ulm-news.de

Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
Sie sind hier: ulm-news Startseite  Nachrichten

Ulm News, 12.06.2023 16:57

12. June 2023 von Thomas Kießling
0 Kommentare

Studie der Universität Ulm: Glyphosat schädigt Embryonen von Amphibien


Aktuell wird auf EU-Ebene über eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat beraten. Die Ergebnisse einer aktuellen Ulmer Studie zu Glyphosat, das in vielen Unkrautvernichtern zur Anwendung kommt, sind daher sehr brisant. Denn die  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Ulm kamen zu dem Ergebnis, dass dass Glyphosat auch als Reinstoff zu Fehlbildungen und Verhaltensänderungen bei Krallenfrosch-Kaulquappen führt – und zwar bei Konzentrationen, wie sie in vielen Ländern weltweit in der Natur nachweislich zu finden sind. Die Forschenden vermuten hier einen Zusammenhang zum weltweiten Amphibiensterben. 

Glyphosat schädigt Embryonen von Amphibien. Der als Unkrautvernichter verwendete Wirkstoff führt bereits in niedrigen, deutlich unter den in der Natur gemessenen Konzentrationen zu sichtbaren Defekten bei Kaulquappen des südafrikanischen Krallenfrosches (Xenopus laevis). Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Universität Ulm auch in ihrer zweiten Glyphosat-Studie. Während in der ersten Studie von 2022 entwicklungsbiologische Effekte eines Glyphosat-basierten Herbizids untersucht wurden, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer neuen Arbeit die Wirkung von Glyphosat als Reinstoff analysiert und sind dabei auf vergleichbare Fehlbildungen an Herz und Gehirn gestoßen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse jüngst in der Fachzeitschrift Ecotoxicology and Environmental Safety.

Kürzere Körper, kleinere Augen, missgebildete Hirnnerven, dazu kommen verkleinerte Herzen und ein verlangsamter Herzschlag. So unterscheiden sich Krallenfrosch-Kaulquappen, die mit Glyphosat behandelt wurden, laut einer neuen Ulmer Studie von ihrer unbehandelten Kontrollgruppe. „Ein weiterer Unterschied: Die dem Herbizid-Reinstoff ausgesetzten Kaulquappen zeigen ein verändertes Schwimmverhalten“, erklärt Professorin Susanne Kühl vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Ulm, die die Studie koordiniert hat. Je höher die Glyphosat-Konzentration, desto unruhiger bewegen sich die schwimmfähigen Krallenfroschembryonen und legen dabei messbar längere Strecken zurück.

Über 14 Tage hinweg wurden die Krallenfroschembryonen unterschiedlich konzentrierten Glyphosat-Lösungen ausgesetzt. Die Embryonen entwickeln sich dabei vom 2-Zell-Stadium bis zur Kaulquappe. Getestet wurden Glyphosat-Konzentrationen von 0,1 mg/l, 10 mg/l, 97 mg/l bis hin zu 243 mg/l sowie weitere Zwischenstufen „Wir haben uns insbesondere bei den Detailanalysen an Größenordnungen orientiert, wie sie weltweit auch in natürlichen Gewässern zu finden sind“, erläutert Kühl. Während in Europa Glyphosat-Konzentrationen zwischen 0,0025 mg/l (Deutschland), 0,086 mg/l (Frankreich) und 2,46 mg/l (Portugal) gemessen wurden – wie entsprechende Studien zeigen – erreichen Gewässer in Ländern wie China mit 15,21 mg/l und Argentinien mit 105 mg/l Spitzenwerte.
„Überraschend für uns war, dass einige Defekte bereits bei der niedrigsten Konzentration auftraten, die wir getestet haben, also bei 0,1 mg/l. Das sind Konzentrationen, die in natürlichen Gewässern in vielen Ländern teils mehrfach überschritten werden“, sagt Hannah Flach, Doktorandin am Institut für Biochemie und Molekularbiologie und Erstautorin der Studie.

