Ulm News, 02.07.2013 10:54
Gesundes Führen essenziell für jedes Unternehmen
Uni-Klinik, IHK und AOK motivieren regionale Unternehmer und Personalchefs zu professionellem Betrieblichem Gesundheitsmanagement. „Wenn der Druck steigt – Förderung körperlicher und seelischer Gesundheit im Unternehmen“: Unter diesem Titel beleuchteten namhafte Experten für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Gründe, wieso eine stark steigende Zahl von Arbeitnehmern den Anforderungen des Alltags nicht mehr standhält. Gleichzeitig erhielten die Zuhörer in der Uniklinik Praxis-Tipps, wie sich effektive Präventions-Systeme im Unternehmen etablieren lassen. Der Einladung der AOK-Bezirksdirektion Ulm-Biberach, der IHK Ulm und des Universitätsklinikum Ulm waren 85 Entscheider regionaler Unternehmen gefolgt.
Von wissenschaftlichen Untersuchungen bis zu gelungenen Umsetzungsbeispielen, von rechtzeitigen Präventionsmaßnahmen bis zur Bekämpfung seelischer Probleme umspannten sechs praxisnahe Kurzvorträge alle Punkte, die ein modernes Unternehmen berücksichtigen muss, um seine Arbeitnehmer stark für den Arbeitsalltags zu machen. Die Leiter der einladenden Unternehmen, Prof. Dr. Harald Gündel von der Universitätsklinik Ulm, Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin AOK-Bezirksdirektion Ulm-Biberach, und Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer IHK Ulm, betonten in ihren Begrüßungsworten, welchen Stellenwert die körperliche und seelische Gesundheit der Arbeitnehmer für Unternehmen einnehmen. Daher freuten sie sich besonders über die Hochkarätigkeit der Veranstaltung durch das breite Expertisenspektrum der Referenten.
Den Auftakt der Veranstaltung machten Timm Waber und Manuel Kirsch, BGM-Koordinatoren der AOK-Bezirksdirektion Ulm-Biberach, mit dem aktuellen Krankenstand der Region, der kontinuierlich um 0,1 Prozent pro Jahr ansteigt auf aktuell 4,8 Prozent. Das Augenmerk lag auf dem wachsenden Anteil psychischer Erkrankungen, die sich vor allem in der Anzahl der Langzeiterkrankungen niederschlagen: 22,5 Tage ist ein psychisch Erkrankter durchschnittlich krankgeschrieben – bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind es beispielsweise nur 17,1 Tage. Diese Zahlen übertrugen sie auf die direkten Kosten für das Gesundheitswesen und die indirekten Kosten für Unternehmen. Psychische Erkrankungen rangierten bereits heute mit 32 Mrd. € auf Platz drei der direkten Kostenerzeuger, so Waber. Die Prophylaxe psychischer Erkrankungen sei daher schon allein aufgrund finanzieller Erwägungen lohnend.
Dieser Einschätzung schloss sich Joachim Schraivogel an – er setzt seit 2009 das Betriebliche Eingliederungsmanagement der Stadt Ulm um und ließ die Zuhörer von seiner Praxiserfahrung profitieren. Der Fallmanager stellte die in Ulm aufgebauten Strukturen und die permanenten Anpassungen des erfolgreichen Systems im Sinne von Best Practice vor und nannte als Ziel eines erfolgreichen BGMs, den Menschen durch Wertschätzung wieder in den Mittelpunkt des Unternehmens zu stellen.
Der Betriebs- und Facharzt für Arbeitsmedizin Dr. med. Michael Haas konstatierte im gleichnamigen Vortrag, wo „der Schuh drückt“, wieso also die Anforderungen an Arbeitnehmer heute so exorbitant gestiegen sind. Er erläuterte den historischen Wandel von Arbeit weg vom körperlichen hin zum deutlich verantwortungsvolleren, leistungsorientierten Job, der höhere psychomentale und emotionale Anforderungen stelle. Durch moderne Kommunikation werde zudem alles schneller, was den Leistungsdruck durch Arbeitsverdichtung zusätzlich erhöhe. Für den Erhalt psychischer Gesundheit sei es daher wichtig, dass die Arbeit vorhersehbar, durchschaubar und handhabbar sei, so Dr. Haas.
Wie Entscheider im Unternehmen psychische Gefährdung in der Arbeit erkennen und vermeiden, untersucht der Professor für Angewandte Psychologie Prof. Dr. Jürgen Glaser an der Universität Innsbruck seit über 20 Jahren. Provokativ stellte er die Frage „Noch jemand ohne Burnout?“ an den Beginn seines Vortrags. In diesem hob er eine gute Arbeitsgestaltung und das Führungsverhalten im Unternehmen als wichtigste Faktoren hervor, um Mitarbeiter körperlich und seelisch gesund zu erhalten. „Gesundes Führen umfasst den professionellen Umfang mit chronisch Kranken oder leistungsgewandelten Mitarbeitern, die aktive Gesundheitsförderung im Unternehmen, die Früherkennung psychischer Fehlbeanspruchung und Erkrankung, vor allem aber die Gesundheitsprävention durch psychologisch gute Gestaltung der Arbeit,“ so Glaser. Gesund führen bedeute kurz gesagt die Kombination aus Arbeitsgestaltung, Motivation und Fürsorge für die Mitarbeiter.
BGM-Coach und Diplom-Psychologe Armin Briesemeister hob die Wichtigkeit hervor, alle Führungskräfte für den Stellenwert des Gesundheitsmanagements innerhalb eines Unternehmens zu sensibilisieren. „Dass sich Mitarbeiter im Betrieb wohlfühlen und motiviert sind, ist die Hauptaufgabe der Führungskraft“, so Briesemeister.
Abschließend erläuterte Prof. Dr. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, welche Strategien nachweislich erfolgreich sind, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten oder wiederherzustellen: „Eine Mischung aus privaten und beruflichen Anforderungen kann zu einer erhöhten Daueranspannung des Organismus führen, die sich nicht selten in beginnenden seelischen und körperlichen Symptomen äußern kann. Daraus können, meist im Laufe von Jahren, Erkrankungen beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems oder andere chronische seelische und körperliche Beschwerden hervorgehen” analysierte der Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, für Psychiatrie, Psychoanalyse sowie für Neurologie. Er ergänzte die theoretische Annäherung um Antworten darauf, was der Einzelne tun könne, um solche Gesundheitsrisiken so weit wie möglich zu vermeiden beziehungsweise frühestmöglich selbst zu erkennen und gegenzusteuern und wie Firmen ihre Mitarbeiter diesbezüglich unterstützen könnten.










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