Ulm News, 15.09.2024 16:56
Der Star beim „Club“ ist der Trainer – aber Miro Klose will dem Fußball etwas zurückgeben
Der Star beim „Club“ ist der Trainer – diese Überschrift gibt es bei fast jedem Presseartikel in den Städten, wo Miro Klose als Trainer mit seinem 1. FC Nürnberg („Club“) zum Auswärtsspiel anreist. Doch der Star müsste sich die ganze Sache gar nicht ans Bein binden, zum Beispiel die Tatsache: einen „Tumult“ wie es der sid berichtete mit einem wohl ungerechtfertigten und dann wiederholten Elfer in der 95. Minute beim Spiel des Clubs gegen die Ulmer Spatzen. „Ich will dem Fußball etwas zurückgeben“, sagt Klose – und Hochachtung und Respekt sind ihm dafür gewiss. Hoffentlich wenigstens.
Wie versprochen der Nachbrenner zu zum gestrigen Spatzenspiel gegen die Clubberer – eine hochoffizielle Geschichte vom sid (kam vorhin hier auf ulm-news) und ein kleines, aber besonderes Portrait zu Miro Klose.
„Gestatten, Miroslav Klose – muss hier kurz vorbei, muss zur Pressekonferenz“, nach dem Spiel Ulm gegen Nürnberg in den dafür geschaffenen Container. Dort sitzt er auf dem PK-Podium und gibt auch auf unsere Frage von ulm-news souverän und freundlich Antwort: www.youtube.com/watch?v=bqQm30kLCFM
Er geht auch mit der turbulenten Schlussphase gestern beim äußerst glücklichen Sieg in Ulm abgeklärt um, auch mit dem Sturm einiger Ulmer Ultras auf die Tartanbahn und mit dem provokanten Jubel seiner Mannschaft nach dem recht zweifelhaften Elfer (samt Wiederholung) in der Nachspielzeit. „Muss nicht sein, beides nicht - das klären wir auf der Rückfahr im Bus“, sagt er dazu - er im Bus - nicht im Sportwargen - wäre er 1 Std. früher bei der Familie.
Er – Miroslav Klose – einstmals Star-Stürmer ohne jegliche Star-Allüren. Weiß nicht, ob er je so einen Elfer geschunden hätte wie gestern sein Spieler, einfach clever mitgenommen – er, Miro Klose, auf seinen Stationen beim FC Homburg (Amateure) 1. FCK (Kaiserslautern, Amateure und später bei den Profis), Werder Bremen, Bayern München oder Lazio Rom? Nein, hätte gar nicht und nie nötig gehabt – in all den 16 Profijahren nicht.
Nein, im Trikot von Lazio Rom ließ er vom Schiedsrichter ein Tor zurücknehmen, weil er es mit der Hand erzielt hatte, sammelte nach dem Training die Bälle ein - kein Jugendspieler, sondern er als Weltmeister! Als er für Bremen stürmte, gab er einmal zu, dass er nicht gefoult worden war und der Schiedsrichter nahm einen Elfmeterpfiff zurück, schrieb einst die "Zeit" in einem Portrait.
Gestatten: Miro Klose. Auch nie einen Elfer geschunden in seinen 137 Länderspielen, dabei 71 Tore erzielt, hey: er ist die zweitmeist eingesetzte Spieler-Kraft nach „Loddar“ Matthäus (150 Einsetze) für die Deutsche Nationalmannschaft. Klose spielte nie für eine Junioren-Nationalmannschaft, packte seinen Weg selbst und mit harter Arbeit.
Mit 16 Treffern ist Miro Klose WM-Rekordtorschützenkönig. Beim 7:1 im HF beim WM-Triumpf 2014 gegen Brasilien traf er dort zum 16. Mal (damals das 2:0) – und in der nächsten Einblendung war ein gewisser Ronaldo („el phenomeno“) auf der Tribüne zu sehen. Dem WM-Sieger von 2002 hat er den Titel damals abgeknöpft. „Schwamm drüber“, sagt Miro Klose, „wen interessiere das heute noch? Wir leben doch im Hier und Jetzt.“
Und da erkennt man seine Triebfeder: Im Hier und Jetzt – wie gestern gegen die Ulmer Spatzen – arbeitet er mit und an seiner Mannschaft, dem 1. FC Nürnberg, „Es war ein sehr aufreibendes, emotionales Spiel“, sagte Klose. „In der Schlussphase war es sehr wild. Heute waren wir der glückliche Gewinner. Wir wissen, wie wichtig die Punkte sind. Aber es ist noch nicht das, was ich von meiner Mannschaft sehen möchte.“
Er möchte weiterkommen, Spieler entwickeln, mit einer Mannschaft, bei der bis auf Robin Knoche (VfL Wolfsburg, Union Berlin) kein Profi, aber auch nach echt sehr langem Nachdenken, kein Profi bekannt ist, aber schon überhaupt keiner.
