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Ulm News, 11.07.2022 18:39

11. July 2022 von Thomas Kießling
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Fachkräftemangel in der Pflege: Ursachen und Lösungsansätze


Fachkräftemangel in der Pflege - Ursachen und Lösungsansätze Die Pflege ächzt unter der Personalnot. Das kann Patientenleben kosten, vor allem in der Intensiv- und Notfallmedizin. Streikende wehren sich gegen Überlastung, Personalmangel und schlechter Bezahlung. Sie sprechen von einer weichen Triage, wenn in der Hektik des Alltags entschieden werden muss, welcher Patient zuerst versorgt werden kann. Kann der Fachkräftemangel wirklich effektiv bekämpft werden? 

Ursachen des Fachkräftemangels in der Pflege

Grundsätzlich gibt es viele Interessierte Jugendliche, die sich in Pflegeberufen ausbilden lassen wollen. Doch sie werden teilweise in der Ausbildung schon so desillusioniert, dass sie direkt im Anschluss nach einer anderen Berufsausbildung suchen. Doch selbst wer seine Ausbildung erfolgreich absolviert, gibt aus verschiedenen Gründen nach einer gewissen Zeit im Beruf auf. Die durchschnittliche Verweildauer in Pflegeberufen beträgt nur etwas über 13 Jahre in der Krankenpflege und keine 9 Jahre in der Altenpflege (Quelle Techniker Krankenkasse).
Wie immer bei der Mittelwertberechnung kann ein 100-jähriger 99 Säuglinge zu Erwachsenen werden lassen. Entsprechend erhöhen die wenigen, die ihr ganzes Berufsleben in der Pflege arbeiten, die Durchschnittswerte stark, während die, die nach der Ausbildung gar nicht erst anfangen, schon komplett aus der Statistik rausfallen. Ausländischen Pflegekräften wird es sehr schwer gemacht, in Deutschland Fuß zu fassen. In Deustchland gibt es derzeit die Generalistische Pflegeausbildung. In Europa und der Welt gibt es viele Länder, in denen Pflege studiert werden muss.
Das sollte eigentlich schon per se für eine sehr gute Qualifizierung sprechen, trotzdem müssen interessierte Fachkräfte aus dem Ausland hier Zusatzprüfungen machen oder ihren Abschluss komplett neu erwerben. Neben den sprachlichen Barrieren, macht vielen zu schaffen, dass sie nicht verantwortungsvoll arbeiten dürfen, obwohl sie teilweise sogar besser qualifiziert sind, als die Fachkräfte, die in Deutschland ausgebildet wurden. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass die Zahl der zu Pflegenden zunimmt.
Wohlstandserkrankungen der westlichen Gesellschaft, höheres Alter oder auch Unfälle aufgrund riskanter Freizeitbeschäftigungen oder im zunehmenden Straßenverkehr stellen Pflegekräfte vor große Aufgaben. Die Wirtschaftlichkeit vieler Kliniken ist nicht gegeben, so dass für ärztliche Betreuung lange Wege und Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen. Die Versorgung im ländlichen Raum ist seit Jahrzehnten eklatant und kaum kurzfristig zu verbessern. Steigt die Zahl der zu Pflegenden, steigt der Bedarf an Pflegepersonal. Diese Schere scheint aber immer weiter aufzugehen. Die Arbeitszeiten in der Pflege sind aus mehrfacher Sicht schwierig. Familien stehen vor großen Problemen, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht. Doch auch Singles sind den ständigen Überstunden, Schichtwechseln und Wochenenddiensten nicht immer gewachsen. Nicht jeder kann nach Nachtdiensten erholsam schlafen oder möchte auf Treffen mit Familie und Freunde zu Feiertagen verzichten. Pflege ist 24 Stunden am Tag an 7 Tagen der Woche zu gewährleisten, was Pflegende an ihre Grenzen bringt und von Pflegeempfängern und ihren Angehörigen nicht ausreichend honoriert wird.

