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Ulm News, 03.06.2016 17:00

3. Juni 2016 von Ralf Grimminger
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Johann Britsch: „Ich hatte viel Glück im Leben“ - Chef des Hotel-Landgasthof Hirsch in Finningen feiert 60. Geburtstag


 Johann Britsch, der die kleine Dorfwirtschaft in Finningen zum florierenden Hotel-Landgasthof „Hirsch“ entwickelt hat, feiert am 5. Juni seinen 60. Geburtstag. Der Gastronom will das Tagesgeschäft nach und nach seinen Töchtern und seinem Schwiegersohn überlassen und sich verstärkt seinem großen Hobby, der spektakulären Kunstfliegerei, widmen. „Ich möchte auch noch viel von der Welt sehen, am besten von oben aus dem Flugzeug“.

 Er freue sich schon seit seiner Jugend auf den 60. Geburtstag, sagt Johann Britsch und lacht. Schließlich habe er schon als 18-Jähriger viel Verantwortung für die Familie, den Gasthof und die Landwirtschaft in Finningen übernommen und deswegen hart gearbeitet. Jetzt ziehe er sich aus dem Tagesgeschäft zurück, sei nicht mehr täglich in der Küche oder im Büro. „Ich habe einige Aufgaben abgegeben. Und es ist gut so“. Der Patron kann loslassen.
Der leidenschaftliche Kunstflieger möchte wieder öfter in die Luft gehen, anspruchsvolle Figuren fliegen und für große Kunstflug-Meisterschaften trainieren. „Ich kann mich hundertprozentig auf eine Aufgabe fokussieren. Das ist beim Kunstfliegen absolut notwendig. Nach einem Flug bin ich zufrieden, entspannt und regeneriert“. Diese Fähigkeit komme ihm auch als Gastronom und Unternehmer sehr zugute. Vorgenommen hat er sich außerdem, „noch viel von der Welt zu sehen“. Denn als Grundschüler hatte er im Klassenzimmer die Weltkarte vor der Nase und sich „in die Länder geträumt“.
Das kollidiert freilich etwas mit seiner Abneigung, in große Passagierflieger zu steigen. „Ich habe große Angst. Ich mag’s nicht“,   sagt Britsch, der selbst in seinem Spezialflugzeug Pitts so waghalsige Figuren steuert, dass es manchem Beobachter beim Zuschauen am Boden schlecht wird.
Den Rückzug aus dem Tagesgeschäft ermöglicht ihm seine Familie. Seine drei Töchter Bettina, Sonja und Sylvia, Schwiegersohn Christian Epple als Küchenchef, seine Frau Andrea sowie die langjährige Mitarbeiterin Gabi Geiger als Hoteldirektorin und Eventmanagerin sind jeweils für eigene Bereiche verantwortlich. Das Kunststück, die komplette Familie einvernehmlich in den Betrieb einzubinden und auch für eine mögliche Betriebsübergabe vorzubereiten, war nicht einfach. Als sorgendes Familienoberhaupt und als vorausschauender Unternehmer ließ er sich deswegen im Vorfeld von einem Fachmann coachen. Es klappte. Auch im Alltag funktioniert eine gute Zusammenarbeit, „nur, wenn man immer Klartext redet und eine gute Streitkultur hat“. Britsch hat bei den wöchentlichen Familienmeetings zudem gelernt, „einen Konfliktherd zu erkennen, bevor er explodiert“. Der Patron bleibt dabei nicht außen vor, weil „meine Töchter meine schärfsten Kritikerinnen sind“. Doch er kann mit Kritik umgehen. Allerdings sieht er heute auch vieles gelassener. „Ich prüfe genau, über was ich mich noch aufregen will und über was nicht. Ich habe für mich einen guten Weg gefunden“.
Johann Britsch ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber auch ein echter Finninger und sehr geerdet. Ihm ist bewusst, dass „nicht nur die Leistung zählt, sondern auch Glück zum privaten wie geschäftlichen Erfolg dazugehört“. Der Unternehmer weiß: „Ich hatte sehr viel Glück im Leben“.
