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Ulm News, 05.04.2012 22:00

5. April 2012 von Thomas Kießling
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Angelika Pfefferkorn: Mein Weg aus dem Behindertenheim


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Angelika Pfefferkorn (39) sitzt von Geburt an im Rollstuhl. Seit dem 3. August 2007 lebt sie selbstbestimmt beim ASB Regionalverband Ulm. Dies war ihr größter persönlicher Wunsch, für den sie einige Hürden überwinden musste. Davor wohnte sie viele Jahre in Behindertenheimen oder stationären Behinderteneinrichtungen – aus Kostengründen.

 „Die vollstationäre Betreuung ist erheblich günstiger als ein selbstbestimmtes Wohnumfeld. Allerdings haben Behinderte dort auch kaum adäquate geistige Herausforderungen zu erwarten.“ Zu Beginn war es für sie noch ganz in Ordnung, doch mit dem Personalabbau auch in den Behindertenheimen wurde es immer schwieriger für sie.
„Das Personal war oft nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit in Ruhe und der erforderlichen Gründlichkeit durchzuführen. Besonders stark bekam ich das zu spüren, als ich die erste bezahlte Arbeit meines Lebens in einer Werkstatt für Behinderte bekommen habe,“ berichtet Angelika Pfefferkorn. Oft seien die Pfleger nicht pünktlich dagewesen, um sie zu waschen und zu richten. „So musste manches Mal das Frühstück ausfallen und ich kam dennoch zu spät zur Arbeit.“ Angelika Pfefferkorn wünschte sich zunehmend, in eine eigene Wohnung zu ziehen, um mit Hilfe von Assistenzkräften ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als sie ihren Wunsch äußerte, stieß sie damit im Behindertenheim auf Widerstand und Unverständnis. Man sagte ihr, sie sei niemals in der Lage eigenständig in einer Wohnung zu leben, da ihre Pflegebedürftigkeit viel zu hoch sei.
„Aber dann erfuhr ich von einem Wohnprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes in Ulm“, erinnert sich Angelika Pfefferkorn. Dort sei es möglich, trotz schwerer körperlicher Behinderung und hohem Pflegeaufwand, selbstbestimmt mit Assistenzunterstützung zu leben. Sie bewarb sich beim ASB und bekam nach dem Vorstellungsgespräch, zu dem sie der ASB abgeholt hat, damit sie überhaupt hin konnte, die Zusage für einen Platz in dem Wohnprojekt. Gleichzeitig bekam sie die Option auf einen Platz zur Ausbildung als Bürokauffrau, wenn sie ihren Hauptschulabschluss nachholen würde.
„Das war mir Antrieb genug und ich klemmte mich hinter den Abschluss und schaffte diesen auch.“ Die Suche für Frau Pfefferkorn hatte endlich ein Ende und das Projekt entsprach genau ihren Wünschen und Vorstellungen. „Das war alles andere als selbstverständlich und zudem trat der ASB zwei Jahre lang in finanzielle Vorleistung, bis ich vor dem Gericht die Kostenübernahme durch meinen Kostenträger zugesagt bekam. Dies war eine unsichere Zeit, da es erstens für den ASB ein immens hohes Risiko war, das er aufgenommen hat, und zusätzlich war mir bewusst, dass dieser Wunschtraum von mir, ein selbstbestimmtes Leben, jederzeit enden könnte und ich somit wieder ins Heim zurückgeschickt werden würde.“
Seit vier Jahren lebt Angelika Pfefferkorn jetzt in Böfingen in einer Mietwohnung und erzählt gerne von ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Über ihren persönlichen Lebensweg hat sie auch schon öffentlich Vorträge gehalten. Mit den Vorträgen möchte Angelika Pfefferkorn versuchen, Ängste und Barrieren im Umgang mit Behinderten abzubauen, damit Nichtbehinderte weniger Hemmungen haben, auf Behinderte zu zugehen. „Ich denke, man muss anderen Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich es war, einfach Mut machen diesen Schritt raus in die Selbstständigkeit zu wagen. Es ist möglich, selbstbestimmt zu leben, auch als körperbehinderter Mensch. Es ist nicht einfach, aber es ist machbar!“



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