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Ulm News, 17.02.2023 08:00

17. February 2023 von Thomas Kießling
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Vor 80 Jahren: NS-Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst hingerichtet


Am 22. Februar 1943 sind die Geschwister Hans und Sophie Scholl aus Ulm sowie Christoph Probst von den Nationalsozialisten in München hingerichtet worden. Die drei Mitglieder der Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" waren vier Tage zuvor am 18. Februar 1943 beim Verteilen von Flugblättern gegen die Nazis in der Universität in München vom Hausmeister entdeckt und der GESTAPO übergeben worden. In einem Schauprozess wurden sie zum Tode verurteilt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte kürzlich bei einer Gendenkfeier in München den Widerstand und den Willen der Mitglieder der Gruppe "Weiße Rose". 

„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln,“ sagte Sophie Scholl vor ihrer Hinrichtung. Sophie Scholl wurde nur 21 Jahre alt.
Kurz nach seiner Schwester wurden der 25-jährige Hans Scholl und der ein Jahr jüngere Christoph Probst von den Nazis in München hingerichtet. Sophie Scholl war vier Tage zuvor verhaftet worden. Die Studentin aus Ulm hatte NS-Regime kritische Flugblätter im Lichthof der Münchner Universität verteilt, vom Hausmeister erwischt und der GESTAPO übergeben worden. Danach wurden weitere Mitstreiter der "Weißen Rose" verhaftet, darunter ihr Bruder Hans Scholl und Christoph Probst.
„Freiheit!“ Mit diesem Ausruf schritt Hans Scholl am 22. Februr 1943 gegen 17 Uhr im Vollstreckungsgefängnis München-Stadelheim zum Schafott, um seiner Schwester Sophie in den Tod zu folgen.
Nur wenige Stunden zuvor hatte Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofes, Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst in einem Schnellverfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. Die Drei hatten der Widerstandsgruppe Weiße Rose angehört, deren Mitglieder Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf in einem weiteren Prozess am 19. April ebenfalls abgeurteilt und Monate später hingerichtet worden sind.

Bundespräsident Steinmeier: Sie bezahlten ihren Mut mit dem Leben

"Achtzig Jahre sind vergangen, seitdem die ersten Mitglieder der Weißen Rose hingerichtet wurden. Ihr Widerstand, ihre Aktionen reizten das Nazi-Regime aufs Äußerste. Am 18. Februar 1943 gerieten sie in die Fänge der Machthaber – an jenem Tag also, an dem Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast seine berüchtigte Rede zum "totalen Krieg" halten sollte. An diesem 18. Februar legten Sophie und Hans Scholl das sechste Flugblatt hier in der Universität aus – es sollte das letzte sein. Die restlichen Exemplare ließen sie in den Lichthof hinunterflattern. Jakob Schmid, der Schlosser und Hausmeister der Universität, beobachtete sie, hielt sie fest und informierte den Rektor, den SS-Mann Walther Wüst. Sophie und Hans Scholl wurden der Gestapo übergeben. Wenig später wurde auch Christoph Probst verhaftet", sagte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier im Rahmen einer Gedenkveranstaltung für die Widerstandsorganisation "Weiße Rose" in Münschen.  Steinmeier ergänzte: "Hitlers Blutrichter Roland Freisler reiste mit seinem sogenannten Volksgerichtshof eigens von Berlin nach München und verhängte, rasend in seinem Furor, die Todesurteile. Hochverräterische Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung, lautete die Anklage. Das Urteil sollte alle abschrecken, die ähnliche Gedanken oder Überzeugungen haben mochten. Es wurde noch am selben Tag vollstreckt, mit dem Fallbeil. Ein zweiter Prozess fand wenige Wochen später im April statt, gegen Alexander Schmorell, Willi Graf, den Hochschullehrer Kurt Huber und elf weitere Mitglieder der Weißen Rose. Auch Schmorell, Graf und Huber wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Hans Leipelt wurde noch 1945 ermordet".  

