Mit einem Sweep ins Halbfinale - Jarvis Walker Ehrengast in der ausverkauften ratiopharm arena

 Mit einem „Sweep“ über Braunschweig – wie man einen Seriengewinn ohne Niederlage im Basketball-Jargon nennt – erreicht ratiopharm ulm in der „best of five“-Serie das Halbfinale. Ob das Abenteuer Halbfinale am Sonntag, den 20. Mai, allerdings mit einem Heimspiel gegen Würzburg oder Berlin beginnt, ist noch nicht klar. In der Viertelfinalserie führt Würzburg mit 2:1. „Keine Präferenz“ habe Thorsten Leibenath, der darauf hinweist, dass sein Team gegen beide Teams sowohl einmal gewonnen als auch verloren habe. Ganz anders gegen Braunschweig.
Gegen die Niedersachsen spielte Ulm in diesem Jahr insgesamt sechs Mal – ohne Niederlage. „Das Viertelfinale war eine sehr faire Serie auf hohem Niveau“, fasste Leibenath die letzten drei Spiele zusammen. „Ich denke, dass wir in allen Spielen einen Tick besser waren.“
Bevor ratiopharm ulm mit dem Einzug ins Halbfinale einen weiteren Meilenstein zu einer an Highlights reichen Saison hinzufügte, erlebten die 6.000 Zuschauer in der zum 16. Mal ausverkauften ratiopharm arena einen emotionalen Moment der besonderen Art. Noch ehe das aktuelle Team begrüßt wurde, machte eine Legende ihr Versprechen wahr, das sie den Clubverantwortlichen schon im Dezember gab. „Wenn ihr es in die Playoffs schafft, komme ich“, sagte Jarvis Walker, der in seinen 11 Jahren in Ulm über 400 Spiele absolvierte und noch heute Kultstatus genießt. Und der „Rock“, wie Walker einst genannt wurde, kam tatsächlich und rief das heutige Ulmer Team unter den Ovationen der Zuschauer aufs Parkett.
Direkt ins Spiel mitnehmen konnte ratiopharm ulm die Walker-Euphorie allerdings nicht. Wegen Nervosität und ohne Glück im Abschluss dauerte es bis zu 6. Minute, ehe die Ulmer in Schwung kamen.
Erst erzielte Steven Esterkamp mit drei Freiwürfen den Ausgleich, dann markierte Dane Watts die erste Führung (14:12), ehe Per Günther den 7:0-Lauf mit einem Dreier krönte. Und da der Nationalspieler noch weitere sechs Punkte folgen ließ, hatte sich ratiopharm ulm dank eines grandiosen Zwischenspurts bis zur 9. Minute auf 22:12 abgesetzt. Gekrönt wurde der 19:3-Lauf mit einem spektakulären Buzzer-Beater zum Viertelende durch Isaiah Swann (28:15).
Ähnlich beeindruckend wie die Offensivleistung war die Tatsache, dass das Team die Abwesenheit von John Bryant bis zur 13. Minute im Rebounding kompensieren konnte. Sowohl Dane Watts als auch Steven Esterkamp (beide 5 Rebounds) leisteten hier ganze Arbeit. So wurde auch eine kleine Schwächephase kompensiert, die durch einen Dreier von Kelvin Torbert in der 15. Minute beendet wurde (36:21).
Und ratiopharm ulm hat ja Per Günther: Der Point Guard, der sich seit Wochen in bestechender Form präsentiert, war immer dann zur Stelle, wenn es brenzlig wurde. So auch in der 18. Minute, als Braunschweig auf 41:31 verkürzte und Günther erst einen Dreier versenkte und dann Keaton Nankivil mit einem perfekten Anspiel zu einem scheppernden Dunking verhalf (46:31). Und Günther war es auch, der sein Team zusammenrief, als die Gäste in der 25. Minute durch zwei Dreier von Michael Umeh auf 52:41 herangekommen waren. Den Assist, den die Ulmer Nummer 6 im Anschluss zustellte, verwandelte Dane Watts zum 55:41. Doch die Niedersachsen drückten – bzw. Umeh traf weiter, wie zum 55:46 (26.) und zum 55:49 mit seinen Dreiern Nummer sechs und sieben. Nach dem Branko Jorovic gar auf 55:51 verkürzte, war es Keaton Nankivil, der mit seinem Dreier für Entlastung sorgte (58:51, 28.). Und Nankivil legte nach: Erneut aus der Distanz zum 61:53 (29.). Isaiah Swann schickte den 8. Ulmer Dreier (21 Versuche) zur rechten Zeit zum 64:55 durch die Reuse. Doch in den Playoffs geschieht bekanntlich „Unglaubliches“, so auch zu Beginn des vierten Viertels, als Braunschweig in vier Minuten einen 2:10-Lauf hinlegte und auf 66:65 (34.) verkürzte.
Vier Minuten war ratiopharm ulm ohne Punkte geblieben, ehe Per Günther von der Freiwurflinie traf (67:65). Und Günther war es auch, der das 72:70 im Fastbreak markierte, kurz nachdem Steven Esterkamp die Brauschweiger 67:70-Führung per Dreier ausgeglichen hatte. „Stevens Dreier war die Initialzündung. Danach war die ratiopharm arena ein Tollhaus, in dem er es schwer ist, ein Spiel zu verlieren“, beschreibt Coach Leibenath einen Knackpunkt des Spiels. Denn was nun folgte, lässt sich nur unzureichend mit „Schlussoffensive“ beschreiben. Angefeuert von einen ohrenbetäubend lauten Kulisse powerte sich ratiopharm ulm mit einem 11:3-Lauf in den letzten drei Minuten ins Halbfinale.
„Das ist ein riesen Erfolg“, sagte Leibenath, der zudem deutlich machte, dass sein Team damit noch nicht zufrieden ist. Für ratiopharm ulm spielten: Swann (13 P), Mason-Griffin (2 P, 5 Ass), Günther (18 P, 5 Ass), Betz (-), Oladipo (dnp), Wenzl (-), Heberlein (dnp), Torbert (3), Esterkamp (11 P, 7 Reb), Watts (13 P, 9 Reb), Nankivil (10 P), Bryant (15 P, 7 Reb).