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Ulm News, 21.03.2014 13:00

21. März 2014 von Ralf Grimminger
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Vogelmalaria und menschliche Waldnutzung: Warum Buchfinken Buchenwälder meiden sollten


Tod, Unfruchtbarkeit und Kleinwuchs drohen Vögeln, die sich mit Parasiten anstecken. Es liegt also nahe, dass sie Infektionsquellen wie Stechmücken meiden und dies womöglich bei der Wahl ihres Lebensraums beachten. Wissenschaftler um Dr. Swen Renner und die damalige Diplomandin Bruntje Lüdtke vom Ulmer Institut für Experimentelle Ökologie haben nun erstmals den Zusammenhang des Waldtyps mit der Parasitierung durch Vogelmalaria und dem allgemeinen Gesundheitszustand von Mönchsgrasmücken und Buchfinken untersucht.

 Im Biodiversitätsexploratorium Schwäbische Alb konnten sie zeigen, dass durch Menschen geformte Landschaften („Waldtypen“) einen indirekten Einfluss auf die Parasitierung der Vögel haben. Viele Zugvögel sind mittlerweile aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt und beginnen wie die Daheimgebliebenen mit dem Nestbau. Abholzungen und weitere Eingriffe durch den Menschen machen es den gefiederten Tieren jedoch zunehmend schwer, eine vorteilhafte Umgebung mit genügend Nahrung, Nistplätzen und einem ausreichenden Schutz vor Feinden zu erkennen. Da in der Natur alles mit allem zusammenhängt, hat sich die Forschergruppe um Renner entschlossen, die Dreiecksbeziehung von Waldtyp (Buchen-, Laubmischwald und Fichtenwald), Parasitierung und körperlicher Fitness anhand zweier heimischer Vogelarten zu untersuchen. Die Wahl fiel auf die Mönchsgrasmücke und den Buchfink. Generell bevorzugen Mönchsgrasmücken Laub- gegenüber Nadelwäldern und verbringen den Winter oft im Mittelmeerraum. Deshalb stehen diese Zugvögel im Verdacht, vermehrt Parasiten als Reisesouvenir mitzubringen. Demgegenüber ziehen lediglich weibliche Buchfinken in den Süden. Was ihren Lebensraum angeht, ist die häufigste Vogelart Mitteleuropas wenig wählerisch. Im Winter ernähren sich die vor Ort gebliebenen Finken von den namensgebenden Bucheckern. Im Zeitraum April bis Juli 2011 haben die Biologen aus Ulm, Freiburg, Tübingen, Bern und Mexiko mehr als 450 Vögel im Biodiversitätsexploratorium Schwäbische Alb gefangen. Ihre Netze stellten sie an 15 Stationen in Buchen-, Laubmischwäldern und Fichtenwäldern auf. 81 Buchfinken und 70 Mönchsgrasmücken haben sie schließlich gemessen, gewogen und ihnen Blut abgenommen. Im Labor wurde dann getestet, ob die Tiere Vogelmalaria hatten und verschiedene Blutwerte bestimmt, die mit der Immunantwort und Stress zusammenhängen. Insgesamt waren Buchfinken in Buchenwäldern am häufigsten infiziert und Mönchsgrasmücken in Fichtenwäldern (stärkster Befall ebenfalls in Buchenwäldern). Die ungebetenen Gäste, die oft Blutarmut auslösen, hatten allerdings keine großen Auswirkungen auf die körperliche Fitness der Tiere, wohl aber auf ihre Immunreaktion. Die Wissenschaftler liefern mögliche Erklärungen: „Vielleicht bieten von den jeweiligen Vögeln bevorzugte Waldtypen besonders gute Bedingungen, weshalb es zu einer größeren Interaktion der Spezies und mehr Infektionsmöglichkeiten kommt. In beliebten Lebensräumen müssen die Tiere vermehrt ihr Revier verteidigen, was Zeit und Energie kostet. Dieser Stress könnte das Immunsystem schwächen.“ Auf der anderen Seite müssten die Tiere auch in suboptimalen Revieren viel Energie investieren, um überhaupt Nahrung zu finden. Insgesamt ist der Effekt der Landnutzung also noch komplexer als gedacht und widerspricht teils den Erwartungen. In einem nächsten Schritt sollte der Einfluss menschlicher Eingriffe auf die Krankheitsüberträger, also Insekten und ihre Brutstätten („stehendes Wasser“), untersucht werden. Schon jetzt zeigen die Forscher, dass einheimische Buchfinken und Mönchgrasmücken durchaus mit Vogelmalaria infiziert sind – aber für Menschen keine Gefahr darstellen – und dass menschliche Waldnutzung über Parasitierung Vogelgemeinschaften und ihre Diversität beeinflussen kann. Die Wissenschaftler bestätigen, dass die reiselustigeren Mönchsgrasmücken eher mit Par asiten befallen sind als Buchfinken. Ihre Studie ist im Online-Journal PLOS ONE erschienen. Sie wurde im Rahmen des Biodiversitätsexploratiums Schwäbische Alb von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.



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