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Ulm News, 10.09.2025 10:00

10. September 2025 von Thomas Kießling
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Fulminante Matinee zur Dokumentarfilm-Premiere Nachtclub Aquarium - „Und am Freitag gehen wir ins A.“ - ein Hintergrundbericht


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Fotograf: Thomas Kießling

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Mehrere kleine Queen-Konzerte – auch zum Mitsingen, eine riesige Gitarren-Torte zum 39. Geburtstag von Freddie Mercury – mitreißende Reden, eine schwungvolle Dokumentarfilm-Premiere – dazu gleich drei ausverkaufte Vorführungen (die erste mit 100 Euro pro ticket), der legendäre Nachtclub Aquarium in der Ulmer Kohlgasse 20 feierte im Ulmer Roxy echt eine fulminante Matinee, oder eine Gala, oder ein Vorstellungsreigen – da gehen einem die Schubladen aus. Und das ist auch gut so, denn das Aquarium muss genauso gewesen sein: nicht einzuordnen – immer spannend, kultig, partyesk – und mit so vielen Stars und Sternchen, dass Ulm für lange 30 Jahre auf der Promi-Landkarte auch oft ganz oben stand – aber das ist nun schon 26 Jahre lang her – und war doch erst gestern, denn am Freitag gehen wir doch ins A, oder?   

Und: es gab auch viele ruhige und nachdenkliche Momente bei der Veranstaltung.

Der Paragraph 175 Strafgesetzbuch hatte es den beiden Betreibern des Aquarium – Garry Lottermoser und Manfred Zauter – eigentlich unmöglich gemacht, ihre Homosexualität in Deutschland - und in Ulm - zu zeigen. Er existierte vom 1. Januar 1871 (Inkrafttreten des Strafgesetzbuchs für den Norddeutschen Bund) bis zum 10. Juni 1994!!

Sie machten es trotzdem, in dem sie händchenhaltend durch Ulm spazierten – für viele in Ulm ein Skandal – für andere wiederum einer der Ursprünge, eben auch deswegen in die Katakomben der Ulmer Kohlgasse 20 zu gelangen zu wollen – verrucht, verzaubert und vergnügt bis in den nächsten Morgen hinein. „Und am Freitag gehen wir ins A.“, so die Parole – wenn sie denn hineinkamen, denn durch den Spion in der Eingangstür wurde wohl auch gerne mal aussortiert – manchmal auch verbal rabiat. Diese Tradition hat wohl Capos-Größenwahn Besitzer Dieter Zauner (nicht Zauter) weitergeführt („Halt Dei Gosch, du brausch gar it hier nei“).

Aber diese Zärtlichkeiten zwischen Clubbesitzer und Gästen waren eben in Ulm legendär – und wie die Zeitzeugen der Aquariumszeit im bislang 35-minütigen packenden Dokumentarfilm von Anna Mönnich (soll gerne auch in Spielfilmlänge folgen) zum Besten gaben: jede Party war ein Fest – und dafür drehten vor allem Manfred Zauter am großen Rad, dass da auch die ganz Großen kommen, wenn sie denn in der Donauhalle auftraten oder so ums Eck waren, also in München beispielsweise: Zarah Leander, Konstantin Wecker, Udo Jürgens, Nina Hagen, Freddie Mercury, der doch just am Tag der Filmpremieren-Matinee vor 40 Jahren seinen 39. Geburtstag im Aquarium feierte – und dazu eine riesige Torte in Gitarrenform aus dem Café Tröglen überreicht bekam – ganz so wie jetzt. Nur damals schnitt sie ein (sagen wir`s mal so) leicht beschwipster Freddie an, diesmal ein gutgelaunter Ulmer OB Martin Ansbacher, der sichtlich an der Matinee Spaß hatte, aber in seiner Rede – ähnlich wie Stadträtin Eva-Maria Glathe-Braun – auf „die offene Gesellschaft mit allen Facetten“ einging – dafür stehe Ulm, und dafür haben sich nicht zuletzt die Betreiber des Aquariums eingesetzt. Großer und berechtigter Applaus.

