Ulm News, 20.05.2022 07:34
Fans verneigen sich vor Per Günther: Ende der Basketball-Karriere nach 500 Bundesligaspielen und 14 Jahren in Ulm
An einem historischen Abend stand Per Günther, Kapitän und Publikumsliebling von ratiopharm ulm ein letztes Mal auf dem Parkett. Bei seinem 500. Bundesliga--Einsatz für das Ulmer Basketballteam verlor ratiopharm ulm Spiel 3 der Playoff-Viertelfinalserie gegen die MHP Riesen Ludwigsburg überraschend klar mit 79:97 und damit die Serie mit 0:3. "Der ewige Per", wie die Süddeutsche Zeitung eine seiner vielen Vertragsverlängerungen in Ulm betitelte, beendete mit diesem Spiel seine große sportliche Karriere nach 14 Bundesligajahren - allesamt in Ulm. Per Günther verlässt nicht nur die Mannschaft und den Verein, sondern auch Ulm und Neu-Ulm. Die Familie zieht nach Hamburg. Den Städten hätte der eloquente Sportler und Sympathieträger weiterhin gut getan. Und der Ulmer Bundesligaclub, die Fans und Sponsoren verlieren die einzige, konstante Identifikationsfigur. Per Günther hinterlässt eine große Lücke. Er wird fehlen.
Herzklopfen, Tränen, Emotionen, Gänsehaut: Ein Abend der in die Geschichtsbücher von ratiopharm ulm einging. Kapitän Per Günther stand am Donnerstag in seinem 500. BBL-Spiel ein letztes Mal im orangenen Trikot auf dem Feld. Gefühle, die jeder in der Halle spürte. Momente, die sich Per nach seinen 14 Jahren in Ulm verdiente. Vor über 5000 Zuschauern organisierte die Fangruppe FAN-ATTACK-ULM eine atemberaubende Lichtershow und so nie dagewesene Choreografie in der gesamten ratiopharm arena. Zwar ging der Sieg der Playoffserie an die Gäste aus Ludwigsburg, doch der Abend gehörte am Ende alleinig Per Günther. Mit Standing Ovations würdigten die Fans den letzten Einsatz ihres Kapitäns. Noch Minuten nach Spielende verteilte der Point Guard Autogramme, nahm sich Zeit für Selfies und bedankte sich gerührt bei den Zuschauern.
Den Ulmern gelang der erste Punktgewinn, die MHP Riesen Ludwigsburg legten in den Anfangsminuten aber punktuell vor (5:8, 4.). In einer lauten ratiopharm arena traf das Team von Coach John Patrick von der Dreierlinie, dagegen zeigte sich Ulm offensiv aber unter dem Korb effizient. Thornwell sorgte mit sehenswertem Spin-Move und Korbleger für Zähler, doch die Partie entwickelte sich mehr und mehr zugunsten der Gäste – durch die erfolgreichen Abschlüsse von Downtown legte Ludwigsburg vor (13:23, 9.). Dann der große Moment für den Ulmer Capitano: Per Günther betrat das Feld und kam damit zu seinem 500. BBL-Einsatz. Noch vor der ersten kurzen Pause traf der Point Guard von der Dreipunktlinie – die Riesen erhöhten dennoch weiter, zum zweiten Viertel stand es 16:31. Günther zog unter den Korb, stand damit wieder im Fokus. Aber wie schon in den beiden Playoff-Spielen zuvor, lief Ludwigsburg mit frühem Pressing an und störte den Aufbau. Das sorgte nicht nur für Ulmer Ballverluste, sondern auch für den größer werdenden Vorsprung der Gäste (20:41, 15.). ratiopharm ulm ließ sich aber nicht einschüchtern und setzte Nadelstiche – die Energie hierfür brachte vor allem Karim Jallow. Viele Transition-Plays und Steals ermöglichten den Riesen aber weiter die deutliche Führung, Hulls und Woodard schossen weiter scharf von außerhalb. 35:58 zur Halbzeit.
