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Ulm News, 03.10.2010 18:10

3. Oktober 2010 von Ralf Grimminger
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Peter Zwey: Bundespräsident Wulff braucht einen besseren Redenschreiber


Bundespräsident Christian Wulff hat am 3. Oktober, dem Nationalfeiertag, eine mit großen Erwartungen angekündigte Rede zum Thema 20 Jahren deutschen Einheit gehalten. Peter Zwey, Redenschreiber und Rhetorik-Coach, hat sich für ulm news die Rede angehört und analysiert.
Er findet: Wulff braucht dringend einen besseren, männlichen Redenschreiber.

Sehr geehrter Herr Präsident, werter Herr Wulff

Ihre Sonntagsrede zur Einheit war zweifellos ganz hübsch formuliert, an edlen Werten und hohen Pathosformeln orientiert. Historisch fand ich Ihre Rede ehrlich gesagt nicht.Sie lobten kurz die Ostdeutschen, die ewig Zu-Kurz- Gekommenen, die unsere Wiedervereinigung durch ihren legendären Mut erkämpft hätten. Sie allein, fragte man sich wie Brechts lesender Arbeiter sofort, aber ihn hören, ihn kennen Sie, Herr Christian Wulff, wie ich vermute, gar nicht.
Natur-und kultgemäß kam auch der Schlager „wir sind das Volk“, ja „wir sind ein Volk“ in Ihrer noblen Jubel-Rede wieder ausdrücklich zum Zuge. Alles easy, scheinbar, Eierkuchen. Bei Ihnen klingt alles immer wieder nach Eierkuchen und Nutellabrötchen, auch am Feiertage. Da, finde ich übertreiben Sie, Herr Präsident, da täte eine harte Kante, eine Prise Machohaftigkeit zum Ausgleich manchmal gut.
Dramatisch, erhaben und erschütternd war so nur wieder Beethovens Musik am Ende.

