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Ulms Oberbürgermeister und DRK-Präsidentin mit dem Kältebus unterwegs
Zwei Grad plus, doch der Wind ist eisig und lässt alle ehrenamtlichen Helfer frieren. Am Donnerstagabend war der Kältebus des DRK-Kreisverband Ulm im Stadtgebiet unterwegs. So wie jeden Abend in der kalten Jahreszeit, doch dieses Mal war neben Ronja Kemmer, der Präsidentin des DRK-Kreisverband Ulm, auch der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher aktiv dabei.
Ansbacher hat sich den ganzen Abend Zeit genommen, um sich über die Arbeit des Kältebus zu informieren und vor allem auch, um das Gespräch mit den Obdachlosen zu suchen. Vor dem Hauptbahnhof gab es dann auch ungläubiges Staunen. als ein Obdachloser zu einem anderen Obdachlosen sagt: „Schau mal, das ist der Bürgermeister von Ulm“.
Und im Gesicht von Martin Ansbacher war das Interesse und die Anteilnahme am Gehörten zu sehen. Immer wieder wurden de Oberbürgermeister Ereignisse im Lebenslauf berichtet, die zur Obdachlosigkeit führten.
Das Stadtoberhaupt lies das Gehörte nicht kalt und vor allem die Situation in der Bahnposthalle wurde gegenüber Ansbacher mehrfach thematisiert. Bisher duldete die Bahn, dass in derkalten Jahreszeit Obdachlose in der Bahnhofshalle übernachten. Durch den laufenden Umbau am Hauptbahnhof ist diese Möglichkeit weggefallen und die Stadt hat in der derzeit ungenutzten ehemaligen Umschlaghalle neben dem Hauptbahnhof eine Übergangslösung geschaffen. Bisher war es nicht möglich, dort eine Heizung zu installieren und es ist unangenehm kalt. An einigen Stellen ist das Dach undicht und Regenwasser tropft von der Decke.
Seit vier Jahren engagieren sich jede Wintersaison rund 30 bis 40 Helfer, um jeden Abend den Obdachlosen zu helfen. Im vergangenen Winter kamen sie vom 13. November 2023 bis 31. März 2024 auf 140 Einsatztage und leisteten über 1 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit. In der Statistik tauchen dann 4 377 Kontakte zu Hilfsbedürftigen auf, an die 5 700 heiße Getränke ausgegeben wurden und auch 3 161 Portionen Suppe. Neben dem Warmen für den Magen wurde auch für akuten Bedarf Winterkleidung ausgegeben, 131 Paar Handschuhe und Mützen, 112 Schlafsäcke, 53 Decken, 83 Iso-Matten und noch viele Kleinigkeiten mehr. Manchmal fehlt es nur an einer Mülltüte, um die Abfälle wegzuschaffen.
Auch in diesem Winter wird wieder seit dem 13. November 2024 gefahren und an 57 Tagen gab es bisher rund 1 600 Kontakte zu Menschen, die Hilfe benötigen.
Der Oberbürgermeister beteiligte sich auch tatkräftig an der Arbeit am Kältebus und er gab immer wieder Suppe, Tee und Kaffee aus. Die wärmenden Speisen und Getränke stammen aus Spenden und sind bei den Obdachlosen an den kalten Abenden sehr willkommen. Dazu kommen auch die kurzen Gespräche, die zwischen den Helfern und den Obdachlosen bei einer Tasse Tee entstehen. Ihm zur Seite stand Ronja Kemmer, die Präsidentin des DRK Kreisverband Ulm, die es sich nicht nehmen lässt, neben ihrem Hauptberuf auch selbst mit dem Kältebus unterwegs zu sein. Sie ist dabei so routiniert, dass sie den Oberbürgermeister in seiner Arbeit einweist und die beiden sich als gut funktionierendes Team zeigen.
Am Donnerstagabend sind auch DRK-Geschäftsführer Tobias Schwetlik und Ralf Honold dabei. Honold fährt jeden Monat bei zwei bis drei Schichten mit und erzählt, wie ihm diese Arbeit gut tut. Die Obdachlosen zeigen den Helfer gegenüber Dankbarkeit, da reicht es schon, den Menschen ein Ohr zu schenken, die sich oft gar nicht wahrgenommen fühlen und schon spürt man diese Dankbarkeit.
Rund 30 bis 40 Helfer beteiligen sich am Kältebus und sind jeden Abend im Stadtgebiet unterwegs. Oft werden sie schon von den Obdachlosen erwartet und man kennt sich auch namentlich. Nach wenigen Minuten geht es dann weiter durch die Stadt, denn auch an der nächsten Stelle werden warmer Tee und ein paar Sätze Smalltalk erwartet. Noch bis Ende März sind die Helfer jeden Abend in der Ulmer Innenstadt unterwegs.
Text/Fotos: Thomas Heckmann