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Ulm News, 10.10.2024 18:41

10. October 2024 von Thomas Kießling
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Stimmungseinbruch auf breiter Front - der IHK-Konjunkturbericht Herbst 2024 zeichnet ein düsteres Bild


Man wäre nicht in den Räumlichkeiten der IHK Ulm, wenn nicht auch ein Scherz und ein Lachen zu hören wären. Aber ingesamt war die Stimmung bei der PK zum IHK-Konjunkturbericht Herbst 2024 alles andere als frohgemut. Die Gefahr ist groß, dass auch wir in der Region von einer konjunkturellen Rezession in eine deftige Krise schlittern. 

Der nun schon drei Jahre andauernde schleichende Abwärtstrend der Wirtschaft in der IHK-Region Ulm setzt sich im Herbst 2024 beschleunigt fort. Und jedes weiteres Schaubild, das Jonas Pürckauer, stv. IHK-Hauptgeschäftsführer und Herr über die Statistiken, auflegte, ließ einen mehr Angst und Bange werden.

Zurecht, denn die anhaltend schwache Nachfrage aus dem In- und Ausland führt mittlerweile zu einem Mangel an Aufträgen und Umsatzverlusten in vielen Unternehmen. Zudem belasten schwierige Rahmenbedingungen. Es kommt zu einem Stimmungseinbruch auf breiter Front. Und spürbare Besserung ist derzeit nicht in Sicht.

Die konjunkturelle Schwächephase in der IHK-Region Ulm dehnt sich weiter aus, immer mehr Unternehmen und Branchen sind betroffen. Mehr als die Hälfte aller Betriebe meldet im Herbst 2024 Umsatzeinbußen und rund ein Drittel berichtet inzwischen von einer schlechten Ertragssituation.

Entsprechend hat die Zufriedenheit der Unternehmen mit dem Verlauf ihrer Geschäfte weiter nachgelassen. Erstmals seit der Corona-Krise geht es nun wieder mehr Betrieben schlecht als gut. Und Besserung ist nicht in Sicht.

Sechs von zehn Betrieben verzeichnen eine fallende Tendenz bei den Auftragseingängen. Die Erwartungen an die kommenden 12 Monate werden deutlich zurückgeschraubt. 38 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Geschäftssituation noch weiter verschlechtern wird. Weitere 50 Prozent glauben an eine Weiterentwicklung auf dem erreichten, recht niedrigen Niveau.

„Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft war schon im Frühjahr dieses Jahres angespannt, jetzt ist sie bei zahlreichen Unternehmen regelrecht im Keller. Ein Licht am Ende des Tunnels ist derzeit leider nicht in Sicht“, kommentiert IHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell die aktuellen Ergebnisse der IHK-Herbstumfrage. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Lageurteile und die Erwartungen der regionalen Wirtschaft zusammenfasst, ist von 102 Punkten im Frühjahr auf aktuell 84 Punkte abgerutscht und liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert (118 Punkte).

Harte Zeiten: Die Politik ist gefordert

Bestimmt wird die aktuelle Situation nicht nur durch das Fehlen konjunktureller Nachfrageimpulse, sondern auch von zahlreichen Risiken, die die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion hier vor Ort massiv beeinträchtigen. Dazu zählen vor allem die im internationalen Vergleich hohen Standortkosten für Arbeit und Energie. Hinzu kommt, dass fast jedes zweite Unternehmen in dem unklaren wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens sieht. Die Folge ist eine zurückhaltende Investitionsbereitschaft. 

Invetionswert so niedrig wie noch nie in den 20 Jahren der IHK-Datenerhebung

Vier von zehn Unternehmen haben ihre Budgets für Inlandsinvestitionen in den nächsten zwölf Monaten gekürzt, nur 18 Prozent wollen mehr investieren. In der Industrie planen sogar 46 Prozent geringere und nur 14 Prozent höhere Investitionen in Deutschland. In die Erweiterung der eigenen Kapazitäten oder die Expansion investiert nur jedes zehnte Unternehmen – der niedrigste Wert überhaupt in der 20-jährigen Erfassung der Investitionsmotive in der IHK-Konjunkturumfrage, so Jonas Pürckhauer. "Das ist kein gutes Omen für die konjunkturelle Entwicklung."

