Zwei Gewinner beim Ulmer Science Slam im Roxy

Bei einem Science Slam haben die Wissenschaftler zehn Minuten Zeit einen komplexen Vortrag so unkompliziert, verständlich und, zur Freude des Publikums, auch witzig wie nur möglich zu gestalten. Ob Informatiker, Mediziner oder Geisteswissenschaftler – auf der Roxybühne sind alle vertreten. So auch am vergangenen Dienstag. Bereits um 19 Uhr war die Veranstaltung ausverkauft, denn das Roxy war wieder mal brechend voll. Wie auch beim beliebten Poetry Slam mussten die Veranstalter einige Besucher nach Hause schicken. Leider setzte sich im Saal das typisch deutsche Urlaubsverhalten durch und ganze Stuhlreihen wurden mit Jacken reserviert, so dass vielen nur noch die Treppe als Sitzgelegenheit blieb. Den Anfang macht der Medizinstudent aus Marburg Johannes Hinrich von Borstel. Sein Vortrag widmet sich der Ateriosklerose, der Gefäßverdickung, wozu er auch gleich das passende Rezept nennt: Sex! Was aber, wenn der Patient der enthaltsame Ex-Papst Joseph Ratzinger ist? Trotz Zeitüberziehung erntet der sympathische Medizinstudent großen Applaus und zahlreiche Lacher aus dem Publikum. Es folgt der Informatikstudent Johannes Schiltgen. Er setzt sich auf amüsante Weise mit dem Online-Versandhändler Amazon und dem Musikanbieter Spotifiy auseinander. Durch jeden Kauf macht Amazon dem Kunden mehrere Vorschläge, was er denn noch kaufen könnte. Dabei kommt es auch mal zu witzigen Situationen. Wer das Online Rollenspiel World of Warcraft bestellt, kauft beispielsweise auch einen Clerasil Anti-Pickel-Stift. Oder einem Dragonball Film folgen gleichzeitig ein Stuhl und ein Halsstrick in den Warenkorb. Das Publikum lacht herzlich, als Johannes zum musikalischen Teil für Spotify übergeht und auf einer Ukulele sein Können zum Besten gibt. Weitere Vorträge beschäftigen sich beispielsweise mit der Feuerwehrpräsenz und wie lange sie braucht, an einem Brandort zu sein oder mit dem Phänomen des Lachens – wann ein Mensch lacht und aus welchem Grund. Mit insgesamt sieben Slammern konnte nur Martin Storbeck mit seinem Vortrag über Trojaner und Viren auf dem Computer noch mithalten und für viele Lacher aus dem Zuschauersaal sorgen, während die anderen Präsentationen zwar durchaus interessant waren, aber eher einer Vorlesung in der Universität gleichkamen, in der Seminararbeiten präsentiert werden und kleine witzige Anekdoten ebenfalls nicht unüblich sind. Am Ende wollte sich das Publikum nicht zwischen den beiden Johannes entscheiden. Zu gewinnen gab es eine kleine Einstein-Trophäe und ein Jahresabo des Magazins Geo. Nachdem die Lautstärke des Publikums drei Mal mit einem Dezibelgerät gemessen und kein Gewinner festgestellt werden konnte, sahen die Moderatoren keinen anderen Ausweg. „Hat denn jemand vielleicht schon ein Geo-Abo?“, will Dana Hoffmann spaßeshalber wissen. „Also ehrlich gesagt, habe ich schon eins“, gibt Johannes Hinrich von Borstel zu. „Und mein Abo ist vor kurzem abgelaufen“, ergänzt Johannes Schiltgen. Wie es der Zufall will, können sich Johannes und Johannes den Gewinn teilen und sich als Science-Slam-Sieger feiern lassen. Franziska Salzer