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Ulm News, 26.02.2010 15:26

Richard David Precht: Die Marktnormen dominieren die Sozialnormen

Das Symposium „3. Ulmer Denkanstösse“ wurde gestern Abend im Ulmer Stadthaus mit dem Festvortrag von Dr. Richard David Precht eröffnet. Der Erfolgsautor sprach zum Thema „Pluralität und Zusammenhalt der Gesellschaft“.  Precht war auch der Grund, dass die Eröffnung der dreitägigen Veranstaltung  auf enormes Interesse stieß. Rund 700 Zuhörer verfolgten den einstündigen Vortrag Prechts im Saal und an Bildschirmen, die im Stadthaus aufgestellt waren. Bis Samstag folgt noch eine Reihe von Vorträgen mit hoch interessanten Themen um das brisante Thema „Gesellschaft ohne Respekt“. Diese Referate kosten keinen Eintritt dank der Unterstützung der Sparda-Bank.

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Der Publikumsandrang zur Eröffnung der Vortragsreihe „3. Ulmer Denkanstösse“ im Ulmer Stadthaus war enorm. Etwa 700 Zuhörer verteilten sich im Saal und auf den Gängen des Stadthauses. Das Thema „Gesellschaft ohne Respekt“ zog. Die Basis eines demokratischen Zusammenlebens besteht im Respekt voreinander und in Rücksicht aufeinander. Beides scheint zu verschwinden und es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Zunahme von Gewalt und des Verlust von Respekt und Rücksicht.
Nach der musikalischen Eröffnung durch die Sängerin Isabelle Siyou begleitet am Piano von Joe Fessele begrüßte Oberbürgermeister Ivo Gönner die Professoren und Zuhörer und wies auf die Bedeutung des Oberthemas der diesjährigen Ulmer Denkanstösse hin.  
Senator E.h. Thomas Renner, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank, die die Vortragsreihe großzügig unterstützt, betonte in seiner Rede die Bedeutung von Anerkennung und Respekt der Menschen untereinander in einer funktionierenden Gesellschaft.
Professor Dr. Karl-Joachim Ebeling, Präsident der Uni Ulm, beklagte das Auseinanderdriften von arm und reich. Ebeling: „In den 90er Jahren wurde eine Annäherung von Ökologie und Ökonomie erreicht, jetzt muss  verhindert werden, dass  der Anteil armer Menschen in der Gesellschaft nicht noch größer wird.“
Menschen bräuchten Perspektiven und Anerkennung. Wer nichts mehr zu verlieren habe, verliere auch jeden Respekt vor den Mitmenschen, so Ebeling. Kriminalität und Gewalt seien Ergebnisse einer solchen Entwicklung.  
Dr. Richard David Precht, Bestseller-Autor („Wer bin ich, wenn ja wie viele“, „Liebe“, Lenin kam nur bis Lüdenscheid“) näherte sich in seinem einstündigen Vortrag dem Begriff Moral. Dies tat er philosophisch, in dem er bekannte Philosophen zitierte, medizinisch, in dem er die Funktion des menschlichen Hirnes erklärte und auch witzig, so dass einige Aussprüche durchaus auch von Harald Schmidt hätten sein können. Precht  unterhielt prächtig und gab gleichzeitig Denkanstösse.  
Heutzutage werde in jeder Talkshow nach einer neuen Moral gerufen. Jeder  stimme dem zu, jedoch verstehe jeder unter dem Begriff Moral etwas anderes. Grundsätzlich, so Precht, funktioniere Moral in einer Mischung aus Verstand und Gefühl, sie funktioniere aber nur, wenn sie „nah an einem ist“, also über das Gefühl.
Auch Precht ging auf die Begriff Respekt und Anerkennung ein. In der heutigen Gesellschaft werde Respekt und Anerkennung „nur über Geld, über ein neues Auto oder ein tolles Haus“ definiert. Precht: „Wir kaufen auf Pump unnütze Sachen, um Nachbarn zu beeindrucken, die wir sowieso nicht leiden können“.
Dabei könne Respekt und Anerkennung viel besser über soziales o der gesellschaftliches Engagement erlangt werden.
Diejenigen, die kein Geld haben, suchten Respekt,  durch Mobbing oder Gewalt zu erlangen. Auch U-Bahn-Schläger würden sich in ihren Kreisen durch ihre Taten Respekt verschaffen wollen.
Er geißelte die Gier, kritisierte aber auch: Man habe lautstark die Banker und Börsianer wegen ihrer Gier beschimpft. Nur was hätten die Ldeute hier gemacht? Sich ganz schnell die Abwrackprämie gesichert und das funktionierende Auto verschrottet. Die Gier und die „Geiz ist geil“-Parolen  prägten heutzutage das Leben, beklagte Precht.
„Heute dominieren die Marktnormen die Sozialnormen. Das ist gefährlich für jede Gesellschaft“, warnte der Erfolgsautor.
Zur aktuellen Hartz IV-Diskussion sagte er sarkastisch: Das Geld reiche aus, damit die Leute nicht kriminell werden, außerdem blieben sie im Land und gäben das Geld im Land aus. Precht: „Das ist auch eine Art Wirtschaftsförderung“.
Grundsätzlich gehe es nicht darum „50 Euro mehr oder weniger zu geben“, so der Referent, sondern vor allem die Kinder der Hilfeempfänger zu unterstützen. Da die Politik auf diese Themen keine Antworten und Lösungen mehr fände, sei mehr bürgerschaftliches Engagement zwingend nötig. Etwa, dass Rentner Kindern, die zuhause nie gefördert werden, Nachhilfe geben und diese beim Start ins Leben unterstützen.
Richard David Precht bekam viel Beifall für seinen Vortrag.
Ein gelungener Auftakt der „3. Ulmer Denkanstösse“, die am Freitag ab 15 Uhr mit den Vorträgen „Vom klugen Umgang mit sich selbst“ von Professor Dr. Ulrich Weiß und „Werte und Tugenden im 21. Jahrhundert – Was bedeutet mangelnder Respekt?“ von  Dr. Asfa-Woosen Prinz Asserate fortgesetzt werden.
Um 17.15 Uhr geht es um „Formen der Gewalt in unserer Gesellschaft, Zunahme oder Veränderung?“ von Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer und „Coolness als Jugendlogo“ von Pfarrer Hartmut Hühnerbein. Ab 20 Uhr liest Franz Dobler aus seinem Roman „Aufräumen“ und spielt nebenher Schallplatten.
Am Samstag um 14 Uhr geht die reihe weiter mit den Vorträgen „Alltägliche Gewalt“, „Gewalt in den Medien“ und „Die deformierte Gesellschaft“.
Zum Abschluss gibt es ab 17 Uhr noch eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Südwest Presse Ulm, über das Thema „Gesellschaft ohne Respekt.   

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