Nicht aufschiebbare Ersatzinvestitionen nutzt die Wirtschaft vor allem für den Ausbau ihrer Digitalisierung und die Steigerung der Energieeffizienz.

„Die Rahmenbedingungen machen unternehmerische Aktivitäten im Inland zunehmend unattraktiv. Es droht ein nachhaltiger Schaden. Zentrale Haupthemmnisse liegen in den Themen Bildung und Fachkräfte, Infrastruktur, Energiepolitik und Bürokratiebelastung! Alles Handlungsfelder, die von der Politik direkt geändert werden könnten. Dazu muss aber endlich ein Umdenken mit konsequenten Handlungen stattfinden“, appelliert Roell an die Politik, und bekam von ulm-news die Frage gestellt, wieso von den Appellen so weinig in Berlin ankommen, obwohl dort doch auch Verbands-Spitzen sitzen, die  mindestens einmal pro Tag auf die Klingel bei der Politik drücken müssten. "Alles nicht so einfach", so Roell, "in Brüssel heißt es sogar Gold Plating - alles, was in Brüssel verbürokratisiert wird, wird in Deutschland nochmals vergoldet - sprich nochmals bürokratischer". Auch beim Thema Ent-Bürokratisierung beiße man derzeit regional bis hinauf nach Berlin oder Brüssel auf Granit. 

Personalpläne zunehmend von Zurückhaltung geprägt

Der Anteil der Unternehmen, deren Beschäftigtenzahl sich in den kommenden zwölf Monaten verringern soll, ist von 28 Prozent im Frühjahr auf aktuell 36 Prozent gestiegen. Zusätzliche Stellen wollen nur noch sechs Prozent der Betriebe schaffen (Frühjahr neun Prozent).

Doch trotz dieser veränderten Vorzeichen bleibt der Fachkräftemangel ein weiteres Risiko der Unternehmen – wenngleich die Zahl der davon betroffenen Betriebe rückläufig ist: 56 Prozent der Unternehmen haben derzeit offene Stellen, für die sie keine passenden Arbeitskräfte finden. Vor allem dual ausgebildete Fachkräfte sind rar.

Deshalb versuchen auch die meisten Unternehmen, ihre Fachleute so gut es geht im Betrieb zu halten, was die Arbeitsmarktentwicklung stabilisiert. Im September 2024 betrug die regionale Arbeitslosenquote wie schon ein Jahr zuvor 3,1 Prozent und fiel damit nach wie vor deutlich geringer aus als in Baden-Württemberg (4,3 Prozent) und Deutschland (6,0 Prozent).

Industrie rutscht in die Rezession

Unter den konjunkturellen und strukturell ungünstigen Rahmenbedingungen leidet unsere regionale Industrie in besonderem Maße. Die schwache globale Industriekonjunktur beschert insbesondere den hiesigen Herstellern von Investitionsgütern einen Mangel an neuen Aufträgen.

Verstärkt durch die akuten geopolitischen Spannungen sowie die wirtschaftspolitischen Vorgaben im Inland nimmt die Investitionsbereitschaft immer weiter ab und damit auch die Inlandsnachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen. Sowohl im Auslands- als auch im Inlandsgeschäft melden drei Viertel der Industrieunternehmen verringerte Erlöse.

Fast genauso viele Betriebe melden fallende Auftragseingänge aus dem Inland. Sechs von zehn registrieren negative Tendenzen auch in der Auslandsnachfrage. Impulse werden für die nächsten Monate in überschaubarem Umfang allenfalls aus den USA und Asien erwartet. Entsprechend mies ist die Stimmung: Mit einem Anteil von 44 Prozent geht es mehr als doppelt so vielen Industrieunternehmen schlecht als gut.

Kurzarbeit - oder sogar gleich Arbeitsplatzabbau

Beim Ausblick auf die kommenden zwölf Monate ist diese Relation noch ungünstiger: 40 Prozent der Betriebe befürchtet weitere Rückschläge, nur noch 10 Prozent sind zuversichtlich. In der Folge wird auch der Abbau von Arbeitsplätzen nicht mehr ausgeschlossen.

