Ulm News, 14.05.2025 16:27
Fahrrad-Polizisten suchen das Gespräch Neu-Ulm
Gleich im Dutzend werden die Radfahrer auf dem Maxplatz am Neu-Ulmer Donauufer angehalten. Mehrere Polizeibeamte der Neu-Ulmer Fahrradstaffel haben sich zu einer Kontrollaktion an dem beliebten Radweg positioniert.
ulm-news hatte vor rund drei Wochen ja schon über die radelnden Polizisten berichtet - her aber jetzt die offizielle Vorstellung durch die Polizei. Und da war unser Korrespondent Thomas Heckmann mit dabei.
Für die Polizisten stehe das „verkehrserzieherische Gespräch“ im Mittelpunkt, so Verkehrssachbearbeiter Werner Lipp. Die 15 Polizistinnen und Polizisten der Polizeiinspektion Neu-Ulm, die die Fahrradstaffel bilden, haben sich freiwillig gemeldet und machen das im Rahmen von Zusatzschichten.
Dabei geht es ihnen nicht nur um die Arbeit an der frischen Luft, sondern es ist auch die eigene Begeisterung für das Radfahrer wie ein Fahrrad-Tattoo auf der Wade eines Polizisten beweist. Lipp hat 380 Einsatzstunden im vergangenen Jahr gezählt. Das ist überwiegend ganz normale Streifentätigkeit im Stadtgebiet, doch auch die Überwachung von Verkehr und Besucherströmen bei den Open-Air-Konzerten im Wiley.
Bei Demonstrationen haben die Beamten Kontakt „auf Augenhöhe“, was sehr gut ankommt. Der Verkehrssachbearbeiter bemerkt, dass die Fahrradstreifen durch die Nähe auch deeskalierend wirken. Unter den angehaltenen Radfahrer ist daher auch niemand, der irgendwie sauer reagiert auf die Kontrolle oder laut wird. Die Polizisten sprechen immer wieder fehlende Reflektoren an.
Überrascht oder einsichtig sind die meisten Reaktionen und immer verbunden mit dem Versprechen, sich um die Fehlerbehebung zu kümmern. So bleibt es dann auch bei einer mündlichen Verwarnung, die gebührenfrei ist. Wer jedoch uneinsichtig ist, diskutiert und meint, es besser zu wissen, bekommt eine gebührenpflichtige Verwarnung mit auf den Weg.
Ein wichtiges Gesprächsthema ist auch der Fahrradhelm. Er ist nicht vorgeschrieben, doch aus der Erfahrung der Polizisten kann er Unfallfolgen abmildern. Die Diskussionen gehen dann auch um „der Helm zerstört meine Frisur“, dieses Argument wird mit einem „Sie können die Haare auch hinter dem Kopf zusammenbinden, dann passt der Helm drüber“ fachkundig entkräftet. Die Fahrradpolizistin mit Pferdeschwanz ist an der Kontrollstelle der Beweis, denn sie trägt wie alle ihre Kollegen einen Helm. Im Rahmen einer bayernweiten Sicherheitsaktion werden von den Polizisten auch Flugblätter mit Infos verteilt. Die angesprochenen Radfahrer geloben auch Besserung, den Helm zu tragen, den sie im Büro liegengelassen haben, weil sie nur wenige hundert Meter durch die Stadt fahren mussten für eine Erledigung. „Sie können noch so vorsichtig fahren, wenn ein abbiegendes Auto Sie übersieht, schützt Sie der Helm“ ermahnt Werner Lipp.
Neben den Fahrradstreifen sind auch Fußstreifen in der Innenstadt unterwegs. In der Augsburger Straße im Bereich des Rathauses achten sie vor allem auf Gehwegradler. Hier ist es eng, manche Radfahrer schlängeln sich zwischen den Tischen der Straßen-Cafés hindurch. Hier fehlt den Polizisten jedes Verständnis, denn auf der Fahrbahn beträgt die Höchstgeschwindigkeit 30 km/h, damit können die Radfahrer auch gefahrlos auf der Fahrbahn fahren. Zwischen den Tischen und des Restaurants ist es gefährlich eng und wenn dann ein Kellner den Weg kreuzt, kann es schnell zu einem Unfall kommen.
Die Fußstreifen sind bürgernah, so nah, dass es immer wieder auch Diskussionen über unklare Radweg-Führungen gibt, doch auch dort können die Polizisten weiterhelfen und die Regeln erklären. Oft auch mit einer Begründung. Zwei Fahrrad-Touristen benötigten eine Reparatur und sie bekamen einen Tipp, wo sie die nächstgelegene Fahrrad-Werkstatt finden können.
Ein Fußgänger nutzte die Gelegenheit und gibt gleich eine Anzeige auf, ihm wurde vergangene Woche das Fahrrad gestohlen und so konnte er sich den Weg zur Polizeiinspektion sparen. Auf den Tipp, dass Anzeigen auch online erstattet werden können, verzichtete der junge Mann, die Polizistin ihm gegenüber war für ihn bequemer. Vollkommen verständnislos reagierte dagegen ein E-Scooter-Fahrer. Er fuhr ohne Versicherungskennzeichen und wurde deshalb angehalten. Das selbstklebende Kennzeichen hat er angeblich verloren. Den Versicherungsvertrag hatte er dabei, doch das reicht nicht aus, erklärten ihm die Polizisten. Ein Ersatz des Kennzeichen ist notwendig. Schließlich musste er 40 Euro Verwarnungsgeld bezahlen und sich um ein Ersatzkennzeichen bemühen.
Am Ende des Aktionstages bilanziert die Polizeiinspektion Neu-Ulm 47 Fahrrad-Kontrollen. Bei 27 Fahrrädern fehlten Rückstrahler, und gleich 29 Radfahrer fuhren verbotswidrig auf dem Gehweg. Fünfmal mussten uneinsichtige Radfahrer dafür ein Verwarngeld bezahlen. Vier Radfahrer waren als Geisterradler in falscher Fahrtrichtung auf einem Radweg unterwegs und drei E-Scooter-Fahrer benutzten verbotswidrig den Gehweg. Alle drei mussten dafür bezahlen. Doch auch drei Autofahrer, die den Radweg zum Parken missbrauchten bekommen ihren Strafzettel per Post.
Text/Fotos: Thomas Heckmann



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