Ulm News, 18.06.2025 13:41
Chaotische Zustände: alle Züge in der Region standen heute Morgen still - Stellwerk am Hauptbahnhof Ulm spackt

Es war kein Streik, der dafür sorgte, dass am Mittwochmorgen rings um Ulm keinerlei Züge fahren konnten. Rund fünf Stunden lang war das Stellwerk am Ulmer Hauptbahnhof komplett ausgefallen, auf sämtlichen Strecken, die nach Ulm führten, war kein Zugverkehr möglich. Auch danach kam es noch stundenlang zu teilweise massiven Verspätungen und Zugausfällen.
Reisende, die auf die Fahrplanauskünfte im Internet vertrauten oder Apps benutzten, mussten sich über falsche Informationen ärgern, denn es war nicht bei allen Regionalzügen klar ersichtlich, dass sie ausfallen. Fernverkehrszüge wurden korrekt angezeigt, sie musste zwischen Stuttgart und Augsburg den Umweg über Aalen nehmen, was zu einer etwa einstündigen Verspätung führte. Auf Nachfrage entschuldigte sich ein Bahnsprecher für diese falschen Informationen, er erklärte es mit der Masse an Verspätungsdaten für den Knotenpunkt Ulm, die plötzlich händisch eingegeben werden mussten. Dafür zuständig sind die jeweiligen Verkehrsunternehmen, die den Zug betreiben.
Reichlich frustriert war beispielsweise Vilma Kuhn, die von Ulm nach Günzburg zur Arbeit wollte. Am Bahnhof wurde sie auf einen Bus-Ersatzverkehr verwiesen, der am Busbahnhof abfahren sollte. Dort erfuhr sie jedoch, dass es gar keinen Erstazverkehr gibt. Die Bahn hatte sich zwar bemüht, Ersatzbusse aufzutreiben, doch es lief der morgendliche Berufsverkehr, in dem schon alle Busse und Busfahrer verplant waren. So war anfangs nur zwischen Ulm und Senden ein Pendelbus unterwegs. Erst gegen neun Uhr tauchten dann am Busbahnhof Busse aus Günzburg und Geislingen auf, die vollbesetzt waren.
Ein Busfahrer des Ersatzverkehrs war im Gespräch glücklich mit seinen Fahrgästen, denn niemand meckerte ihn an. Alle Fahrgäste waren froh, dass sie endlich weiter kommen und sahen den Busfahrer als Retter in der Not. Andere Fahrgäste organisierte Privat-Pkw von Freunden oder nutzten ein Taxi. Mancher wich dann zurück, als er vom Taxifahrer erfuhr, dass eine Fahrt nach Stuttgart rund 200 Euro kostet. Die meiste Zeit war der Taxistand vor dem Hauptbahnhof leer. Andere Reisende versuchten über ihr Smartphone Flixbusse zu buchen, um dann ab Stuttgart oder Augsburg mit dem Zug weiter zu kommen.
Ganz entspannt saß der Rentner Jürgen Steinbacher aus Augsburg vor dem Bahnhof einer Treppenstufe und stärkte sich mit einem süßen Backwerk. Um fünf Uhr morgens war er aufgebrochen, um über Ulm nach Friedrichshafen zu fahren und einen entspannten Tag am Bodensee zu genießen. In Günzburg war erst einmal die Bahnfahrt beendet, nach über zwei Stunden Wartezeit ging es dann per Bus weiter nach Ulm. Dort gab es aber keinerlei Infos, ob es überhaupt möglich ist, in Richtung Friedrichshafen zu kommen. Spontan wechselte er sein Reiseziel und besuchte das Brotmuseum, der Bodensee wird an einem anderen Tag besucht.
Wesentlich verärgerter wirkte Bianca Bader, die in Ravensburg in den Zug gestiegen ist, um einen geschäftlichen Termin in Stuttgart wahrzunehmen. In Biberach stand ihr Zug rund eine Stunde und wartete die Reparatur ab. Bereits in Ravensburg war der Zug verspätet, doch Durchsagen fehlten. Auch den Apps gab es keine Informationen, erst im Zug wurde sie durch das Zugpersonal über die ungewisse Verspätungsdauer informiert.
Nach Angaben eines Bahnsprechers kam es zu einem Defekt im alten, noch elektromechanischen Teil des Ulmer Spurplan-Stellwerks. Da dann nicht mehr zuverlässig angezeigt wurde, welche Gleise frei und welche Gleise belegt sind, sperrten die Sicherheitssysteme den kompletten Zugverkehr. In den vergangene n Jahren wurde das Stellwerk fast vollständig modernisiert, dazu wurde auch neben dem alten Stellwerksgebäude ein Containerbau errichtet, der modernste Stellwerkstechnik beherbergt. Das jetzt computergesteuerte Stellwerk wurde für die Neubaustrecke Ulm-Stuttgart in Betrieb genommen und übernimmt zukünftig auch Zug und Zug alle anderen Bahnstrecken, die auf Ulm führen.
Nachdem kurz nach neun Uhr das Stellwerk wieder in Betrieb ging, kamen zuerst mehrere Regionalzüge an, die teilweise seit Stunden an Bahnhöfen kurz vor Ulm warteten. Der erste Fernzug war die Westbahn von Stuttgart nach Wien. Da alle Züge in Umlaufplänen verplant sind, doch stundenlang durch den Stellwerksausfall festhingen, wird es bis in den Abend dauern, die Verspätungen abzubauen. Einzelne Zugfahrten müssen komplett ausfallen, da die Züge nicht immer am richtigen Ort sind.










Highlight
Weitere Topevents




„Hier in Ulm geht noch viel mehr“ – eine große Mitgliederversammlung der Spatzen verschmerzt den Abstieg und will weiter durchstarten
„Wir geben nie auf“ – wenn es nach Vorstand und Geschäftsführer Markus Thiele geht, dann soll...weiterlesen

Kein Glanzlicht der Woche: Unhaltbare Zustände am Karlsplatz in Ulm - Anwohner sind verzweifelt
In einem Post auf Facebook wenden sich die Anwohner des Ulmer Karlsplatzes an die Behörden wie an die...weiterlesen

Über Donaustetten toben Unwetter und Tornado - hoher Sachschaden - zum Glück niemand verletzt
Das Unwetter am Mittwochabend (4. Juni 2025) hat den Ulmer Stadtteil Donaustetten vermutlich am heftigsten...weiterlesen

Kein schönes Glanzlicht der Woche: Schwerer Motorrad-Unfall: Sozia stürzt bei Blaustein 20 Meter einen Abhang hinunter
Schwere Verletzungen erlitt eine Motorrad-Mitfahrerin am Mittwochabend bei einem Unfall bei Blaustein. Sie...weiterlesen

Schrecksekunde: Schulbus kollidiert mit Straßenbahn
Noch einigermaßen glücklich verlaufen, doch sieben verletzte Kinder sind die Folge eines...weiterlesen

Wieder tragischer Unfall an Bahntrasse - Radfahrer wird in Senden von Zug erfasst - nun ist die Identität des Mannes bekannt
Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein Mann am Dienstagabend bei einem Unfall in Senden. Nun steht...weiterlesen

Zwei Tote bei schwerem Unfall von Pedelec und Auto
Eine Pedelec-Fahrerin und ein Pkw-Insasse kommen bei einem schwerem Verkehrsunfall ums Leben. weiterlesen

Horror in der Nacht: Hausbewohner von vier Unbekannten überfallen
Nächtlicher Horror in Illereichen: Vier Täter drangen in ein Wohnhaus ein, raubten die Anwesenden aus...weiterlesen