Ulm News, 19.03.2014 11:51
Mehr psychische Erkrankungen in Baden-Württemberg
Baden-Württemberger leiden immer häufiger an psychischen Erkrankungen. 2013 fehlten fast acht Prozent mehr Menschen wegen Depressionen oder Angstzuständen im Job als im Jahr zuvor. Auch insgesamt stieg der Krankenstand im Land leicht an. Er lag mit 3,3 Prozent aber weiterhin deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Konkret heißt das: In Baden-Württemberg waren von 1.000 erwerbstätigen Arbeitnehmern im Schnitt pro Tag 33 krank geschrieben (Bund: 40). Ein Beschäftigter fehlte durchschnittlich 12,2 Tage im Job (Bund: 14,6 Tage). Dies zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport 2014.
Das IGES Institut aus Berlin wertete dafür landesweite Daten von 323.000 erwerbstätigen Versicherten der DAK-Gesundheit aus. Mehr als die Hälfte der Fehltage in Baden-Württemberg wurde durch drei Krankheitsgruppen bestimmt: Der häufigste Grund für Krankschreibungen waren Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, wie zum Beispiel Rückenschmerzen. Jeder fünfte Ausfalltag entfiel auf diese Krankheitsart. Knapp 18 Prozent der Fehltage hingen mit dem Atmungssystem zusammen. Wegen der starken Erkältungswelle aufgrund des kalten Winters gab es 23 Prozent mehr Fehltage als 2012. Psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Angstzustände, landeten mit fast 15 Prozent auf dem dritten Platz. Hier gab es eine Steigerung von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die DAK-Langzeitanalyse seit dem Jahr 2000 zeigt, dass es in Baden-Württemberg in den vergangenen 13 Jahren 80 Prozent mehr Fehltage aufgrund psychischer Leiden gab. „Die zahlreichen Fehltage durch psychische Erkrankungen sind ein ernsthaftes Problem in unserem Land“, sagt Markus Saur, Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. „Unser betriebliches Gesundheitsmanagement kann den Betroffenen und den Betrieben helfen, die Belastungen am Arbeitsplatz möglichst abzufedern.“Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand waren das Gesundheitswesen und die Öffentliche Verwaltung mit jeweils 3,8 Prozent sowie der Handel mit 3,4 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte die Branche Bildung, Kultur, Medien mit 2,5 Prozent. Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Landesreport insbesondere die gesundheitliche Situation der sogenannten Rushhour-Generation. Die Krankenkasse hat dafür den Krankenstand ihrer Mitglieder analysiert und mehr als 3.000 Männer und Frauen im Alter von 25 bis 39 Jahren repräsentativ befragt. Fazit: Obwohl viele Männer und Frauen in der „Rushhour des Lebens" wegen Mehrfachbelastung unter Druck stehen, wirkt sich das nicht bei den Krankschreibungen aus. Sie sind im Vergleich zu den jüngeren und älteren Altersgruppen in Baden-Württemberg sogar besonders gesund. Im Vergleich zu ihren Altersgenossen im Bund fehlen die 25- bis 39-jährigen Baden-Württemberger deutlich weniger im Job wegen Krankheit. Die Zahl ihrer Ausfalltage liegt 15 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Trotzdem gilt: „Sollen diese besonders beanspruchten jüngeren Arbeitnehmer bis zum 67. Lebensjahr produktiv bleiben, müssen die Arbeitgeber nachhaltiger in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren“, so Markus Saur von der DAK-Gesundheit. „Der niedrige Krankenstand der 25- bis 39-Jährigen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.“ So sind in Baden-Württemberg in der Rushhour des Lebens bereits vier von zehn Beschäftigten mit Rückenproblemen in Behandlung. Unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern gibt es neben den akuten Beschwerden auch bereits langfristige Beeinträchtigungen. So sind sechs Prozent der Männer in Behandlung wegen Bluthochdruck, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht. Diese Krankheitsbilder sind bei jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehren und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen können. Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass erwerbstätige Eltern in Baden-Württemberg weniger auf ihre Gesundheit achten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Mütter und Väter im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich s elbst machen“, erläutert der DAK-Chef die Ergebnisse. „Bei ihnen bleiben vor allem ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung auf der Strecke. Erwerbstätige mit Kindern treiben weniger Sport als Berufstätige ohne Kinder.“ Der Untersuchung zufolge haben Erwerbstätige mit und ohne Kinder die gleichen Belastungswerte durch chronischen Stress. Selbst in Vollzeit arbeitende Mütter haben keine höheren Stresswerte als Mütter in Teilzeit oder nicht erwerbstätige Mütter. Dennoch: Zwei Drittel der erwerbstätigen Eltern in Baden-Württemberg gaben an, dass sie nicht genug Zeit für sich selbst haben. Fast die Hälfte (47,4 Prozent) glaubt, die Partnerschaft zu vernachlässigen. 42 Prozent sagen, sie hätten das Gefühl, dass die Balance zwischen Arbeit und Privatleben nicht stimme. Das sind vier Prozent weniger als bei den Kinderlosen. Auffällig ist auch, dass jede zweite Mutter sagt, sie glaube, ohne Kinder in ihrem beruflichen Fortkommen weiter zu sein. Von den Männern meint dies nur jeder achte. Wenn es um familienfreundliche Angebote der Betriebe geht, kann ein großer Teil der Eltern in Baden-Württemberg diese nutzen. Vor allem Teilzeit wird häufig angeboten und angenommen. 77 Prozent der erwerbstätigen Eltern halten die verkürzte Arbeitszeit für eine Erleichterung, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. So kennen zwei Drittel der Befragten das Angebot aus ihrem Betrieb. Viele Eltern vermissen Betriebskindergärten und eine Notfallkinderbetreuung. Nur 7,5 beziehungsweise 4,5 Prozent der Befragten berichten davon aus ihrem Betrieb. Auch bei der Ermutigung von Männern, Elternzeit zu nehmen sowie bei Home Office und Telearbeit ist die Nachfrage deutlich größer als die Angebote, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwer macht.






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