Das fünfköpfige Forschungsteam, zu dem auch Professor Matthias Liess gehört, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) das Department für System-Ökotoxikologie leitet, konnte in der Studie nicht nur nachweisen, dass Glyphosat Entwicklungsdefekte in Form von morphologischen Veränderungen und Verhaltensmodifikationen hervorruft. Die Forschenden konnten auch erste Hinweise auf einen möglichen molekularen Mechanismus finden: Das Glyphosat hemmt die Aktivität eines wichtigen Gens, das für die Herzentwicklung eine entscheidende Rolle spielt. „Die verminderte Schlagfähigkeit der Herzen von Kaulquappen, die mit dem Herbizid-Wirkstoff behandelt wurden, könnte damit in Zusammenhang stehen&a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;amp;a mp;ldquo;, resümiert Kühl.
Der südafrikanische Krallenfrosch ist ein fest etablierter Modellorganismus der entwicklungsbiologischen Forschung, da Erkenntnisse aus Experimenten mit Xenopus laevis in großer Breite auf andere Organismen übertragbar sind.

Glyphosat-basierte Herbizide wirken giftig auf viele Tiere 

Die Ulmer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen aufgrund ihrer Ergebnisse und der Befunde ähnlicher Untersuchungen davon aus, dass Herbizide wie Glyphosat zu den Hauptursachen des weltweiten Amphibiensterbens gehören könnten. Dass Glyphosat beziehungsweise Glyphosat-basierte Herbizide auch toxisch auf andere Tierarten wie Fische, Krustentiere und Muscheln, aber auch auf Insekten und Säugetiere wirken, zeigen zahlreiche empirische Belege aus anderen wissenschaftlichen Untersuchungen. Zu den festgestellten Effekten gehören erhöhte Sterberaten, Wachstumsdefekte, Organschäden und Verhaltensstörungen. „All diese Evidenzen sprechen dafür, dass dieses Herbizid breite Auswirkungen auf die Tierwelt hat und für Lebewesen neu bewertet werden muss“, meint Professorin Susanne Kühl. Im Zusammenhang mit den bereits bekannten Befunden anderer Arbeitsgruppen hat also auch die neue Ulmer Studie eine gewisse Brisanz: Aktuell wird auf EU-Ebene über eine mögliche Verlängerung der Zulassung für Glyphosat und darauf basierter Herbizide beraten.



Stauferkrone 2026Ulmer Zelt 2024-1Cube Store Ulm - Banner kleinUlm-newsSparkasse NU

Termine & Kino

weitere Termine
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
Apr 18

Tragischer Unfall am Bahnübergang Blaustein - ein 24-Jähriger Mann stirbt
Tödliche Verletzungen erlitt ein 24-jähriger Mann am Donnerstagmittag in der Bausteine Stadtmitte, als...weiterlesen


Apr 20

Weiterer tragischer Unfall an Bahnübergang - 22-Jähriger wird von Zug erfasst und stirbt
Zu einem tragischen Unfall wurden Polizei und Rettungskräfte am Freitag gegen 18.35 Uhr zum Bahnübergang...weiterlesen


Apr 14

Fahrer schanzt über Kreisverkehr in Blaustein - schwer verletzt
Gestern Nachmittag ( Samstag, 12. April 2025) fuhr ein 64-jähriger BMW Fahrer auf der...weiterlesen


Apr 17

Fußballplatz in Lehr birgt unter sich ein Geheimnis
Im vergangenen Sommer mäht Thomas Droll, wie so oft, den Rasen auf dem Spielfeld des SC Lehr. Und, wie so...weiterlesen


Apr 16

Brand im Döner-Imbiss in Senden
Hoher Sachschaden entstand heute Morgen (Dienstag, 15. April 2025) bei einem Brand in einem türkischen...weiterlesen


Apr 16

76-Jährige nach Auseinandersetzung mit Tochter verstorben
Am Dienstagmorgen (14.04.2025) teilte eine 42-Jährige der Polizei mit, dass sie ihre 76-jährige Mutter...weiterlesen


Apr 12

22-Jähriger am Bahnhof niedergeschlagen - Polizei sucht Zeugen
Bereits am Dienstag, 8. April 2025, kam es am Bahnhof in Heidenheim zu einer gefährlichen...weiterlesen


Apr 18

Der Lebendige Kreuzweg zieht an Karfreitag durch die Doppelstadt
Am Karfreitag, 18. April 2025 – 18.00 bis 21.00 Uhr, wird Ulm und Neu-Ulm zur einzigartigen...weiterlesen



Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu

 
© ulm-news.de, Nachrichten für Ulm und Umgebung   KONTAKT | FAQ | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ | Cookie Einstellungen anpassen nach oben