 

Hatte sich Aquariums-Macher an Freddie Mercury angesteckt?

Dass beide Aquariums-Macher schließlich an HIV – die schreckliche Urgewalt der 80er Jahre – verstarben, einte sie auch mit ihrem damaligen Stargast. Zeitzeuge und Manfreds damaliger Hausarzt Dr. Werner Kalbfleisch, der witzigerweise nun selbst in der Kohlgasse wohnt, sagte im Dokumentarfilm wie nochmals ausdrücklich gegenüber ulm-news, dass sich Manfred Zauter seinerzeit bei einem Besuch und einem Stelldichein in München (Hotelname ist ulm-news bekannt) direkt bei Freddie Mercury mit HIV angesteckt hätte: „Das kann man zeitlich ziemlich genau nachrechnen, und ich bin mir da ziemlich sicher“, sagte Kalbfleisch zu ulm-news. Seine ärztliche Schweigepflicht verletzte der dadurch nicht: „Beide sind schon so lange nicht mehr am Leben, dass ich das sehr gut behaupten kann“, so der Mediziner. So hatte die Matinee im Ulmer Roxy einen weiteren Neuigkeitseffekt.

Ein anderer Höhepunkt war die Enthüllung der Gedenktafel à la Walk of Fame für das Aquarium, die im November vor das Haus Kohlgasse 20 eingelassen wird (siehe Foto). Und ein Höhepunkt war natürlich auch die gesamte Matinee, die Tausendsasse Ariane Müller ins Leben gerufen hatte. Sie am Flügel und „Freddie“– Interpret Sascha Lien schmetterten die Queen-Songs derart fulminant ins Foyer des Roxy, dass sich der Queen-Frontman zu seinem – dann wäre es der 79. gewesen – sicherlich gefreut hätte. Ariane Müller ging sogar so weit, dass der 5. Sept. nun in Ulm als Aquarium und Mercury-Gedenktag begangen werden und auf dem Münsterplatz zusammen Bohemian Rhapsody gesungen werden solle, was den OB sichtlich zusammenzucken ließ – aber es müssten ja nicht alle mitsingen, die nicht wollten, wie er sagte.  Bohemian Rhapsody wurde übrigens 1975 veröffentlich – also vor 50 Jahren – noch ein Jubiläum.

Und wenn schon die ganzen Zeitzeugen mit am Start waren – im Film wie auf der Matinee – dann kam natürlich auch auf, dass man so etwas wie den Nachtclub Aquarium wieder aufleben lassen sollte – wenigstens für einen Tag oder so. Da gibt es nun offenbar in der Billbar Ulm schon eine entsprechende Initiative (Be chique) mit einem Party – und Tanzabend (aber wie früher natürlich entsprechend chique gekleidet) einmal pro Monat von 19.00 bis 23.00 Uhr. Um die Uhrzeit gingen die Partys im Aquarium erst los, aber man kommt halt so ins Alter, da ist nichts mehr mit „bis die Singvögel den Tag aufwecken“.

Der erste „Be chique-Abend“ soll schon am Samstag, 13. Sept. 2025 sein. Merke: „Halt Dei Gosch, Du kommsch hier net nei“ - falls jemand noch Karten für Samstag benötigen sollte. Aber viell. gibt es ja auch rund um die Kohlgasse mal ein Revival, wer weiß?

 

Und hier zum eigentlichen Punkt der Matinee – dem Dokumentarfilm Nachtclub Aquarium

Nun kommt also der Dokumentarfilm über Ulms legendären Nachtclub „Aquarium“ ins Kino und feiert am 7. September 2025 Premiere. Stars wie Freddie Mercury und Nina Hagen besuchten das Lokal, das für Glanz und Exklusivität stand. Der Film basiert aber auf Interviews mit Zeitzeugen und zeigt unterschiedliche Facetten des Clubs.

Wovon handelt die Doku?

