Ulm News, 04.05.2024 10:00
Mähfreier Mai: Mehr Natur im Garten
Wer weniger mäht, ist glücklicher. Denn wo Blüten wachsen dürfen, finden Insekten mehr Nahrung, und Vögel damit auch. Es gibt mehr Vielfalt für ein Bad in der Natur, deren Besuch nachweislich hilft, gesund zu bleiben. Auch die Nachbarschaft freut sich, wenn es summt und zwitschert statt lautstark röhrt. Weil die Biodiversität bedroht ist, brauchen wir zudem mehr Flächen, auf denen die Natur sich entfalten kann. Warum nicht direkt vor der Haustüre, im eigenen Garten, damit starten.
Selbsttest machen und Natur genießen
„Einfach weniger radikal rupfen und nicht ständig mähen, dann kommt die blühende Natur von ganz alleine“, weiß NABU-Gartenexpertin Aniela Arnold. Auf selten gemähten Grünflächen wandern weiße Gänseblümchen, gelber Löwenzahn, Gamander-Ehrenpreis in blaulila oder die vielfarbige Zaunwicke ein. Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge tanken dort Nektar. „Machen Sie den Selbsttest und werden Sie Teil der aus England stammenden NoMowMay-Bewegung“, lädt Arnold zum Mitmachen ein. Einfach Rasen und Wiese über den Sommer wachsen lassen und nur die Wege kurzhalten. Wer weniger mäht, kann mehr Natur genießen und hat weniger Stress. Solche Flächen sind zudem gute Spots für die nächsten beiden NABU-Mitmachaktionen „Insektensommer“ und „Stunde der Gartenvögel“ (Infos siehe unten).
Weniger mähen zaubert bunte Gärten
Während manche Flächen in der freien Landschaft wie etwa magere Wildblumenwiese bereits Ende Mai oder Anfang Juni erstmals gemäht werden, um die Artenvielfalt zu erhalten, zielt der „Mähfreie Mai“ vor allem auf mehr Gelassenheit im Garten ab. Weniger Golf- und mehr Wildkräuterrasen ist das Ziel. Dafür bleiben Rasenmäher, Elektrosensen, Freischneider und Rasenscheren einfach ungenutzt den ganzen Mai im Keller oder Schuppen. „Manche scheinen mit ihren Rasenmähern Bonusmeilen sammeln zu wollen, so viel sind sie damit unterwegs. Aber für den Bonus an Natur braucht es mehr Stand- und weniger Laufzeiten der Geräte“, so Aniela Arnold. Das gelte auch für Kommunen: „Werden öffentliche Grünflächen, Böschungen, Weg- und Straßenränder weniger gemäht, spart das Zeit und Personal und fördert zugleich die Artenvielfalt – weniger ist mehr.“
Blüten locken Insekten an
In wilden Gartenecken wächst die Große Brennnessel und ernährt die Raupen vom Kleinen Fuchs und Tagpfauenauge. „Alle lieben diese wunderschönen Tagfalter, viele mähen trotzdem die Brennnesseln ab. Machen Sie mit beim Mähfreien Mai und lassen Sie wilde Ecken stehen“, rät Arnold.
Manche Gartenbesitzerinnen und -besitzer mögen sich sorgen, dass sie mit ihrem Rasenmäher nicht mehr durchs Dickicht kommen, wenn sie nicht alle zwei Wochen mähen. Und dass der Garten ungepflegt erscheinen könnte. Doch auch dafür gibt es Lösungen: „Halten Sie Laufwege und Ränder kurz, das wirkt gleich viel aufgeräumter. Die entstehenden Blumeninseln lassen sich mit einer Sense zwei bis drei Mal im Jahr kürzen. Dabei gerne zeitversetzt arbeiten, dann haben Insekten Fluchtpunkte. Alternativ lässt sich ein vielfältiges Staudenbeet anlegen, das gut für Insekten und pflegeleicht ist“, so NABU-Expertin Arnold.
Natürliches Vogelfutter wachsen lassen
„Fast alle unsere Gartenvögel verfüttern proteinreiche Insekten an ihren piependen Nachwuchs. Wer Insekten schützt, hilft auch Kohlmeise, Gartenrotschwanz oder Kleiber, damit ihre Jungen groß und satt werden“, ergänzt NABU-Ornithologin Alexandra Ickes. Ein akrobatischer Insektensammler ist der Kleiber: Er klettert bei der Nahrungssuche vom Stammfuß bis in die Wipfelzweige, forscht aber auch am Boden nach Insekten. Sein gedrungener Körperbau mit dem kurzen Schwanz hilft ihm, blitzschnell auch kopfüber an Baumstämmen entlangzulaufen.
Andere Vögel holen sich die Samen von Wildpflanzen: „Vor allem unsere Finkenvögel profitieren von selten gemähten Gärten, wo sie feine Sämereien an Kräutern, Gräsern und Stauden picken können“, führt NABU-Vogelkennerin Ickes aus. Besonders in der Brutzeit sind solche natürlichen Futterquellen begehrt. Spatzenfamilien nutzen Getreidesamen, aber auch Insekten. Gimpel fressen neben Insekten kleine Sämereien wie Brennnesselsamen.
Der Grünfink mag halbreife und reife Samen von Gräsern und Kräutern, die er zum Teil auch an Nestlinge verfüttert. Der Distelfink ernährt seine Küken weitgehend mit Sämereien von Löwenzahn, Disteln, Kratzdisteln, Flockenblumen, auch Blattläuse sind willkommen. Auch der Girlitz nutzt kleine Sämereien. „Wird weniger gemäht, belohnt die Natur uns mit kostenfreiem Sommervogelfutter, das ganz natürlich im Garten wächst“, betont Ickes.




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