit ihrem Getränke- und Speisenangebot sind durchaus so genannte Frequenzbringer auf dem Markt, ziehen also viel Publikum. Das wird auch so von den anderen Gastronomen gesehen und anerkannt. Die müssen ihre Gäste allerdings jetzt zur Konkurrenz schicken, wenn nach heißen Getränken mit Schuss verlangt wird. Denn Glühwein mit Schuss, also Alkohol, der mit Alkohol gepusht wird, gibt es nicht. Zur freiwilligen Selbstverpflichtung der Gastronomen ("Wir sind ein Weihnachtsmarkt und kein Saufmarkt") steht man, allerdings ist das Gleichgewicht - alle schenken das Gleiche aus - etwas verrutscht. Eine Lösung, wie das wieder etwas ins Lot gebracht werden kann, liegt aber auch nicht auf dem Tisch.
Mit Überregulierung oder Bevormundung der Weihnachtsmarktbesucher, wie es manche in der Stadt empfinden, hat das aber alles nichts zu tun. Genauswenig ist es eine Aufregung wert, dass auf den Weihnachtsmarkt kein Alkohol mitgebracht werden darf, was übrigens bei Festivals oder Freiluftvereinsfesten auch nicht erlaubt oder erwünscht ist. Das regelt die Marktordnung der ulmmesse, die damit die Händler, die hohe Standgebühren bezahlen, schützt. Die mancherorts geäußerte Aufforderung, den Schuss doch einfach im eigenen Flachmann mitzubringen und damit den Glühwein selbst aufzupeppen, ist daher hunderprozentig - blöd.




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