Ulm News, 03.06.2022 11:46
ulmer heimstätte: Schwierige Rahmenbedingungen erschweren Wohnungsbau
Bei der Vertreterversammlung der Ulmer Heimstätte hat der Aufsichtsratsvorsitzende Günter Guthan auf die aktuell schwierigen Rahmenbedingungen der Wohnungswirtschaft aufmerksam gemacht. Der Fachkräftemangel, die weltweit gestörten Lieferketten, die Zinsentwicklung und die kurzfistigen Änderungen der Förderkulisse verhinderten das Ziel der Bundesregierung in diesem Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen. Stattdessen werde die Zahl der Neubauwohnungen unter 300.000 Wohnungen sinken, sagte Guthan.
Zusammen mit der kommunalen Wohnungsgesellschaft UWS baut die ulmer heimstätte das Projekt „Weinberg Carré“ am Eselsberg. In dem Neubau entstehen 161 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtfläche von 12.328 m². Die Fertigstellung und der Bezug der Wohnungen erfolgt ab dem III. Quartal dieses Jahres. Ebenfalls zusammen mit der UWS entstehen im Dichterviertel 72 bezahlbare neue Wohnungen mit insgesamt 6.831 m² Wohnfläche, sowie eine 4-gruppige Kindertagesstätte und eine sozialpädagogische Einrichtung für Menschen mit Einschränkungen. Der Bezug ist für 2023 geplant. Alle Wohnungen bleiben dauerhaft im Bestand von der ulmer heimstätte und der UWS. In Summe entstehen in diesen Neubauprojekten 233 neue Mietwohnungen für die Ulmer Bevölkerung. Insgesamt wird die Hälfte der Wohnungen als preisgebundener Wohnraum Haushalten mit geringerem oder mittlerem Einkommen zur Verfügung stehen. Mit der Fertigstellung erhöht sich der Bestand der ulmer heimstätte um 90 Wohnungen und vier gewerbliche Einheiten. Weitere 60 Wohnungen und eine gewerbliche Einheit werden ab 2023 in der Uhlandstraße 2-8 und Söflinger Straße 117 entstehen. Der Beginn des Rückbaus des Bestandes Uhlandstraße 2-8 und Söflinger Straße 117 und 119 ist für Herbst 2022 geplant.
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Ulm ist ungebrochen groß. Insbesondere Wohnungen des unteren und mittleren Preissegments sind stark nachgefragt. Hier liegt auch der Schwerpunkt der Wohnungen der ulmer heimstätte. 65 Prozent der Wohnungen haben einen Mietzins von unter 7 €/m². die Durchschnittsmiete liegt bei 6,74 €uro. Damit wird die ulmer heimstätte ihrem Grundsatz gerecht, ihren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum zu bieten.
„Wir als ulmer heimstätte möchten auch weiterhin unseren Teil zu der Ulmer Wohnungsbaupolitik beitragen. Wir können und wollen diese Vorgaben auch genossenschaftlich einhalten und werden uns nach unseren Möglichkeiten für Neubauvorhaben bewerben. Aber auch wir müssen auf die Wirtschaftlichkeit unserer Neubauvorhaben achten“, so Michael Lott.
Alle notwendigen Beschlüsse wurden durch die Vertreterversammlung gefasst. Die Amtszeiten von Günter Guthan und Willi Rötter endeten turnusmäßig 2022. Beide standen für eine weitere Amtszeit zur Verfügung und stellten sich in der Vertreterversammlung zur Wiederwahl und wurden von den Vertreterinnen und Vertretern in ihrem Amt bestätigt.
Hinzu komme, dass in Deutschland mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, als neue Wohnungen dieser Art entstehen. Damit schwinde dieser Teil an bezahlbaren Wohnungen weiter. Die Einstellung der Förderprogarmme und weitere Verschärfung ist daher der falsche Weg. Dadurch werde der zügige Bau dringend benötigter Wohnungen unnötig erschwert, betont Günter Guthan. Diese insgesamt schlechten Rahmenbedingungen betreffen auch die Modernisierungs- und Neubauvorhaben der ulmer heimstätte. Von Vorteil ist dagegen die wirtschaflich stabile Basis, die sich die ulmer heimstätte über viele Jahre erarbeitet hat. Dazu gehört auch die Spareinrichtung über die unsere Mitglieder die Genossenschaft unterstützen. Als Wohnungsunternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung wird die ulmer heimstätte alles machbare tun, um ihren satzungsgemäßen Auftrag zu erfüllen und ihren Mitgliedern eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnraumversorgung gewährle
isten.
Im Anschluss ging der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning in seinem Grußwort auf die neuen Herausforderungen ein, denen sich Stadtplanung und Quartiersentwicklung stellen müssen. Die aktuellen Rahmenbedingungen erforderten schnelle und umfassende Veränderungen. Die größte Herausforderung stelle dabei der Klimawandel dar, dessen Auswirkungen spürbar angekommen sind. Der Städte- und Wohnungsbau müssten darauf reagieren, mit neuen Mobilitätskonzepten, Bauformen und Baustoffen, sagt Tim von Winning. Der Baubürgermeister attestierte der ulmer heimstätte, dass sie diese Themen in ihren aktuellen Projekten aufnimmt und vorantreibt. Danach berichtete Vorstandsmitglied Michael Lott über das Geschäftsjahr 2021, das trotz der schwierigen Rahmenbedingungen positiv verlaufen ist. Die ulmer heimstätte sei wirtschaftlich stabil aufgestellt. In seiner Bewertung der wohnungswirtschaftlichen Rahmenbedingungen geht er davon aus, dass auf Grund der negativen Einflüsse durch Baukosten- und Energiepreissteigerungen und Material- und Personalengpässen in der Bauwirtschaft "das angestrebte Ziel von 400.00 Wohnungen bereits unerreichbar" sei. Die anziehenden Finanzierungszinsen würden den Wohnungsbau weiter ausbremsen. Trotz dieses schwierigen Umfeldes habe die ulmer heimstätte einen Bilanzgewinn von 347.772 €uro erwirtschaftet. Das erlaubt umfangreiche Investitionen in den Wohnungsbestand, 2021 wurden 2,9 Millionen Euro in Instandhaltung und Modernisierung investiert. Diese Investitionen sichern den Werterhalt des Wohnungsbestandes.
Die ulmer heimstätte ist auch im Neubau von Wohnungen für den Eigenbestand engagiert. „Nur durch den Neubau bleibt das Wohnungsportfolio der heimstätte für künftige Mietergenerationen attraktiv“, so Michael Lott, Vorstand der ulmer heimstätte.
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