Die zweite Hälfte wurde von Tommy Klepeisz per Dreierwurf eröffnet, Ulm wirkte nach der Pause frischer und bewies sich mit schnellem Passpiel. Kaum war mehr Ruhe ins Spiel gekommen, brachte Semaj Christon die Halle mit einem weiteren Distanzwurf zum Brodeln (43:60, 24.). Folglich fanden aber die Ludwigsburger wieder mehr in ihren Rhythmus. Der punktuelle Abstand zwischen den beiden Klubs zog sich weiter durch das Schwaben-Derby, wauch zum Ende des dritten Viertes war mit den MHP Riesen zu rechnen (57:77). Das Schlussviertel wurde von Per-Günther-Gesängen angestimmt. Zwar lag Ulm jetzt mit 64:85 bei sechs Restminuten zurück, aber einzig und allein der Ulmer Point Guard stand jetzt im Fokus. Bei Standing Ovations wurde der gerührte Per Günther eingewechselt. Die folgenden zwei Minuten sollten ihm gebühren. Wenn er am Ball war, tobte die ratiopharm arena, der Spielstand war jetzt zweitrangig. Auch Jaka Lakovic hatte Tränen in den Augen. Der Coach sah sein Team für Per kämpfen – 79:97 zum Ende. Aber an diesem Abend zählte nur noch der letzte Einsatz von Per Günther im Trikot von ratiopharm ulm.
„Ich dachte ich komme gefühlmä&am
p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;amp;am p;szlig;ig gut durch. Aber ich glaube das ist mir nicht gelungen, es war zu emotional. Ich hatte wunderschöne Jahre hier in Ulm. Ich hoffe, dass ich alles, was ich hier erlebt habe konservieren kann und dann darauf Zugriff habe, indem ich alle zwei, drei Jahre mal wieder hier zurückkomme. Ich kann es kaum erwarten, mit meinen Kindern wieder hierher zu kommen und meinen ihnen zu erzählen, dass ihr Papa hier mit Pippi in den Augen stand,“ sagte Per Günther.
John Patrick, Cheftrainer von Ludwigsburg, meinte: "Es war mir auch eine große Ehre schon seit seinen Anfängen in Hagen, so lange gegen Per Günther gecoacht zu haben. Er ist eine Ulmer Ikone und das war heute sein Abend, obwohl wir gewonnen haben. Ich möchte Per zu einer unglaublich erfolgreichen Karriere gratulieren."
Jaka Lakovic, Headcoach vo ratiopharm ulm, sagte nach dem Spiel enttäuscht: „Glückwunsch an Ludwigsburg und Coach Patrick zum verdienten Sieg. Ludwigsburg spielte von Anfang bis Ende ein exzellentes Spiel. Sie haben im ersten Viertel direkt mit einem Blitzstart begonnen, viele offene Dreier geworfen und sind somit mit 15 Punkten in Führung gegangen. Von diesem Moment an haben sie das Spiel mit einer sehr physischen Defense kontrolliert. Mein Team hat alles gegeben, um diesen Rückstand aufzuholen, allerdings ging ihnen irgendwann die Kraft aus. Schlussendlich fanden wir nicht mehr zurück ins Spiel. Natürlich bin ich enttäuscht das wir trotz der knappen ersten zwei Spiele nun ausgeschieden sind, das Glück war leider nicht auf unserer Seite. Trotzdem möchte ich Ludwigsburg und Coach Patrick zum verdienten Sieg gratulieren".
Weiter sagte Lakovic: "Ich möchte mich auch bei Per für diese großartigen drei Jahre bedanken. Ich hatte mir für ihn ein besseres Ende erhofft, aber so ist nun mal der Sport. Leider ist es beim Basketball oft so, dass man mit einer Niederlage seine Karriere beendet. Per wird uns für immer als ein großartiger Kapitän, Anführer und Spieler in unseren Herzen bleiben."
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