"Wir brauchen eine Demokratie, die wehrhaft ist"

Frieden, Freiheit, die Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Einzelnen – diese Werte leiteten damals die Weißen Rose. "Sie sind heute das Fundament unserer freiheitlichen Demokratie", so der Präsident. 
"Aber selbstverständlich ist auch die Demokratie nicht! Und schon gar nicht ist sie auf Ewigkeit garantiert. Wir leben in einer Zeit, in der die liberalen Demokratien stärker angefochten, ja angegriffen werden, von innen wie von außen. Das ist die große Herausforderung unserer Zeit. Und genau diese Herausforderung macht das, wofür die Weiße Rose eintrat, für unsere Gegenwart so drängend aktuell: Ihr Kampf für Freiheit und Menschenwürde geht uns auch heute etwas an. Die Verantwortung jedes Einzelnen in der Gesellschaft: Sie geht uns auch heute etwas an" mahnte er und spannte den Bogen in die Gegenwart: "Widerspruch, der ist nötig in der Demokratie. Aber es gibt kein Recht auf den Gebrauch von Gewalt gegen demokratisch getroffene Mehrheitsentscheidungen. Wer dafür heute in unserem Land ein Recht auf Widerstand gegen demokratische Institutionen für sich reklamiert, der missbraucht diesen Begriff; mancher missbraucht in seinem identitären Wahn oder nationalistischen Taumel sogar die Namen derer, die unter Lebensgefahr Widerstand leisteten. Das schändet Erbe und Ansehen all jener, die im Widerstand gegen die Barbarei des Nationalsozialismus ihr Leben geopfert haben. Unsere Demokratie, unsere Gesellschaft ist heute herausgefordert wie seit Langem nicht. Die Rückkehr des Krieges nach Europa und der offensichtliche Versuch einer geopolitischen Neuordnung nach alten Mustern, nach Mustern des Kalten Krieges, aber auch die Folgen der Pandemie und die Bekämpfung des Klimawandels: Es ist ein gewaltiger Umbruch und Umbau, vor dem wir stehen".

Gegen Hass und Hetze

Man müsse auch an die Machtergreifung Hittlers vor 90 Jahren erinnern, so Steinmeier. "In der Bundesrepublik Deutschland sollte es Verfassungsgegnern nicht noch einmal gelingen können, die Demokratie im Innersten anzugreifen. Unsere Demokratie hat scheinbar starke Instrumente zur Verfügung, um Angriffe von Extremisten abzuwehren: die Möglichkeit, verfassungsfeindliche Parteien und Vereine zu verbieten; Grundrechte werden verwirkt, wenn sie zum Kampf gegen die Demokratie missbraucht werden; die Ewigkeitsklausel, die eine legale Abschaffung der Demokratie ausschließen soll; den Verfassungsschutz. Und dennoch ist auch unsere Demokratie in den vergangenen Jahren stärker unter Druck geraten". Auch in Deutschland hätten Rechtspopulisten und identitäre Extremisten Zulauf. "Auch in unserem Land nehmen Hass und Hetze zu, vor allem im Netz".

Deutschland kenne Hass auf Minderheiten. Auch Deutschland sei in den vergangenen Jahren von rassistischen und antisemitischen Anschlägen erschüttert worden. Auch in Deutschland werden, so Steinmeier, "Kommunalpolitiker, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Mitglieder der Gemeinderäte angefeindet und tätlich angegriffen, zum Aufgeben gezwungen, manche sogar mit dem Tod bedroht. Und auch in unserem Land gibt es verfassungsfeindliche rechtsextreme Gruppierungen, die das sogenannte "System" stürzen wollen, haben die alten Kampfbegriffe der Demokratiefeinde wie "Altparteien" und "Systemparteien" wieder Konjunktur". Hier schließe sich der Kreis. "Der Kampf der Weißen Rose für Frieden, Freiheit und Menschenwürde, ihr Appell an jede und jeden Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen, das ist ihr Vermächtnis und ihr Auftrag auch an uns, die wir in einer Demokratie leben". "Sorgen Sie mit dafür, dass nie wieder in Deutschland junge Menschen ihr Leben opfern müssen für Freiheit und Humanität", appellierte Steinmeier eindringlich an die Studierenden und Teilnehmer der Gedenkfeier an der Universität in München. 

Am 22. September 1918 wurde Hans Scholl in Ingersheim, heute Teil von Crailsheim, am 9. Mai 1921 wurde seine Schwester Sophie Scholl in Forchtenberg geboren. Im Jahr 1932 zog die Familie Scholl nach Ulm, wo Vater Robert Scholl eine Kanzlei als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater betrieb. Robert Scholl war nach dem Krieg Oberbürgermeister von Ulm. 

In Ulm verbrachten die sechs Kinder der Scholls ihre Jugendzeit. Die Geschwister setzten sich später in der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" zusammen mit anderen Studenten gegen die Nazi-Herrschaft ein.

In Ulm erinnern eine Gedenkstätte in der Volkshochschule, eine Gedenkstele auf dem Münsterplatz (vor der Deutschen Bank) und Büsten der Geschwister Hans und Sophie Scholl im Stadthaus an die mutigen, jungen Widerstandskämpfer.



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