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Ulm News, 21.08.2025 09:30

21. August 2025 von Thomas Kießling
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Eine Reise, die nie endet: das Bewahren der Demokratie – im Club Orange der VHS


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Fotograf: Thomas Kießling

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So ist das eben, wenn man in eine weltweit verzweigte Familie hineingeboren wird: man hat auch nicht alle so richtig im Griff. Manche schlagen etwas aus der Art, manche gar richtig deftig – ja, sie stürmen sogar das Kapitol zu Washington, und „Dennoch sprechen wir miteinander“ – so der Titel eines erstaunlichen Buchs des mehrfach preisgekrönten Journalisten Stephan Lamby, der jüngst im Ulmer Club Orange der VHS ein höchst interessiertes Publikum mit auf seine Reise genommen hat – zunächst einmal auf seine eigene Verwandtschaftsreise. Sie wissen schon: auch zu denen, die etwas aus der Art schlagen.

SpannendeR Lesung - Vortrag - Diskussion - mit Stephan Lamby im Club Orange der ulmer vh.

Zunächst einmal die ganz persönliche Reise des Stephan Lamby, weil das noch wichtig wird. Geboren in der Beethoven-Stadt Bonn – dort das Abi gebaut und als Kriegsdienstverweigerer 1982 im Bonner Hofgarten bei der legendären Demo gegen den Nato-Doppelbeschluss aufgestanden – übrigens zusammen mit einem gewissen Olaf Scholz – aufgewachsen in der wohlgeordneten Bonner Republik, wo der Köln-Bonner Klüngel ohne Social Media-Aufmerksamkeit seine ganz eigenen politischen Furchen ziehen konnte – zum Teil richtig tiefe - bis der Mauerfall nur noch Uno-Dependancen, einige Unterministerialien und die ehemaligen Staats-Zentralen von Post und Telekom übrig ließ – das arme Bonn, aber schön ist es dort, eine wunderschön gelegene Stadt am Rhein. Hat überhaupt nichts zu tun mit der neuen Kapitale im „fernen Osten“, wo die Graskanten in den Vorgärten weit in die Beete hineinragen (mind. 1 bis 2 Meter weit), aber wer wohnt schon in Berlin in einem Einfamilienhaus? Politiker und angeschlossene Lobbyisten sowie Journalisten jedenfalls nicht. Sie sind aber auch nicht ganz unbehütet, sondern wabern ja herum in der weitbekannten Berliner Käseglocke – der niemand auskommt, der mal drin war, und in der auch nicht gleich jeder reinkommt, außer er oder sie ist natürlich in seinem Wahlkreis oder per Landesliste (oder wie das neue Wahlsystem auch immer genau funktionieren mag?) gewählt worden. Und alle treffen sich – ja ausgerechnet jüngst rund um den Abend der Lesung des Stephan Lamby zum 60. Mal zur Stellwächterparty in der Landesvertretung BaWü in und zu Berlin.

Da gibt es dann mal Abwechselung in der Berliner Käseglocke – es gibt mal Schwarzwälder Schinken und Maultäschle – und Musik von Einheimischen tief drunten in der Republik.

 

Stephan Lamby hat Insidereinsichten und piekst mit seinen Preisgekrönten Dokumentationen und Büchern (auch sehr lesenswert: „Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges – Ein Report aus dem Innern der Macht“) immer mal ganz tief rein, aber er vermag es auch, immer von außen auf die Szenerie zu schauen – zu beschreiben, unverdächtig, unabhängig, und einzuordnen – oder auszubrechend, und von weit weg auch Länder, Menschen und Meinungen kennenzulernen – ja, fast kennenlernen zu müssen. Und was ist dann die Erkenntnis?

 

Als Stephan Lamby auf einer Familienfeier auf dem Petersberg (bekanntes Hotel am Rande des Siebengebirges und damit andere Rheinseite zu Bonn – bekannt auch wegen des Abkommens der Alliierten 1949 und der Hochzeitsfeier von Lambys Eltern) seinen amerikanischen Cousin wiedersieht, erfährt er, dass dieser am Sturm auf das Kapitol am 6. Jan 2021 beteiligt war.

 

Der Cousin behauptet dabei, dass der Angriff damals kein Angriff auf die Demokratie gewesen sei. „Wir haben dadurch die Demokratie sogar gerettet.“

Alles andere seien wohl Fake-News. Aber Lamby entgegnet: Wenn ich bei jemanden gewaltsam eindringe, vieles kaputt mache und Menschen verletze und dann die Fahne hisse, dass ich das Gebäude eingenommen habe – dann bewahre ich etwas?“  Putin freute sich über diese Begründung – die Folgen sind bekannt.

Jedenfalls stellt Martin (so der Name des Cousins) den Stephan bei Nachbarschaftstreffen als „meinen linksextremistischen Cousin aus Deutschland“ vor – Stephan den Martin als „meinen rechtsextremistischen Cousin aus den USA“ – so wisse gleich jeder Gast Bescheid – und „Dennoch sprechen wir miteinander“. 

Dieses Gespräch wird für Lamby zur Initialzündung und Ausgangspunkt intensiven Recherchereisen. Sie führen ihn dabei in die USA, nach Argentinien, Italien und Deutschland, um mit Menschen zu sprechen, die sich radikalisiert haben, mit jenen, die sich aktiv gegen Extremismus einsetzen, und mit Expertinnen und Experten, die die gesellschaftlichen Ursachen dieser Spaltung analysieren. Woher rühren die wachsenden Ängste vieler Bürgerinnen und Bürger? Warum geraten Demokratien weltweit unter Druck? Und wie können wir Brücken bauen, ohne demokratische Prinzipien aufzugeben?

Leben wir im Post-Faschismus? „Nein, im Prä-Faschismus“, sagt Lamby und führt in seinem Buch eine herrlich skurrile Reise in Mussolinis Heimatstadt Predappio in der Emilia-Romagna an. Die Erlebnisse: wie ein Schwarz-weiß- Film aus der Cinecitta-Produktion.

In der von Daniel Kanzleiter (Fachbereichsleitung Politik, Gesellschaft und Umwelt der vh ulm) feinfühlig geführten Diskussionsrunde hernach erläutert Lamby weitere Stationen seiner Reisen und kommt zu einer, die nie enden: das Bewahren der Demokratie. Es gibt für uns alle echt kleiner Aufgaben, aber kaum schönere. Denn in so einer pluralistischen Freiheitsgesellschaft mit sozialer Marktwirtschaft zu leben, das schätzen viele als selbstverständlich ein. Aber mal in Lamby Bücher reinlesen. Da geht es in anderen Ländern ganz anders ab.



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