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Ulm News, 27.03.2025 08:15

27. March 2025 von Thomas Kießling
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Mahlzeit: Schlendern durch die Schönhauser Allee – und anschließend in die „Russendisko“


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Fotograf: Michael Ihle.de

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…davor aber auf ein „Mahlzeit! Geschichten von Europas Tischen“, alles von einem unserer Lieblingsschriftsteller, humoristischen Geschichtenerzähler und – ja immer noch – Lieblingsrussen, obwohl es so eine (literarische) Sympathiebekundung seit drei Jahren ja nicht mehr geben darf weil „not socially recognized“.

Er aber, ist über jeden Zweifel erhaben: Wladimir Kaminer. Er kommt am Sonntag, 6. April 2025 um 19.00 Uhr ins Roxy. ulm-news konnte als Vorspeise auf den Abend schon mal ein Interview führen. Na, dann Mahlzeit.

Nachdem kürzlich Vincent Klink mit der Küche (und den Eigenheiten Schwabens) im ROXY vertraut gemacht hat, weitet sich nun der kulinarische (und soziologische) Horizont auf ganz Europa aus. Große Vorfreude: Wladimir Kaminer am Sonntag, 6. April 2025, 19 Uhr – er stellt dann sein neues Buch „Mahlzeit! Geschichten von Europas Tischen“ im ROXY vor.

Kaum jemand ist so neugierig auf seine Nachbarn wie Wladimir Kaminer. Egal ob es um einzelne Menschen oder ganze Länder geht. Und wie könnte man einander besser kennenlernen als beim gemeinsamen Essen? Ist man zu Gast an fremden Tischen, verleibt man sich nicht nur die Kultur der anderen ein, man erfährt auch deren Träume, Wünsche, Sorgen und Hoffnungen. Auf seinen Reisen durch Europa nascht Wladimir Kaminer von den Tellern Portugals ebenso wie aus den Honigtöpfchen Bulgariens, er trinkt den Wein der Republik Moldau und tunkt den Löffel in die Töpfe Serbiens. Vor allem aber kommt er mit den Menschen ins Gespräch und taucht tief in deren Geschichte und Geschichten ein. Seine Streifzüge zeigen ein Europa, das so vielfältig, bunt und überraschend ist wie seine Speisen.

Ein Interview mit dem Vorzeige-Russen, der in den letzten drei Jahren nicht immer lustig war – der uns aber schon immer mit seinem feinfühligen Humor den gesellschaftlichen Spiegel vorgehalten – und nicht nur uns Deutschen, sondern alle, die hoffentlich in Frieden und Einheit in diesem Lande leben.

 

Lieber Wladimir: Essen spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle, auch in dem aktuellen Buch. Was zeichnet die deutsche Küche aus ihrer Sicht aus?

Die deutsche Küche habe ich während der Dreharbeiten für 3Sat vornehmlich in flüssiger Form zu mir genommen. Im Norddeutschland beispielsweise gab es Schnaps zum Grünkohl, obwohl der Kohl erst viel später serviert wurde. Im Süden wird – so sagte man mir zumindest – das beste Weißbier der Welt gebraut. Und in der Mitte des Landes gibt es unzählige Weinberge und die berühmten Rieslinge. Deswegen habe ich mich an vielen Orten im Land mit den Menschen zusammengesetzt – und auch mit ihnen getrunken. Die Schnäpse des Nordens kann ich beispielsweise nur empfehlen. Und das Weißbier im Süden wird wie bei uns Saft getrunken, gerne auch schon zum Frühstück.

Gab es auf ihren kulinarischen Reisen eine Überraschung?

Oh ja, es gab in der Tat viele Überraschungen. In Österreich hat mich zum Beispiel überrascht, wie viel Theater in der österreichischen Küche steckt. Ich habe einmal ein sehr großes und lufthaltiges Dessert verzehrt. Doch kaum hatte man es probiert, fiel es in Sekundenschnelle in sich zusammen und plötzlich befand sich kaum noch etwas auf meinem Teller.

Wenn Sie ein Fazit nach den Genuss-Reisen ziehen sollten, wo haben Sie am liebsten getafelt?

Überraschenderweise an den abgelegeneren Orten. Die Menschen auf dem Land essen nach meinen Erfahrungen tatsächlich qualitativ hochwertiger als die Menschen in den Städten. Ich hatte selbst vor einiger Zeit auch mal Hühner – und die Eier schmeckten besser als die aus dem Supermarkt. Dort, wo Menschen überwiegend autark leben, eigene Tiere halten und selber Brot backen, da liegt für mich der eigentliche Ursprung guten Essens.

Sie sind 1990 in die DDR, ausgewandert. Wo fühlen Sie sich heute zu Hause?

Es kommt vermutlich darauf an, wie man Heimat definiert. Wenn man sagt, es ist das Land, das ich liebe, dann habe ich meine Heimat wohl noch nicht gefunden. Wenn man sagt, es sei dort, wo man geboren und sozialisiert wurde, dann ist es die Sowjetunion. Also ein Ort, den es nicht mehr gibt, aber deshalb ist es auch so amüsant darüber zu schreiben. Meine Wahlheimat ist Berlin – aber ich fühle mich auch in Brandenburg sehr wohl.

Vor 25 Jahren erschien ihr Debüt: Russendisko, später folgte ein gleichnamiges Musikalbum. Die Russendisko begeistert als Tanzveranstaltung noch immer. Zeitweise betrieben Sie ein eigenes Plattenlabel. Welchen Stellenwert hat Musik für Sie persönlich?

Es ist mit Musik aus meiner Heimat sehr schwierig geworden. Russland führt noch immer einen Angriffskrieg, zerstört Häuser, tötet Frauen und Kinder. Verständlicherweise hat niemand Lust, zu russischer Musik zu tanzen. Aber wir haben für Russendisko schon immer auch ukrainische Musik verwendet und darauf konzentrieren wir uns seit einiger Zeit. Grundsätzlich verstehe ich die magische Beziehung vieler Menschen zur Musik nicht so recht. Mir gefallen Worte. Die Musik war für mich immer ein Mittel, um Menschen kennenzulernen.

Apropos Musik: Sie haben auch in einem Musikvideo der Hamburger Hip-Hop- und Electropunk-BandDeichkind mitgewirkt. Darin geht es auch um den Flug von Mathias Rust nach Moskau 1987, der auf dem Roten Platz landen wollte …

Ich war tatsächlich zu der Zeit in der Armee. Meine Aufgabe war es, den Abwehrring von Moskau zu bewachen. Wir sollten das Flugzeug von Mathias Rust abschießen. Ich habe mich geweigert und bin stolz darauf. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich gefreut habe, in dem Video mitzuspielen. Und es ist mir stets wichtig zu wissen, welche Musik junge Menschen gerade hören.

Viel Vergnügen bei Ihrem Auftritt im Ulmer Roxy, Wladimir – und vielleicht gibt es ja im 2. Mahlzeitband auch ein Kapitel über die Schwäbische Küche. Unser „Minischterpresidend“ mag z.B. „Froschkuddla“, das wär ja ein eigenes Kapitel wert – also über das Gericht.

 



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