Nach Ihren gütigen Formeln,mit welchen Sie am Rande auch auf Konfliktiöses hier und da anspielten, stellten Sie, Herr Wulff, ganz unverhofft das Thema Integration in den Mittelpunkt Ihrer Appeasementgesinnung und verstiegen sich doch tatsächlich zu dem Satz: „Auch der Islam gehört zu Deutschland.“ Das ging Ihnen aber sehr rasch über die Lippen und man stutzte und wartete jetzt auf eine historisch schlüssige Begründung dieser völlig verwegenen These.
Wie ist das wohl zu verstehen? Wenn Sie Herr Präsident meinten, dass wir selbstverständlich in einer demokratischen Gesellschaft und der darin grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit auch die Muslime unter uns zu tolerieren haben, habe ich gar nichts daran zu monieren. Der Satz lautet aber eben anders, und er ist, wie Sie ihn sagten, sehr missverständlich, ja ziemlich fahrlässig und riskant, meine ich.
In der oft leidvollen blutigen Geschichte Deutschlands, wie Sie wissen, spielt der Islam gottlob keine Rolle. Der hätte uns noch gefehlt? Wer möchte das behaupten? Sie Herr Wulff? Hätte mit dem Islam in deutscher ja europäischer Mitte unsere Aufklärung eine Chance gehabt, Luther?
Es ist also sehr die Frage, welche Rolle der Islam in Zukunft spielen soll, das müssen wir doch zuerst diskutieren und dann selbst mit entscheiden. Oder? Einer solch riskanten Geschichte wird Ihr Diktum, Herr Wulff, überhaupt nicht gerecht. Es läuft so geradezu auf den von Ihnen sicher sehr nett gemeinten Wunsch hinaus, dass der Islam eine Rolle im weiteren Schicksal unseres Landes spielen soll. Wie kommen Sie dazu, diesen Wunsch als unseren aller Wunsch darzustellen?
Damit greifen Sie in unsere Zukunft vor, damit sagten Sie des Gutgemeinten entschieden zuviel. Ihr lieber Versuch, den süßen Konsens-und Eierkuchenteig Deutschlands mit dem Islam anzureichern, ist wirklich zu naiv und eines politischen Staatsoberhauptes in der gegenwärtigen Krisensituation überhaupt nicht würdig. Verzeihen Sie, dass ich das so deutlich sagen muss, wo Sie mir doch immer so honett erscheinen. Doch, Sie nehmen den Mund eindeutig zu voll, warten gar nicht auf das Volk, das mit einem solchen Satz leicht erregbar und zu irritieren ist. Auch das schöne Bildungszitat aus Goethes Divan genügt überhaupt nicht für einen solchen Zukunftsbonus an eine Adresse, die für die meisten Deutschen dubios und ich fürchte sogar angsteinflößend werden könnte.
Schließlich fordert ein Teil der Muslime die Vermummung ihrer Frauen und widerspricht damit z.B. klar unserem ansonsten so löblichen Wert der Gleichstellung von Mann und Frau. Dafür, für unsere lieben Frauen, sind gerade Sie, Herr Wulff, immer bereit, engagiert einzutreten. Nein, Ihre Sonntagsrede zum 20-jährigen Gedenktag der deutschen Einheit, widmete sich entschieden zu wenig den Deutschen, also der deutschen Geschichte und der Zukunft unseres Landes. Sie liebäugelten politisch-korrekt mit den Minderheiten, denen Sie, als unser Präsident, gefallen wollen, ja deren Präsident Sie wohl vornehmlich sein wollen. Das Christentum gehöre auch zu Deutschland, auch das Judentum, sagten Sie dann doch auch, unserem Gott sein Dank, noch. Aber eben auch der Islam. Und zwar wegen des von Ihnen über jedes politische Augenmaß hinausgehobenen guten „Zuhausegefühls“ für alle.
Welch ein Wohnzimmer-Wert und dieses „für alle“ - kann das noch jemand gläubig hören?
Seit wann, Herr Präsident, gehört der Islam zu Deutschland und wenn es jetzt dazu kommen s oll, was bedeutet das? Diese Antwort wären Sie uns sofort schuldig, wenn sie einen solch schwerwiegenden Satz formulieren und an vorderster Stelle unters Volk bringen.
Das werden Sie einsehen, wenn Sie sich Ihren Satz noch einmal selbst anhören.
Davon bin ich überzeugt, Sie sind ja sicher auch mir und meinen EIN-Wänden gegenüber tolerant?
So simpel, wie Sie den Satz, wie kleinen Kindern einen Luftballon, versprechen, angesichts der gegenwärtigen Ideologisierung und Politisierung des Islams,
klingt er mir nur blauäugig und drum sehr gefährlich.
Erkennen Sie denn nicht, Herr Präsident, was im Nachbarland Holland geschieht mit Wilders? In welcher unpolitischen Parallelwelt leben Sie, dass Sie scheinbar bis heute nicht mitgekriegt haben, dass Sarrazins Buch bereits über eine Million Mal gedruckt und verkauft wurde. „Deutschland schafft sich ab“. Darauf hätten Sie antworten müssen, ohne den Autor, den Sie nicht leiden können, ich weiß, zu nennen, meinetwegen. In dem Buch findet sich die latente Panik der deutschen Mehrheit, weniger die Sorgen von Minderheiten, zugegeben.
Nein, so geschichtsvergessen und deshalb gegenwartsblind darf ein Bundes-Präsident einfach nicht sein. Herr Wulff, ich mein es doch nur gut mit dieser Kritik an Ihnen. Die Schuhe, in die Sie schlüpften, sind Ihnen einfach zu groß,das hätte ich Ihnen gleich sagen können, aber mich fragten Sie ja leider nicht.
Denn, diesen Satz dürfen Sie sich gerne notieren, wenn Sie ihn noch nicht kennen, denn wie wir inzwischen wissen, ist in der Politik das Gegenteil von gut meistens das bloß Gut-Gemeinte.Schließlich und gottlob hat Sie und uns alle am Ende die erschütternde Fidelio-Musik Beethovens wieder herausgerissen. Denn Beethovens Pathos ist das schönste und größte und kann drum immer über die laue und mangelnde Kraft unserer politischen Kleindarsteller hinwegtrösten.



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