Ulm News, 13.02.2012 15:15
Ulm auf dem Weg zur Internationalen Stadt
Der Bericht "Ulm: Internationale Stadt" wurde in einer gemeinsamen Klausur von Gemeinderat und Internationalem Ausschuss vorgestellt, ausführlich diskutiert und fraktionsübergreifend begrüßt. Das Konzept, das zunächst auf fünf Jahre ausgelegt ist, beinhaltet zehn Handlungsfeldern mit insgesamt 72 Handlungsempfehlungen, von denen neun aufgrund ihrer Bedeutung als Schlüsselprojekte herausgegriffen werden.
Kernelemente sind die Entwicklung einer Willkommenskultur, die weitere Verbesserung der Bildungschancen für alle, und die deutsche Sprache als Grundlage des interkulturellen Austausches. Dem Konzept: "Ulm - Internationale Stadt" liegen folgende, vom Internationalen Ausschuss der Stadt Ulm erarbeitete Leitgedanken zu Grunde: Internationalität ist eine Bereicherung für unsere Stadt. Wir fördern das Zusammenwachsen von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu einer Gesellschaft in Vielfalt. Dies ist für uns ein wechselseitiger Prozess. Unsere Stadt ist Heimat für alle. Wir dulden keine Diskriminierung oder Gewalt gegen Menschen jeglicher kultureller Herkunft. Wir begegnen uns in gegenseitiger Offenheit und mit Respekt vor der jeweiligen anderen Kultur, Religion und Lebensform. Wir sind dem Grundgesetz und der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet. Für uns ist die deutsche Sprache die Grundlage für Kommunikation, Verständigung und die erfolgreiche Beteiligung am Bildungssystem. Mehrsprachigkeit betrachten wir als Gewinn für unsere Stadt. Der Bericht "Ulm: Internationale Stadt" nimmt das Thema Internationalität in seiner Gesamtheit in den Blick. Entscheidendend ist dabei ein Perspektivwechsel: Der Bericht stellt nicht den inzwischen mit Vorurteilen und einer starken Problemorientierung belegten Begriff der "Integration" in den Mittelpunkt. Er zeigt vielmehr Lösungsansätze auf, wie die Stadtgesellschaft mit der Internationalität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner positiv umgehen kann. Die Stadt Ulm versteht sich als wichtiger Akteur in diesem Prozess - allerdings beileibe nicht als den einzigen. Die Gesellschaft an sich soll gefordert werden - die Bürgerinnen und Bürger jedweder Kultur und Herkunft ebenso wie Universität und Hochschule, Wirtschaft und Handel, oder soziale Dienstleister. Alle Beteiligten sind gehalten, sich interkulturell zu öffnen , damit die Maßnahmen, die die Stadt allein oder gemeinsam mit anderen einleiten kann, Früchte tragen können. Die zehn Handlungsfelder im Überblick Handlungsfeld 1: Willkommenskultur und Interkulturelle Öffnung der Institutionen Es ist unser Ziel, dass sich sowohl die Neubürgerinnen und Neubürger unabhängig von ihrer Herkunft als auch die Ulmerinnen und Ulmer, die schon länger in Ulm leben, in unserer Stadt willkommen fühlen. Es ist unser Ziel, dass alle städtischen Organisationseinheiten, die mit Kundinnen und Kunden unterschiedlicher kultureller Herkunft und Sprache zu tun haben, im Rahmen der Organisations- und Personalentwicklung die interkulturelle Öffnung ihrer Regeldienste und Angebote entwickeln und umsetzen. Es ist unser Ziel, dass alle Einrichtungen und Dienste, die mit der Stadt kooperieren und dazu städtische Zuschüsse oder andere Formen von Unterstützung erhalten, ihre Angebote und Dienstleistungen ebenfalls interkulturell öffnen. Handlungsfeld 2: Internationalität- Grundlage für Wissenschaft und Wirtschaft Es ist unser Ziel, allen Ulmerinnen und Ulmern im erwerbsfähigen Alter eine berufliche Perspektive zu