ulm-news.de

Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
Sie sind hier: ulm-news Startseite  Nachrichten

Ulm News, 21.02.2013 12:17

21. February 2013 von Thomas Kießling
0 Kommentare

Gemeinsame Gespräche, neue Regeln und keine kürzeren Ausschankzeiten für den Schwörmontag


 schließen


Foto in Originalgröße



Die Stadt Ulm scheint ernstzumachen: Der nächste Schwörmontag wird in der Innenstadt um 23 Uhr beendet. Damit will die Stadt den Klagen einiger Anwohner und den Auswüchsen der großen Feierei begegnen. Die Regelung wurde getroffen, ohne die neben Anwohnern auch Betroffenen, nämlich Veranstalter und Gastronomen, zu hören. Schade, denn um den Problemen an Schwörmontag Herr zu werden, bedarf es – wie es in Ulm eigentlich gute und erfolgreiche Tradition ist - einer guten Zusammenarbeit.

Ulm fährt den Schwörmontag zeitlich sehr zurück. Ende ist nun statt 0.30 Uhr um 23 Uhr. Die verantwortlichen Bürgerdienste der Stadt und die Ulmer Polizei glauben, dass es so am Schwörmontag 2013 weniger Glasbruch gibt, weniger Betrunkene, weniger Verletzte und weniger Schlägereien. Eben, weil alle 50 000 Festgäste eineinhalb Stunden früher nach Hause gehen als am vergangenen Schwörmontag. Wie man in der Provinz mit solchen Festproblemen umgeht, zeigt Biberach. Das traditionelle Schützenfest an der Riß hat ähnliche Probleme. Sehr viele Besucher auf engen Plätze, und auch Festgäste, die sich daneben benehmen. Kurz wurde eine Einzäunung des Festbereichs erwogen. Das kam nicht so an. Die Wogen schlugen so hoch, dass am Ende sogar der Oberbürgermeister das Handtuch warf und ging. Es wurde eine andere Lösung gesucht und gefunden. Nun werden mehr Müll- und Glasbehälter sowie Dixi-WC im Festbereich aufgestellt. Außerdem werden die Sicherheitskontrollen verstärkt. Polizei und private Sicherheitsdienste sollen massiv kontrollieren und Bußgelder verhängen. Dabei spielt das Jugendschutzgesetz eine große Rolle, aber auch Sitte und Anstand. Festgäste, die wild herum pinkeln, Müll oder Glasflaschen auf der Straße entsorgen, oder sich sonst daneben benehmen, müssen mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Auch die Ausschankzeit wurde eingeschränkt. Und zwar an drei Tagen bis 3 Uhr, in der Stadt und den Kneipen dort läuft das Fest ohnehin länger. Die Ulmer Regelung an Schwörmontag wirkt im Gegensatz zur Biberacher geradezu provinziell, wenig durchdacht und wenig phantasievoll. Es ist sehr einfach, den Laden einfach um 23 Uhr zu schließen. Zuallererst muss doch gefragt werden, ob angesichts der Besuchermassen die Zahl der Betrunkenen, Verletzten oder Pöbeleien tatsächlich so hoch ist, dass die Stadt mit der Verkürzung der Ausschankzeit reagieren muss oder ob sich die Probleme angesichts der gewaltigen Besucherzahl eigentlich im Rahmen hält. Auch wenn die Probleme und die Hinterlassenschaften alles andere als schön sind. Betrunkene gibt es auf jedem Fest, da es gerade beim jungen Publikum nicht mehr Usus ist, gemütlich zwei, drei Biere zu genießen. Heute trinkt man sich mit hochprozentigen Mixgetränken in Stimmung, „glüht vor“ und ist dann oftmals vom Promillegehalt der Mischung überrascht. Das ist so bei Faschingsveranstaltungen, Dorffesten und auch am Schwörmontag, leider eine Zeiterscheinung und sagt aber gar nichts aus über die Güte eines Fests. Die ersten Betrunkenen gibt es an jedem Schwörmontag bereits vor dem Nabada auf Donauwiese. Dass zum Leidwesen der Gastronomen nicht nur an den Gastroständen Alkohol gekauft und konsumiert wird, beweisen die Berge von Glasscherben um den Münsterplatz und im Fischerviertel. Glasbruch dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben, da die Gastronomen verpflichtet sind, ihre Getränke nur in Plastikbechern auszugeben. Wer wissen will, woher das Glas kommt, muss nur an Schwörmontag die Supermärkte und Tankstellen in Citynähe aufsuchen: Die Alkoholika-Regale sind total leergeräumt. Die Märkte und Tankstellen machen ein Supergeschäft, denn die Festbesucher entern die Innenstadt mit Wodka und Fruchtsäften im Rucksack. Die leeren Flaschen fliegen dann in die Ecke. Daher kommt der Glasbruch, daher kommen die schwer Betrunkenen. Die Gastronomen trifft in dieser Hinsicht wenig Schuld. Und doch haben Sie nicht auf Probleme und berechtigte Kritik im Vorfeld reagiert. Besonders im Fischervierte l, in dem sich die Besuchermassen gefährlich drängen, wurden die Disco und Verstärkeranlagen immer extremer aufgerüstet. Lauter, größer mit möglichst viel BumBum, was immer noch mehr Besucher anzog. Volle Lautstärke bei noch halbgefüllten Plätzen ab 17 Uhr, während in der Nachbarschaft trotz Bitte um eine halbe Stunde leisere Musik Ira Dentler keine Chance hat, bei ihrer Thronrede gehört zu werden. Dabei hat diese Thronrede eine viel längere Tradition als die jetzt viel zitierte „traditionelle Party“ und das Partyvolk an Schwörmontag im Fischerviertel. Die Rede war schon lange vor Housemusic-Gewummer da. Ebenso machen es sich Gastronomen in der Stadt sehr einfach, indem sie eine Musikbox vor die Tür stellen und mit möglichst lauten BumBum die Party ausrufen. Wenn es so einfach geht, ist jeder Gastronom nur doof, der eine Liveband mit dazugehörigem technischem (Kosten)Aufwand für seinen Bereich engagiert. Allerdings ist auch dem vielgehörten Argument des Leise-Vereins und einiger Medien, dass Veranstalter und Gastronomen das Geld an Schwörmontag mit dem Schubkarren nach Hause fahren und sich mit dem Krach nur auf Kosten der Bewohner die Taschen füllen, nicht richtig. Diese Veranstaltung ist mit personellem, zeitlichem und auch finanziellem Aufwand verbunden. Außerdem trägt jeder Gastronom ein äußerst großes finanzielles Risiko. Regen und Kälte können die Kalkulation ganz schnell verhageln. Der kürzerer Stadtfeiertag hat auch Auswirkungen auf das Programm auf dem Münsterplatz, auf dem es die Probleme der anderen Plätze nicht gibt. Denn der Platz ist abgesperrt und vor Betreten werden den Gästen alle Trinkflaschen abgenommen. Getränke müssen auf dem Platz gekauft und konsumiert werden. Wenn nun der Sender Radio 7, der den Münsterplatz in diesem Jahr bespielt, erklärt, die Ausschankverkürzung sei egal, man werde sich auf die kürzere Zeit einstellen, dann ist das sehr kurz gedacht. Eineinhalb Stunden Umsatzausfall bei 10 000 Besuchern ist kein Nasenwasser. Caterer Christian Becker wird auf den Ausfall reagieren und seinen finanziellen Beitrag am Bühnenprogramm auf dem Münsterplatz mit Sicherheit anpassen, also reduzieren. Radio 7 und Veranstalter Allgäu Concerts haben somit weniger Geld für ein tolles Programm zur Verfügung. Es drohen wieder mehr DJ-Programm, nach den Live-Acts (3 Stunden Live-Musik, zweieinhalb Stunden DJ) vom Vorjahr. Es ist eigentlich, das was die Stadtverwaltung nicht unbedingt hören möchte, auch weil ein reines DJ-Programm ein vorwiegend sehr junges Publikum anlockt. Es ist zu befürchten, dass zehntausende Festgäste ab 23 Uhr schauen, wo sie weiterfeiern können. Womöglich dann in den Kneipen, denn das ist nicht verboten. Nicht nachvollziehbar ist auch, dass in den Stadtteilen, ja sogar auf dem Schwal und in der Au, die Party länger laufen darf als in der City. Das ist nicht gerecht. Kurzum: Es scheint alles etwas kurz gedacht, unausgegoren. Warum nimmt die Stadt die Gastronomen nicht in die Pflicht, fordert von den Gastronomen einen Beitrag für eine verstärkte Präsenz von Polizei, kommunalen und privaten Sicherheitsdiensten und sorgt für mehr Müllbehälter? Wenn der SSV Reutlingen gegen den SSV Ulm 1846 im Donaustadion spielt, sichern auch einige hundert Polizisten das Fußballspiel. Es geht also. Das Argument, dass sich Innenstadtbewohner wegen des Lärms und des Mülls am Schwörmontag beschweren, mag richtig sein. Dagegen stehen aber viele tausend junge Leute, auch aus dem weiten Umland, die Ulm als junge, attraktive Stadt wahrnehme n , in der es sich gut feiern lässt und in der an Schwörmontag ein Toppgramm geboten wird. Umfragen der Medien und in Facebook belegen das klare Interesse an der großen Party. Es sind die jungen Leute, die jetzt den Eindruck bekommen, Stadt und Gemeinderat reagieren auf die Klagen weniger älterer Ulmer, die sich schnell öffentlich und medial artikulieren, und haben für das Fest in der City, in der die Jugend feiern will, wie sie es will und kennt, keinerlei Verständnis. Einfach das Licht früher ausknipsen in der Hoffnung, dass dann die Partywelle schnell abebbt, ist zu einfach. Das Fest hat sich entwickelt und gewandelt. Übrigens auch in der Au sind die Besucherzahlen in den letzten Jahren geradezu explodiert. Auch die Besucher sind jünger geworden. Vor 15 Jahren war der Schwörmontag für viele Jugendliche nach dem Nabada beendet. Der Abend war ein Fest für die Alten, für die Eltern. Heute feiert die Jugend mit. Nicht unbedingt mit den Eltern in der Au, aber in der Innenstadt. Der Stadtfeiertag wird nie mehr so sein wie vor 15 oder 20 Jahren, auch wenn er schon um 23 Uhr beendet wird. Ein solches Festende im Hochsommer ist arg provinziell für eine Stadt, die sich gerne weltoffen und innovativ gibt. Nach alter und stets erfolgreicher Ulmer Tradition wäre es an der Zeit, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsam Lösungen zu finden. Der Oberbürgermeister schwört alljährlich „allen Ulmern ein gemeiner Mann zu sein“. Alle Ulmer. Dazu gehören eben auch jene, die lieber laute Discomusik hören als gemütlich auf den Bierbänken sitzen. Und auch die Innenstadt-Gastronomen, die das gesamte Jahr über mit ihrem Einsatz und Unternehmertum, aber auch mit ihren Steuern und Abgaben, einen großen Anteil zur Attraktivität der Stadt beitragen.



