Ulm News, 20.07.2013 10:30
BUND zum Citybahnhof: „Zurück zu den Wurzeln!“
Vor dem Hintergrund der Verzögerungen, die sich bei der Realisierung des Projektes „Citybahnhof Ulm“ ergeben, sowie der jüngst vom Gemeinderat zu diesem Projekt gefassten Beschlüsse meldet sich der Ulmer BUND zu Wort. Vorsitzender Dr. Dieter Fortmann: „Mit großer Besorgnis sehen wir, wie eine Planung, die einst zu viel Hoffnung Anlass gab, verwässert wird! Wir sagen: Zurück zu den Wurzeln“.
Der BUND sieht den Ulmer Hauptbahnhof und dessen unmittelbares Umfeld als „die zentrale Verkehrsdrehscheibe“ in der Region an, welche es vorrangig für die Nutzer von Bahn, Straßenbahn und Bus sowie Fußgänger und Radfahrer zu optimieren gilt. Hier sehen die Umweltschützer etliche Rückschritte, die vorrangig vom Ulmer Gemeinderat, aber auch von der Bahn zu verantworten seien. Im Zentrum der Kritik steht der vom Gemeinderat bekundete Wille, die unter dem Bahnhofsvorplatz geplante Tiefgarage mit einer Kapazität von 800 Stellplätzen zu versehen und die FriedrichEbert-Straße vierspurig zu belassen. Dem BUND geht es zudem darum, dass der Bahnhof von Fußgängern und Radfahrern optimal erreicht und gequert werden und die Kapazität für Fern- und Nahverkehr auf der Schiene ausreichend ist. Mit deutlichen Worten kritisiert der Umweltverband das Vorhaben, die unter dem Bahnhofsvorplatz geplante Tiefgarage nun mit 800 Stellplätzen zu versehen und die FriedrichEbert-Straße vierspurig zu belassen. BUND-Chef Fortmann: „Das ist ein Rückfall in die 1970er Jahre! Mit solchen Maßnahmen zieht man noch mehr Autoverkehr in die Stadt. Dabei will man mit dem Verkehrsentwicklungsplan seit über zwanzig Jahren das Gegenteil erreichen!“ Fortmann spricht damit das Leitbild des derzeit in Überarbeitung befindlichen Planes an, in welchem eine „stufenweise Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und Verlagerung von Verkehr auf den Öffentlichen Personennahverkehr, den Fußgängerverkehr und Radverkehr“ enthalten ist. Die mit Elan begonnene und von Gemeinderat und Stadtverwaltung gewünschte Bürgerbeteiligung werde, so Fortmann, ad absurdum geführt, wenn jetzt überraschend derartige Beschlüsse gefasst werden. Diese stünden im Widerspruch zur bisherigen Planung. Ein Grundgedanke der Citybahnhof-Idee sei es gewesen, den Bahnhof näher an die Innenstadt anzubinden und eine fußläufige Verbindung zu erleichtern. Bleibe es auf der Friedrich-EbertStraße bei vier Autospuren, wäre dieses Ziel verfehlt. Fortmann verweist auf das Beispiel Neue Straße, wo ein Rückbau und eine fußgängerfreundlichen Lösung ohne Verkehrskollaps gelungen sei. Nachdem sowohl bei den Sedelhöfen als auch in der Schillerstraße in großem Stil weitere Parkmöglichkeiten geschaffen werden sollen, würden, so Fortmann, deutlich mehr Stellplatzkapazitäten geschaffen als wegfallen oder bereits weg gefallen sind. Gleichzeitig investiere man viel Geld in den Ausbau der Straßenbahn und bald auch in den Aufbau eines SBahn-Systems. Fortmann: „Alles ausbauen geht nicht - die Stadt muss Prioritäten setzen und sich an ihre eigenen Leitbilder halten!“ Die Option „mit dem Auto zum Bahnhof“ müsse vor dem Hintergrund des geplanten und auch notwendigen Ausbaus von S-Bahn-, Straßenbahn- und Radwegenetz zur Ausnahme werden. Der BUND fordert, die Kapazität der Tiefgarage auf höchsten 400 Stellplätze zu reduzieren und die Straße auf zwei Fahrspuren rückzubauen, wie dies auch die Verwaltung vorgeschlagen hatte. Fortmann: „Der frei werdende Platz vor dem Bahnhof wird dringend benötigt – für wartende Fahrgäste vor dem Bahnhofsgebäude, an der Straßenbahn- und Bushaltestelle, aber auch für die Pflanzung von Bäumen!“ Der gesamte Bereich vor dem B ahnhof zähle zu den trostlosesten Flächen in Ulm. Diese erhitze sich zudem gerade bei Temperaturen wie derzeit schon am Vormittag unnötigerweise. „Schatten spendende Bäume wären ein Segen für alle, die auf dem Platz verweilen oder ihn queren müssen – eine Wohltat für Gesundheit und Auge“, so Fortmann. BUND-Fachmann und Stadtplaner Dr. Dietmar Reinborn geht es um die fußläufige Erreichbarkeit des Bahnhofes: „Die Fußgänger müssen bequem Bahnhofsvorplatz und Friedrich-Ebert-Straße über- wie unterqueren können!