Laut Jan-Stefan Roell seo schon der Stand an Kurzarbeit - wenn er die M+E-Industrie betrachte - auf einem hohen Niveau. "Wir in unserem Unternehmen halten aber unser Personal", sagte der Mitgesellschafter der Zwick-Roell in Ulm-Einsingen, "die Export-Aufträge retten uns noch derzeit."

Auch der Handel senkt die Daumen

Acht von zehn Großhändlern melden Umsatzverluste. Lediglich fünf Prozent haben ihr Erlösniveau halten können. 15 Prozent erzielten höhere Umsatze. Angesichts weiterhin hoher Kosten zehrt das an den Erträgen und damit auch an der Zufriedenheit in der Branche.

Erstmals seit vier Jahren bewerten wieder mehr Großhändler ihre aktuelle Lage mehr schlecht als gut. Abnehmende Bestelleingänge lassen zunehmend Zweifel an einer Trendumkehr aufkommen. Jeder fünfte Betrieb bleibt optimistisch. 45 Prozent blicken hingegen pessimistisch nach vorn. Fast zwei Drittel der Großhändler kürzen in der Folge ihre Budgets für Inlandsinvestitionen, die Beschäftigungspläne fallen etwas zurückhaltender aus.

Auch im Einzelhandel hielt sich die verunsicherte Kundschaft bislang in vielen Bereichen zurück. Die kräftig gestiegenen real verfügbaren Einkommen legten die privaten Haushalte vermehrt auf die hohe Kante, statt sie für Konsumgüter auszugeben. Der Lageindikator dreht in den negativen Bereich. Anders als in den meisten anderen Branchen ist die Skepsis im Einzelhandel gegenüber dem Frühjahr allerdings leicht zurückgegangen, wenngleich eine gewisse Skepsis bleibt.

Die Hoffnung: Die anhaltend niedrige Inflation sowie künftige Zinssenkungen der EZB könnten die Kaufzurückhaltung der Konsumenten abschwächen und zu einer Stabilisierung der Einzelhandelsumsätze beitragen.

Hendrik Mächler von Gutes von Hier GmbhH konnte dieses Tendenz noch unterstreichen. 

Wachsende Skepsis bei den Dienstleistern

Bislang waren die Dienstleister der konjunkturelle Stabilitätsanker, dessen Geschäfte auf stabil hohem Niveau verliefen. Seit zwölf Monaten rückläufige Auftragsvolumina und damit abnehmende Auftragsreserven beginnen jedoch auch im Service die Erlöse und die Erträge unter Druck zu setzen. Die Zufriedenheit unter den Dienstleistern ist zurückgegangen, die guten Lageurteile überwiegen jedoch weiterhin.

Dass das künftig auch so bleibt, daran zweifelt inzwischen eine gestiegene Zahl von Unternehmen. Ein Drittel der Betriebe rechnet mit einer negativen Geschäftsentwicklung, 13 Prozent bleiben optimistisch. Überdurchschnittliche Skepsis herrscht vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Bereich Transport, Logistik und Verkehr. An den Investitionsausgaben wollen die meisten Dienstleister vorerst nicht sparen, die Zurückhaltung gegenüber Neueinstellungen hat jedoch spürbar zugenommen.

Für die Bauindustrie konnte Julian Utz von der Uzin Utz SE, einzig börsenorientiertes aus Ulm stammendes Unternehmen, ebenfalls ein differenziertes Bild zeichnen. Der Inlandsmarkt für den Kleberspezialisten von Fußböden sei rückläufig, also der Kernmarkt, im internationalen Geschehen ließen sich noch gute Umsätze generieren.

Petra Engstler-Karrasch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm, fügte  hinzu, dass die IHK schmerzlich mitbekomme, dass auch die Gründerzahlen stark nachließen. 

Bislang ist es noch eine konjunkturelle Rezension. Wenn nicht bald alle Entscheider vom Rückwärts gleich in den dritten Gang schalten, dann sieht es auch in der Region im kommenden Jahr düster aus. Aber, soweit ist es noch nicht. 

 

 



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