ermöglichen. Im Hightech-Bereich, vor allem in der Wissenschaft und der Forschung wollen wir die „besten Köpfe“ für die Zukunftsfähigkeit der Stadt und Region heranbilden, in Ulm halten und zusätzlich von außen gewinnen. Unser Ziel ist es, die Attraktivität Ulms für qualifizierte Fachkräfte und für Unternehmen aus aller Welt zu erhöhen und unsere internationalen Beziehungen in Wissenschaft und Wirtschaft auszubauen. Unser Ziel ist es, dass die Unternehmen, die von Ulmerinnen und Ulmern mit inte rnationalen Wurzeln geführt werden, an Zahl zunehmen, sich verstetigen und sich mehr als bisher im Bereich der Ausbildung engagieren. Unser Ziel ist es, dass die Zahl der internationalen Ulmerinnen und Ulmer ohne abgeschlossene Berufsausbildung auf den Stand der Ulmerinnen und Ulmer ohne internationale Wurzeln sinkt. Unser Ziel ist es, durch Fort- und Weiterbildung das Potential von internationalen Ulmerinnen und Ulmern, die bislang unterqualifiziert beschäftigt sind, bestmöglich zu erschließen. Unser Ziel ist es, die Anzahl der internationalen Studierenden in Ulm deutlich zu erhöhen und Ulm international so attraktiv zu machen, dass internationale Forscherinnen und Forscher gerne nach Ulm kommen. Handlungsfeld 3: Integration durch Bildung Unser Ziel ist es, dass internationale Kinder und Jugendliche in gleichem Maße wie einheimische KInder und Jugendliche gerechte Chancen auf Teilhabe am Bildungssystem in Deutschland haben und durch individuelle Förderung in vergleichbarer Weise Bildungsfortschritte erzielen. Unser Ziel ist es, dass in Ulm eine Kultur der Mehrsprachigkeit gepflegt wird, in der die deutsche Sprache die Grundlage für Kommunikation, Verständigung und die erfolgreiche Beteiligung am Bildungssystem ist, Mehrsprachigkeit aber dennoch öffentlich sichtbar ist und als Potential und Gewinn für unsere Stadt wahrgenommen wird. Es ist unser Ziel, dass sprachliche Bildung von Geburt an bis ins Alter ermöglicht und wahrgenommen wird. Es ist unser Ziel, dass durch politische Bildung und Menschenrechtsbildung Kinder und Jugendliche demokratische Werte, Menschen- und Grundrechte als unveräußerliche Werte begreifen und diesen Wertekonsens ebenso wie Erwachsene im Alltag leben. Handlungsfeld 4: Gesellschaftliche Teilhabe durch politische Partizipation Unser Ziel ist es, dass die Internationalität des Ulmer Gemeinderates die Internationalität der Ulmer Stadtbevölkerung widerspiegelt. Unser Ziel ist es, dass sich die Wahlbeteiligung aller wahlberechtigen Bevölkerungsgruppen, insbesondere die der internationalen Wahlberechtigten, bei Kommunalwahlen deutlich erhöht. Unser Ziel ist es, dass der Internationale Ausschuss aktiv und von den anderen Gemeinderatsgremien anerkannt und eingebunden, den Gemeinderat berät und an der politischen Willensbildung in Ulm mitwirkt. Handlungsfeld 5: Vereinskultur und Bürgerschaftliches Engagement Unser Ziel ist es, dass sich die traditionellen Ulmer Vereine und Institutionen des bürgerschaftlichen Engagements weiter interkulturell öffnen, die internationalen Ulmerinnen und Ulmer auf gleicher Augenhöhe willkommen heißen und sie mittelfristig auch in allen Ebenen der Vereinshierarchien einbinden. Unser Ziel ist, dass die Zusammensetzung der Vereine und Initiativen - vornehmlich im Bereich Kinder und Jugendliche - zunehmend der Bevölkerungszusammensetzung entspricht. Unser Ziel ist es, dass sich die Migrantencommunities weiter öffnen und sich nicht zuletzt in Kooperation mit anderen Vereinen an der nationalitäten-übergreifenden Gestaltung des Zusammenlebens in Ulm