„Nachtclub Aquarium“ nannte sich der legendäre Nachtclub in Ulm, der von 1966 bis 1999 hinter einer dicken Tür in der Kohlgasse versteckt war.

Geführt von dem Paar Manfred und Garry wurde es zum Hotspot des schillernden Nachtlebens und lockte damals die größten Stars an: Zarah Leander, Konstantin Wecker, Udo Jürgens, Nina Hagen, Freddie Mercury und viele mehr.

Glitzernde Galas

Ein spektakulärer Abend reihte sich an den anderen – ob der Besuch einer echten Elefantendame, der ominöse Geburtstag von Freddie Mercury oder der vorgetäuschte Auftritt von Michael Jackson. Diese legendäre Zeit wurde von einer tödlichen Krankheit beendet: HIV.

Die Legende lebt

Auch wenn das Ende des Ladens tragisch war, so bleibt die Legende und das Gefühl der Lebendigkeit in den Gästen bis heute wach.

„Die Geschichte berührt uns“, sagen die Macher auf ihrer Homepage, „diese Geschichte der Nachtclub-Legende liegt uns am Herzen, weil sie direkt vor unserer Tür passiert ist. Sie zeigt, wie belebend schillernde Freiräume für die Gesellschaft sein können und wie wichtig es ist, sie und die Menschen, die sie kreieren und beleben zu schützen.

Wer steckt hinter dem Film?

Der Film entstand aus den Erzählungen der Protagonisten, die einen ganz unterschiedlichen Bezug zum Club haben. Von Stammgast über DJ bis hin zum Hausarzt der Wirte, die vielen Stimmen kreieren ein buntes Mosaik an Erinnerungen.

Das Filmteam

Anna Mönnich schrieb das Dreh-Buch, führte Regie und leitete die Produktion, Christine Rockenfeller war verantwortlich für den Schnitt, die Kamera führte Janis Willbold.

Den Ton am Set machte Arne Hermann, die Filmmusik komponierte Niels Stehwien in Zusammenarbeit mit Yasi Hofer.

„Die wundervollen Grafiken, die ihr hier und auf dem Plakat seht, hat Adela Knajzl gestaltet. Außerdem haben wir großartige Unterstützung von Ariane Müller“, so das Filmteam.

 

Ruhm und Ehre direkt in der Kohlgasse

Die jetzige Besitzerin des Hauses in der Kohlgasse sagte übrigens gegenüber ulm-news: „Es ist schon interessant, welche Besucher – und manchmal Gestalten - heute noch vor dem ehemaligen Aquarium stehen und das Gebäude bestaunen – offenbar hat sich in all den Jahrzehnten nichts geändert – außer, dass der Club seit vielen Jahren geschlossen ist.“ Stadtführungen wie Privatpersonen würden sich Tag für Tag – ganz wie früher – die Klinke in die Hand geben, aber vom einstigen Club im Keller des Gebäudes ist nichts mehr zu erkennen – die Eingangstür befand sich übrigens im heutigen Schaufenster des Ladens, nicht in der Eingangstür Kohlgasse 20.

Die enthüllte Gedenktafel soll wie gesagt im November 2025 vor dem Haus in die Gasse „eingesetzt“ werden. Dann haben die StadtführerInnen einen Anhaltspunkt.

 

Auch eine vielgestellte Frage der letzten Jahre: wo ist das Gästebuch des Aquariums?

Wer hat das sagenumwobene Gästebuch, aus dem Ralf Grimminger sein Buch Nice Society entwickelt hat – den Ausgangspunkt zu alldem, also zum jetzigen Dokumentarfilm oder dem Musical Aquarium 85 im Theater Ulm. Tja, ulm-news weiß es, wer es weiß, dass er es weiß, wer es hat. Und demnächst, wird es natürlich verraten – oder auch nicht.

 

Foto: aus dem Buch Nice Society von Ralf Grimminger - Foto ulm-news – und Fotos von der Matinee von Thomas Kießling, ulm-news



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