Ulm News, 25.08.2025 20:30
Wegen "anhaltender Kritik" wirft eine 31-jährige Bürgermeisterin nahe Ulm das Handtuch
Kleine Gemeinden in Deutschland rutschen immer mehr in eine Bürgermeister-Krise. Jetzt schmeißt in Baden-Württemberg eine 31-Jährige hin – und erhebt Anschuldigungen. Das berichten sogar Tagesschau.de und der MSN – der Nachrichtendienst von Microsoft.
Demnach wurde Selina Holl 2023 mit 89 Prozent in das Bürgermeisteramt der baden-württembergischen Gemeinde Altheim (Alb) gewählt; gut zwei Jahre später gebe die 31-Jährige wegen "anhaltender Kritik" der Bewohner auf. In einer auf der Website der Gemeinde veröffentlichten Mitteilung erklärt Holl, dass die Anwohner wiederholt ihren Einsatz für die Gemeinde als frische Mutter infrage stellen.
Die Bürgermeisterin führt in der Mitteilung aus: "Hauptgrund des Rücktritts [zum 30. Sept. 2025] ist die anhaltende Kritik und ein damit verbundenes Misstrauen gegenüber mir und meinen Mitarbeitern und ständig wiederkehrende Beschwerden über unsere Arbeitsleistung, die den Arbeitsablauf massiv beeinflussen und erschweren." Sie betont, dass sie immer vollen Einsatz gezeigt habe – "auch während des Mutterschutzes sowie kurz nach Geburt meiner Tochter im Krankenhaus und während des Wochenbetts".
Gemeinderat war wohl mit Holl zufrieden
Die Entscheidung für den Rücktritt falle ihr nicht leicht. Holl habe "jede einzelne Sekunde des Bürgermeisterdaseins unheimlich genossen". Gleichzeitig macht sie ihren Kritikern auch mindestens indirekt einen Vorwurf: "Es ist für mich schwer zu begreifen und auch äußerst bedauerlich und schmerzhaft, dass dieses von mir eingebrachte Fachwissen, das Herzblut, meine Menschlichkeit, Nahbarkeit und Tatkraft zum Wohle der Gemeinde wohl nicht ausreichend waren." Holl fügt hinzu: "Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch mehr geben sollte."
Nun geht es offenbar demnächst in Neu-Wahlen.
Das Rücktrittsschreiben der Bürgermeisterin im Wortlaut:
„Bürgermeisterin Holl - Rücktritt zum 30.09.2025
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
nach reiflicher Überlegung und mit sehr schwerem Herzen habe ich mich dazu entschlossen, zum 30.09.2025 von meinem Amt als Bürgermeisterin der Gemeinde Altheim (Alb) zurückzutreten.
Obwohl meine Amtszeit nur knapp zwei Jahre umfasst, bin ich sehr dankbar für diese lehrreiche und erlebnisreiche Zeit.
Hauptgrund des Rücktritts ist die anhaltende Kritik und ein damit verbundenes Misstrauen gegenüber mir und meinen Mitarbeitern und ständig wiederkehrende Beschwerden über unsere Arbeitsleistung, die den Arbeitsablauf massiv beeinflussen und erschweren.
Es gibt zahlreiche unerledigte Aufgaben aus der Vergangenheit, die Ressourcen binden und die Umsetzung neuer Projekte und die Weiterentwicklung der Gemeinde erschweren. Hinzu kommen die Pflichtaufgaben des Bundes und Landes, die nur schwer mit der täglichen Arbeitsflut in Einklang zu bringen sind.
Ein weiterer Grund sind die immer wieder öffentlich geäußerten Bedenken hinsichtlich der weiteren Ausübung meines Amtes und dem gleichzeitigen Aufrechterhalten des Familienlebens.
Selbstverständlich habe auch ich mir bereits die Frage gestellt, ob ich Ihnen, meinem Beruf, meiner Familie, meinen Kindern und nicht zuletzt mir selbst gerecht werden kann unter all den Aufgabenstellungen und dem Druck. Trotz alledem habe ich immer vollen Einsatz gezeigt, auch während des Mutterschutzes sowie kurz nach Geburt meiner Tochter im Krankenhaus und während des Wochenbetts. Doch dies war anscheinend nicht ausreichend und die Unzufriedenheit im Dorf und meine Unsicherheit haben stetig zugenommen.
Mir ist nach reiflicher Überlegung klar. Ich kann und ich möchte das Amt nicht weiterhin ausüben. Das Wohlergehen meiner Kinder und meine Gesundheit stehen nun an erster Stelle.
Altheim benötigt nun neue Tatkraft und einen Bürgermeister, der sich zur Zufriedenheit der Bürger in dem von Ihnen gewünschten Maße uneingeschränkt für die Gemeinde einbringt.
Ich möchte Ihnen eines versichern: Zum Zeitpunkt der Wahl, und das möchte ich besonders betonen, hatte ich mit der Familienplanung abgeschlossen. Eine so massive und rasche Veränderung meiner familiären Situation war zum damaligen Zeitpunkt nicht in Aussicht und von mir auch nicht beabsichtigt. Trotzdem bin ich froh um meine Familie, meine Kinder und meinen neuen Partner und bin dankbar für meine aktuelle Situation und mein Privatleben.
Ich möchte Ihnen versichern, dass es mir nicht leichtfällt, Ihnen heute meinen Rücktritt zu verkünden
Ich habe jede einzelne Sekunde des Bürgermeisterdaseins unheimlich genossen. In dieser Aufgabe und im Umgang mit Ihnen allen bin ich vollkommen aufgegangen und auch nach wie vor der Überzeugung, dass ich die Richtige für den Job und für Altheim bin und war. Ich kann mir nach wie vor keinen schöneren Beruf als das Verwalten einer Gemeinde vorstellen. Von welcher Position aus ich das künftig erledigen kann bleibt nach dem heutigen Tag fraglich.
Es ist für mich schwer zu begreifen und auch äußerst bedauerlich und schmerzhaft, dass dieses von mir eingebrachte Fachwissen, das Herzblut, meine Menschlichkeit, Nahbarkeit und Tatkraft zum Wohle der Gemeinde wohl nicht ausreichend waren, um Sie alle nachhaltig zufrieden zu stellen und ich schon nach so kurzer Zeit scheitere.
Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch mehr geben sollte.
Ich danke Ihnen für mittlerweile 3 Jahre der guten Zusammenarbeit und wünsche Ihnen und der Gemeinde Altheim (Alb) für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Selina Holl“
Das Rücktrittschreiben auch auf.
Da steht: Altheim (Alb) - 800 Jahre – gemeinsam (er)leben.







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