Klose, mittlerweile 46 Jahre alt, müsste das alles nicht machen - es sich nicht nicht antun, sozusagen. Transfermarkt.de schaut genau hin und weiß über Klose, dass dieser ein Vermögen von rund 33 Millionen Euro besitzt. Er könnte auch von diesem und von den Miteinnahmen seiner bestimmt acht bis 15 Mehrfamilienhäuser bequem auskommen, könnte mit Frau und den Zwillings-Söhnen (19 Jahre alt) locker in den Tag hineinleben und ein paar PR-Termine und Golf-Turniere im Jahr bestreiten, aber Kose geht den – für ihn – eher unbequemen Weg, absolvierte die Trainerausbildungen, wird B-Jungendtrainer (U 15) beim FC Bayern, wird dann einer der Co-Trainer, übernimmt den Chef-Posten beim SCR Altach (Österreich), scheitert dort krachend und ist nun Trainer bei einem der, ja dem Traditionsverein im Deutschen Fußball, beim Club in „Neernbergch“ allmächd – einstmals Deutscher Rekord-Meister und Pokalsieger (bevor die Bayern alles pulverisierten) 9mal Deutscher Meister, 3 Pokalsiege – mit dem Kunststück, 1968 Deutscher Meister geworden und in der Saison drauf als Meister abgestiegen zu sein. Selbst Meister-Trainer Max Merkel hat diese Schmach schon damals job-mäßig nicht überlebt - und sich der „Club“ von seinen eigenen Fans das Attribut eingehandelt: „Der Club is a Depp“.
Mehr „Vereinsliebe“ geht nicht, fahr einmal durch schwarz-rot beflaggte Frankenland, mehr Tradition auch nicht – und mehr professionelle Grundlagen ebenfalls nicht, denn wer einmal ob dieser Tradition das Trainingsgelände der „Clubberer“ besucht hat, der bekommt mindestens zwei Tränen ob der Zweitligazugehörigkeit in die Augen und erahnt, wo der Club eigentlich herkommt: dorten am Valznerweiher, mit zehn super-genialen Plätzen, mega Club-Haus und Geschäftsstelle mit einem tollen kleinen, aber feinen Club-Museum: Wer kennt noch Dieter Eckstein, oder Marek Mintal, der in den 2005 die Torjägerkanone als Bundesliga-Torschützenkönig bekommen hat, oder war Stephan Kießling vor Leverkusen noch bei einem anderen Verein? – ja, beim Club. Und erst Andreas Köppke; Keeper der 1996-EM-Sieger-Mannschaft. Einfach herrlich.
Ein Schwimmbad ist anbei (das hat man ja mit dem SSV Ulm 1846 gemein, ohne Zusatz „Fußball“, sondern mit dem Ulmer Gesamtverein), ein tolles Hotel ebenfalls, schöne Restaurationen (klasse Biergarten) und dem NLZ – Nachwuchsleistungszentrum genannten „Fußballschule des 1. FC Nürnberg“.
Das Nürnberger Umfeld hat in den vergangenen Wochen schon leicht Schnapp geatmet – 0:4 Klatsche zuhause im Max-Morlock-Stadion gegen Magdeburg, holpriger Saisonstart. Morlock, damals sogenannter „Halbstürmer“ der WM-Siegermannschaft von 1954, das Stadion hat 50.000 Plätze und hieß lange Frankenstadion. Darin tun sich die Clubberer derzeit schwerer als auswärts.
„Allmächd“ - früher hätte Miro Klose beim nächsten Tor einen Vorwärtssalto gemacht, un ddie Kritiker Lügen getraft, aber das liebe Kreuz – und außerdem sitzt er ja jetzt an der Seitenlinie (meistens steht er) und nicht im Fernsehsessel.
Tradition schießt bekannterweise keine Tore, das weiß auch Miro Klose, und für diese Phrase zahlen wir auch gerne 3 Euro ins Doppelpass- Phrasenschwein. Versprochen. Sein Job beim Club in der zweiten Liga ist also kein Selbstläufer, ganz und gar nicht.
Miro Klose ist ein angenehmer Zeitgenosse, immer höflich, zuvorkommend, aber extrem zielstrebig und ehrgeizig. „Ich will dem Fußball etwas zurückgeben – denn er hat mir alles gegeben, was ich heute bin.“ Und davor haben wahrscheinlich nicht nur wir von ulm-news höchsten Respekt und Miro Klose unsere ganze Hochachtung.










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