beteiligen. Unser Ziel ist es, dass das außerordentlich hohe bürgerschaftliche Engagement der internationalen Ulmerinnen und Ulmer sichtbarer wird und wir auch hierfür Formen der Anerkennung finden. Unser Ziel ist es, dass im täglichen Engagement in den Stadtteilen und der Gesamtstadt Vereine und Initiativen unterschiedlicher Herkunftskultur Hand in Hand an der Gestaltung ihrer Umgebung arbeiten. Unser Ziel ist es, dass sich die Migrantencommunities zukünftig an den Ulmer Dachverbänden für Sport, Kultur, Musik und Gesang und dem Stadtjugendring beteiligen. Handlungsfeld 6: Internationale Begegnung und kulturelle Vielfalt Unser Ziel ist di e interkulturelle und internationale Ausrichtung aller Kultureinrichtungen in Bezug auf Publikum, Programm und Personal. Unser Ziel ist die stetige Ausweitung der internationalen Kontakte und Gelegenheiten der Begegnung vor allem mit Menschen aus den Donauländern. Unser Ziel ist die Schaffung von internationalen und interkulturellen Orten und Gelegenheiten der Begegnung und die Förderung der Kooperation von Kulturinitiativen unterschiedlicher Herkunftskultur. Unser Ziel ist es, die vielfältigen Aktivitäten der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in unserer Stadt mehr als bisher in die Öffentlichkeit zu tragen. Handlungsfeld 7: Interreligiöser Dialog Unser Ziel ist es, dass das Leben der Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen in Ulm von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Unser Ziel ist es, für Ulm einen lebendigen interreligiösen Austausch zu erreichen, der zu einem friedlichen Miteinander beiträgt. Unser Ziel ist es, im Zuge der interkulturellen Öffnung interreligiöse Aspekte bei kommunalen Angeboten und Dienstleistungen zu berücksichtigen und umzusetzen. Handlungsfeld 8: Gemeinsam leben im Alltag Wir dulden keine Diskriminierung oder Gewalt gegen Menschen jeglicher kultureller Herkunft. Es ist unser Ziel, in den Bereichen, wo das Wissen (noch) nicht vorhanden ist, differenzierter über die kulturelle Herkunft der Zielgruppen in unserer Arbeit Bescheid zu wissen, um die Hilfen noch zielgenauer entwickeln zu können. Es ist unser Ziel, die interkulturelle Öffnung der Angebote für Familien mit Kindern, von Armut Betroffenen, Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftigen konsequent voran zu treiben Es ist unser Ziel, eine gemischte Bevölkerungsstruktur in allen Stadtteilen und Ortschaften sicherzustellen. Handlungsfeld 9: Ulm - Schutzraum für Flüchtlinge Es ist unser Ziel, dass Flüchtlinge in Ulm Schutz und Sicherheit vor Verfolgung finden. Es ist unser Ziel, Flüchtlinge am gesellschaftlichen Leben in Ulm teilhaben zu lassen und ihnen so eine Rückkehr in die Normalität des täglichen Lebens zu ermöglichen. Handlungsfeld 10: Steuerung und Vernetzung Es ist unser Ziel, geeignete Formen zu finden, mit denen wir beurteilen können, in wieweit unsere Maßnahmen geeignet sind,die Internationalitiät in unserer Stadt zu fördern, die gleichberechtigte Teilhabe aller Ulmerinnen und Ulmer an kommunalen Dienstleistungen sicher zu stellen und die gleichen Chancen in allen Bereichen des Lebens für Ulmerinnen und Ulmer mit und ohne internationale Wurzeln zu erreichen. Es ist unser Ziel, die Themen Internationalität, Integration durch Bildung und die soziale Integration strategisch und operativ als Querschnittsaufgabe zu organisieren, und den internationalen Ulmerinnen und Ulmer trotzdem einen verlässlichen Ansprechpartner und Kümmerer zur Seite zu stellen.







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