Lösungsansätze für effektive Fachkraftakquise

Eine schnelle Lösung ist undenkbar. Es sind kreative Ideen gefragt, wie Fachkräfte zu gewinnen sind. Dazu zählt auch, aus jeder Not eine Tugend zu machen und situationsbedingt schnell zu entscheiden. Aktuell hält der Ukrainekrieg die Welt in Atem. Geflüchtete Pflegekräfte würden in der Heimat dringend gebraucht und sind hier zum Nichtstun verdammt. Diese schnell ins Boot holen zu können, wäre eine sinnvolle Maßnahme, den Fachkräftemangel abzumildern.
Große Kliniken oder Klinikverbünde rekrutieren Personal im Ausland. Sie haben Konzepte erarbeitet, die es Interessierten erleichtert, die Sprache zu lernen und in Deutschland Fuß zu fassen. Damit haben sie gute Erfolge in Asien und Südeuropa. Global gesehen, ist dies jedoch kritisch zu bewerten, weil damit der Mangel an Fachkräften in anderen Ländern verstärkt wird. In Asien kann dies zwar aufgrund der hohen Bevölkerungszahl noch ausgeglichen werden, Südeuropa hingegen hat stark mit der Abwanderung zu kämpfen. Deutlich wurde dies zu Beginn der Pandemie. Die Länder in denen die Gesundheitssysteme zuerst zusammengebrochen sind, haben im Vergleich zu Deutschland viel höhere Sterberaten von Coronainfizierten zu verzeichnen gehabt.

Neue Strukturen

Pflegeaufgaben müssten ggf. neu bewertet und Verantwortungsbereiche erweitert oder neu geschaffen werden. Aktuell ist es in der Praxis so, dass Pflegehelfer keine Behandlungspflege durchführen dürfen. Im Grunde zählen Medikamentengaben, das Anziehen von medizinischen Strümpfen und Spritzen von Insulin dazu. Doch aufgrund der Personalknappheit übernehmen die Helfer solche Aufgaben, wogegen bei Eignung auch grundsätzlich gar nichts spricht, weil der Patient, so er in der Lage dazu wäre, das ja auch völlig ohne Pflegepersonal selbst ausführen würde. Mitarbeitende sollten so gut wie möglich auf bestimmte Aufgaben spezialisiert werden. Sie würden dann effektiver arbeiten und aufgrund ihrer Erfahrungen auch Risiken früher erkennen und besser bewerten können.
Dies kann nur mit Weiterbildungsangeboten gelingen. Hier tut sich derzeit zwar sehr viel, doch besonders kleine und private Pflegeanbieter können oft nicht auf ihre Mitarbeiter verzichten, wenn diese Schulungen besuchen.

Pflegeempfänger und Angehörige können entlasten

Tatsächlich kann auch der einzelne Mensch, der pflegebedürftig oder Angehöriger ist, einiges dazu beitragen, dass Fachkräfte nicht an oder sogar über ihre Belastungsgrenze hinausgehen müssen. Pflege ist kein Service und ein Krankenhaus kein Hotel. Natürlich ist es legitim, in einem medizinischen Notfall zu klingeln, doch wer sich Gedanken macht und vorausschauend kommuniziert, kann den zugeteilten Pflegekräften Wege ersparen und so Zeit für andere Patienten oder dringend nötige Pausen schaffen. Es darf für Angehörige, die zu Besuch sind, nicht als Zumutung gewertet werden, wenn sie kleinere Handreichungen während ihres Besuches übernehmen. Was aus menschlicher Sicht eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, geht in der heutigen Zeit leider vielen Menschen ab: Freundlichkeit und Respekt.
Jede Pflegekraft wird verstehen, dass ein Mensch unter Schmerzen auch einmal ruppig reagiert und nicht gerade freundlich lächelt, doch weder sind Klinik noch Personal verpflichtet Angehörige zu bewirten, die zu Besuch sind. Und selbst begleitende Angehörige sollen den Pflegeempfängern die Zeit dort ja erleichtern und können einiges tun, um das Pflegepersonal zu entlasten.
 Ein Patentrezept für das Personalproblem in der Pflege gibt es demnach nicht. Jeder ist gefragt und kann dazu beitragen, Entlastung zu schaffen.
Da Mitarbeitende in der Pflege oft bereits am Limit sind, helfen selbst kleinste Maßnahmen. Die Wertschätzung den Pflegekräften gegenüber ist in der Gesellschaft zwar gestiegen. Bei Pflegeeinrichtungen zeigt sie sich jedoch noch nicht in ausreichendem Maß. Angebote von Arbeitgeberseite aus dienen in erster Linie der Personalbindung, aber nicht der Wertschätzung. Nicht immer muss diese sich in klingender Münze zeigen. Eine Verbesserung von Arbeitszeiten und -bedingungen wird von den meisten Pflegekräften mehr geschätzt als eine Bonuszahlung.



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