Aber mutig war er auch. Aufgewachsen in einer Großfamilie und mit einer gerade abgeschlossenen Lehre als Landwirtschaftsfachkraft (1975), übernahm er, der später noch staatlich geprüfter Wirtschafter (1976) und Küchenmeister lernte, die elterliche Dorfwirtschaft. Als 18-Jähriger war ihm klar, dass die Wirtschaft und nicht die Landwirtschaft Zukunft habe. Daher erbat er von der Dorfbank einen Kredit von 1 Million Mark für den Ausbau der Dorfwirtschaft. Dieser wurde abgelehnt. Daraus habe er erkannt, dass „ich der Bank eine Vision schmackhaft machen muss“. Kurz darauf pries er der Konkurrenzbank seine neuartige „Dorfwirtschaft mit Streichelzoo“ so vielversprechend an, dass das Geld sofort bewilligt wurde.
1977 eröffnete der neue Landgasthof, dessen Umbau allerdings 500 000 DM mehr gekostet hatte als kalkuliert.  „Das war gleich ein Start mit finanzieller Krise“, berichtet Britsch. Doch trotz negativer Vorberichte der Heimatzeitung kamen die Gäste aufs Land. „Wir hatten Glück. Schon am ersten Wochenende verkauften wir mehrere hundert Essen“.
Seine damalige Freundin und heutige Frau Andrea gab dann den Anstoß für einen weiteren Aus- und Anbau. Der neue Gastraum war danach so groß, „dass alle im Dorf gesagt haben: Jetzt spinnt er völlig“. Doch Ende der 70er Jahre hatten „viele Leute Geld und sind gerne aufs Land zum Essen gefahren“.
„Wo ist Finningen? Die Leute wussten das nicht“, erläutert Britsch ein weiteres Problem. Denn einen „Hirsch“ und einen Landgasthof gab es nahezu in jedem Dorf. „Daher habe ich 80 000 Mark, die ich nicht hatte, in Werbung für Finningen gesteckt. Nicht für mein Lokal“. Der Landgasthof kam ins Laufen. Da der Betrieb aber mit den niedrigen Preisen, die die Dorfbewohner gewohnt waren, nicht überleben konnte, begann man sich mit Erfolg für zahlungskräftige Firmen, Tagungen und Events zu öffnen.
Einige Jahre später folgte der Anbau für ein Hotel mit 22 Zimmern. Auf Anregung des örtlichen Sparkassenchefs. „Wir hatten keine Ahnung von einem Hotel. Das hätte ich selbst nie gemacht“, räumt der 60-Jährige ein. Das Hotel funktionierte auf Anhieb, auch „wenn es ein komisches Gefühl war, fremde Leute auch nachts im Haus zu haben“. Heute bietet das erweiterte Hotel 69 Zimmer und zahlreiche Tagungsräume.
Seit einigen Jahren ist ein Cateringservice  für kleine bis sehr große Veranstaltungen ein dritter, sehr wichtiger  Geschäftsbereich des Hotel-Landgasthof Hirsch. Der Gastronom schaut aber nicht nur seinem Betrieb, sondern ist auch Bezirksvorsitzender der DEHOGA Schwaben, Mitglied der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Träger des bayerischen Verdienstordens und – ihm ganz wichtig – seit 45 Jahren aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Finningen.
„Immer hatte ich das Glück, dass ich Projekte zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Leuten angepackt habe. Und stets wurde ich von meiner Familie unterstützt“. Die Familie, die den Hotel-Landgasthof Hirsch nun in der sechsten Generation führt, ist mittlerweile selbst eine Großfamilie.
Deren Einsatz und Engagement und die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewähren dem 60-Jährigen mehr Freiheiten. Begeistert stellt Britsch fest, dass er durch die bessere Sicht von außen ganz nebenbei wieder mehr Ideen für seinen vielfach ausgezeichneten Landgasthof hat.
Kein Zweifel: Auch mit rührigen 60 gibt Johann Britsch weiterhin den kreativen und unternehmerischen Weg vor. Auch, wenn er künftig öfters in die Luft geht oder auf seiner Harley Davidson über die Landstraßen rollt.    



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