Zant Festival 300 x 300Play-offs BasketballMia sind mehr - Kampagne der Stadt Neu-UlmStauferkrone 2026Ulmer Zelt 2024-1Cube Store Ulm - Banner kleinUlm-newsSparkasse NU

Termine & Kino

weitere Termine
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
May 26

Großeinsatz im Einkaufszentrum - eine Übung mit 1.100 Einsatzkräften und vielen Erkenntnissen
Elf Monate Planungszeit gibt Rainer Benedens vom DRK Rettungsdienst Heidenheim-Ulm als Vorbereitungsdauer...weiterlesen


May 31

Brückenabriss geht schneller als erwartet - Gänstorbrücke bald nur noch halb
Ursprünglich sollte der westliche Teil der Gänstorbrücke von Donnerstag bis Sonntag abgebrochen werden....weiterlesen


May 28

Mordende Männerhasserin oder versuchte Serienmörderin
Mord wirft die Staatsanwaltschaft der 26-jährigen Anna-Maria W. vor. Die junge Frau hat gestanden, im...weiterlesen


Jun 03

Medien sprechen schon von Polizeiskandal - bei Rauschgifthandel und Bestechung in der PP Neu-Ulm - bislang keine weiteren Details
Medien aus ganz Deutschland berichten bereits über die Vorkommnisse im Polizeipräsidium Neu-Ulm - z.B....weiterlesen


Jun 06

Schrecksekunde: Schulbus kollidiert mit Straßenbahn
Noch einigermaßen glücklich verlaufen, doch sieben verletzte Kinder sind die Folge eines...weiterlesen


Jun 05

Über Donaustetten toben Unwetter und Tornado - hoher Sachschaden - zum Glück niemand verletzt
Das Unwetter am Mittwochabend (4. Juni 2025) hat den Ulmer Stadtteil Donaustetten vermutlich am heftigsten...weiterlesen


Jun 01

Noch ein Glanzlicht der Woche? - A-E-I-O…Vokale und Vokalisten bei den Sound Bridges versinken in der Donau
Was wurde uns nicht versprochen bei den Sound Bridges? Eine audiovisuelle Inszenierung von...weiterlesen


May 24

Katastrophenalarm - aber nur Großübung der Blaulichtkräfte im Ulmer Blautalcenter mit 1.100 Einsatzkräften
An diesem Samstag, 24.05.2025, findet im Blautalcenter in der Blaubeurer Straße in Ulm eine Großübung...weiterlesen



Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu

 
© ulm-news.de, Nachrichten für Ulm und Umgebung   KONTAKT | FAQ | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ | Cookie Einstellungen anpassen nach oben