Ulm News, 16.02.2023 10:44
Angst wegen falscher Warnung vor Erdbeben
Nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien mit mehr als 37.000 Todesopfern stellen sich selbstverständlich zurzeit viele die Frage: Wie hoch ist die Erdbebengefahr eigentlich in Deutschland? Diese Sorge beflügelte am Mittwoch offenbar eine Falschmeldung über ein bevorstehendes schweres Erdbeben und führte zu Panik.
Am Mittwoch verbreitete sich besonders in Nordrhein-Westfalen eine Falschmeldung über ein bevorstehendes schweres Erdbeben. Die Polizeileitstellen im ganzen Bundesland erhielten viele Anrufe von Menschen, die Angst vor einem bevorstehenden Beben hatten. In Teilen von Köln und Duisburg rannten sogar rund 1000 Menschen auf die Straßen – aus Angst vor einstürzenden Gebäuden.
Am Dienstagnachmittag gab es in Rumänien ein Erdbeben der Magnitude 5,6. Passiert ist aber kaum etwas. Vermutlich haben Menschen aus Rumänien ihre in Deutschland wohnenden Verwandten gewarnt, dass hier so etwas auch passieren könnte. Zudem wurden in der Nacht wohl Videos auf TikTok veröffentlicht, die explizit vor einem bevorstehenden Beben warnten – sogar mit Zeitangaben.
WetterOnline hat zeitgleich und völlig unabhängig davon auf diversen Social-Media-Kanälen ein Video über die generelle Erdbebengefahr in Deutschland veröffentlicht. „Sachlich und inhaltlich war dieses Video völlig korrekt. Es sollte zeigen, dass es auch in Deutschland Regionen gibt, in denen eine gewisse Erdbebengefahr besteht. Ein Fehler war es hingegen, einen Sirenenton als Untermalung zu wählen. Sirenen sollen vor einer akuten Gefahr warnen und suggerieren: Achtung! Gefahr! Wenn wir damit bei Menschen Angst geschürt haben sollten, dann entschuldigen wir uns in aller Form dafür”, so Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline.
Insgesamt gab es offenbar viele unterschiedliche Quellen, die dann binnen weniger Stunden zu einem Schneeballeffekt führten. Eine Aussage, wann und wo genau die Erde beben wird, lässt sich im Detail nicht treffen. Mit der Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Erdbeben in den verschiedenen Teilen Europas beschäftigt sich ein besonderer Wissenschaftszweig. In Deutschland gibt es Regionen, die geologische Voraussetzungen für Erdbeben haben und in denen es in jüngster Vergangenheit auch bebte.
Das Beben von Albstadt auf der Schwäbischen Alb
Am 16. November 1911 erschütterte das stärkste Erdbeben der jüngsten Zeit den Südwesten Deutschlands. Es erreichte eine Magnitude von 5,8 in Albstadt auf der Schwäbischen Alb. Das sind zwar nur zwei Punkte unter dem Beben in der Türkei mit einer Magnitude von 7,8, aber die Energie des Bebens in Anatolien war 100-mal höher. Trotzdem richtete das Beben auf der Schwäbischen Alb zum Teil erhebliche Sachschäden in Süddeutschland an. Mindestens 6250 Gebäude waren betroffen. Die Bauvorschriften sind dort jetzt entsprechend so hoch, dass Gebäude Erdbeben in dieser Größenordnung überstehen müssen. Sollte es erneut starke Erschütterungen geben, gäbe es voraussichtlich weniger Schäden als damals. Am 3. September 1978 kam es östlich von Albstadt erneut zu einem Erdbeben mit einer Magnitude von 5,7.
Erdbeben im Westen von Deutschland
Im Westen des Landes sind stärkere Erdbeben ebenfalls möglich. Westlich von Köln liegt der Erftsprung, ein mächtiger geologischer Bruch, also eine tektonische Zerreiß- oder Bruchstelle im Gestein. Laut dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ liegen in der Niederrheinischen Bucht Erdbeben mit einer Stärke von 6,5 durchaus im Bereich des Möglichen.
Am 13. April 1992 erschütterte das sogenannte Erdbeben von Roermond mit der Magnitude 5,9 die Niederlande und Deutschland. Das Beben ereignete sich im Nordwesten der Niederrheinischen Bucht. Durch dieses stärkste Beben in der Region seit 1756 gab es viele Verletzte und erheblichen Sachschaden.
GFZ-Experte für historische Erdbeben, Gottfried Grünthal, sagt: “Statistische Analysen zeigen, dass in der Niederrheinischen Bucht etwa alle 100 bis 300 Jahre mit einem Beben der Stärke 5,5 zu rechnen ist. Mit einem Beben der Stärke 6,5 ist etwa alle 1000 bis 3000 Jahre zu rechnen.”
Nach einer Risikoanalyse für den Katastrophenschutz aus dem Jahr 2020 würden dabei zum Beispiel in Köln viele Gebäude stark beschädigt werden. “Gebäude mit älterer Bausubstanz werden voraussichtlich besonders betroffen sein. Von den geschätzten 170.000 Wohngebäuden in der Stadt könnten nach unseren Berechnungen mehr als 10.000 mäßige bis schwere Gebäudeschäden erleiden”, erklärt Cecilia Nievas, Wissenschaftlerin vom GFZ.







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