“ Dazu müsse die Straßenbahn- und Bushaltstelle nach Süden verschoben und die Unterführung sehr transparent und völlig barrierefrei ausgeführt werden. Wie Teile des Ulmer Einzelhandels und die IHK sorgt sich auch der BUND darum, dass zukünftig Fußgänger vom Bahnhof aus vorrangig oder zumindest gleichwertig in die Bahnhofstraße geleitet werden und nicht mit Priorität in die neu entstehenden Sedelhöfe. Unabhängig davon bleiben für den BUND zum einen die vollständige Durchbindung der Unterführung unter den Bahngleisen zur Schillerstraße sowie der Bau von Verbindungen zwischen den Bahnsteigen und dem neu errichteten Fußgängersteg Oberziele des Citybahnhof-Projektes. Reinborn: „Beide Maßnahmen werden Reisenden das Leben erleichtern und vor allem die Erreichbarkeit des Bahnhofs aus Richtung Westen drastisch verbessern!“ Dem Umweltverband ist zudem wichtig, dass seine Idee, den so genannten Posttunnel zu erhalten und zur nördlichen Schillerstraße zu verlängern, nicht aus dem Blick gerät. Reinborn: „Damit hätten wir nicht nur eine tolle Ost-West-Verbindung für Radfahrer, die an die bestehende Fahrradachse durch die Neustadt anschließt. Es könnten auf diese Weise zudem Fußgänger- und Fahrradverkehr entflochten werden und Konflikte zwischen beiden deutlich verringert werden! “ Auch für die Übergangszeit, in welcher die Unterführung erneuert und erweitert wird, wäre ein bereits verlängerter Posttunnel nach Meinung des BUND sehr sinnvoll. Hart geht der Verband mit der Deutschen Bahn ins Gericht: Mit umfangreichen Untersuchungen und Unterlagen bemühe sich die Bahn im Rahmen des derzeit laufenden Planänderungsverfahrens, den Bau eines fünften Bahnsteiges zu vermeiden. BUNDRegionalgeschäftsführer Stolz ärgert sich: „Ähnlich wie bei Stuttgart 21 versucht die Bahn, sich mit so wenig Aufwand wie möglich aus der Affäre zu ziehen!“ Statt mit dem Bau eines weiteren Bahnsteigs den Weg für ein zukunftsfähiges und leistungsfähiges S-Bahn-Konzept frei zu machen, plane man sehenden Auges ein Nadelöhr. Stolz: „Ohne Berücksichtigung der Neubaustrecke laufen auf Ulm und Neu-Ulm sechs Schienenstränge zu. Bei einem S-Bahn-Konzept mit Durchmesserlinien benötigt man ergo sechs freie Bahnsteigkanten an durchgehenden Gleisen.“ In Ulm gebe es davon aktuell aber nur fünf, da die Gleise 1 und 2 für den Fernverkehr reserviert seien. Eine Doppelbelegung wie in Ulm heute bereits Realität und in Stuttgart geplant sei inakzeptabel. „Schon heute sind Fahrgäste regelmäßig irritiert, wenn sie an einem Bahnsteig zwei Züge vorfinden!“ Stolz fordert die Bahn auf, sich nicht „aus der Verantwortung zu rechnen& amp;amp;a mp;ldquo; und den fünften Bahnsteig beim bevorstehenden Umbau des Hauptbahnhofes gleich mit zu bauen. Wie die Stadt Ulm verlangt auch der BUND von der Bahn, bald Klarheit darüber zu schaffen, welche der an die Schillerstraße angrenzenden Gleise des Hauptbahnhofes in Zukunft noch benötigt werden und welche nicht. Dies gelte für den BUND aber auch für die so genannten „bayerischen Stumpfgleise“ 25 bis 29. Das äußere Gleis 29 solle gemäß den Planfeststellungsunterlagen entfallen, von einem Wegfall der übrigen Gleise sei aber im Gegensatz zu früher nicht mehr die Rede. Diese Information sei jedoch für die weitere Planung im Bereich des heutigen Zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB) wichtig. Dessen räumlichen Umfang sieht der BUND für die Zukunft als deutlich geringer an: Mit dem Aufbau eines S-Bahn-Systems würden nach und nach etliche Buslinien bereits im Umland an die S-Bahn angebunden. Sie müssten dann nicht mehr bis in die Ulmer Innenstadt verkehren. Die frei werdenden Kapazitäten sollten dann, wie bereits in Blaustein praktiziert, zur besseren Erschließung der Fläche verwendet werden. Insgesamt schließt sich der BUND dem Wunsch von Gemeinderat und Stadtverwaltung an, dass es mit dem Projekt rasch voran gehen soll. Auch der Umweltverband sieht im Citybahnhof-Projekt eine große Chance für Verkehr und Stadtentwicklung. Priorität müssten aber die Belange der Fahrgäste und derjenigen Nutzer haben, welche zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Straßenbahn oder Bus anreisen.






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