Ulm News, 11.01.2022 13:29
Weiße Winter: Schnee von gestern
Der Klimawandel sorgt für wärmere Winter und es fällt immer weniger Schnee. Auch in den Mittelgebirgen und in den Alpen liegt er kürzer und knapper. Die Entwicklung erläutert Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline.
Schneefreie Tage deutlich häufiger
Die Schneetage sind angezählt. Im Norden Deutschlands ist die Tendenz zu immer weniger Tagen mit Schnee deutlich und auch im Süden des Landes sowie im gesamten Alpenraum wird Schnee stetig knapper und er liegt immer kürzer. Aber auch früher gab es bereits schneefreie und milde Winter. Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline erklärt: „Auch wenn die Großeltern gerne behaupten, dass früher den ganzen Winter lang Schnee lag, entspricht dies nicht den Tatsachen. Tatsächlich gab es damals immer wieder milde Winter mit nur sehr wenig Schnee. In Köln gab es zum Beispiel auch vor 60 bis 70 Jahren Winter, die komplett schneefrei blieben. Allerdings waren schneefreie Tage zu dieser Zeit deutlich seltener als heute. Seit 1960 ist die durchschnittliche Anzahl der Schneetage in Köln fast um zwei Drittel von 20 auf 8 zurückgegangen. Ähnlich reduziert sieht es für die Schneelandschaft im ganzen nördlichen Deutschland aus. In Hamburg sind die Tage, an denen Schnee liegt, von 26 auf 12 zurückgegangen. In Berlin, wo im Winter 1969/70 mit 119 Tagen sogar ein Drittel des Jahres Schnee lag, ist ein Rückgang von 47 mittleren Schneetagen auf 25 zu verzeichnen. In den Mittelgebirgen ist die Lage kaum besser. Auf dem Kahlen Asten sind vor 70 Jahren noch 130 Tage mit Schnee gezählt worden, jetzt nur noch 100. Dort gab es 1969/70 einen Rekord von 170 Tagen und im Winter 2006/07 mit 55 die wenigsten Tage mit Schnee.
Und auch im Süden sieht es nicht anders aus. In Oberstdorf, das im Winter 1969/70 ganze 161 Tage schneebedeckt war, bleiben von mittleren 138 Tagen vor rund 70 Jahren heute nur noch 98 Tage mit Schneedecke übrig. Im Winter 2019/20 waren es sogar nur 45 Tage.“
Anzahl der Schneetage im gesamten Alpenraum nimmt ab
Die Dauer der Schneebedeckung in den Alpen nimmt durch die Klimaerwärmung tendenziell ab. Ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern hat in einer Studie unter der Leitung des italienischen Forschungsinstituts Eurac Research umfassende Daten der Jahre 1971 bis 2019 gesammelt und ausgewertet. Das Ergebnis zeigt den Rückgang der Schneemengen und -tage signifikant. Der Meteorologe erläutert: „Durch den Klimawandel fällt der Schnee generell später im Jahr und taut dann im Frühjahr schon wieder. Schneehöhen und –dauer nehmen demnach also ab. Die Daten der Studien, die an über 2000 Messstationen ermittelt wurden, belegen, dass die Schneehöhen im Winter um 82 % abgenommen haben. Im Frühling wurde sogar an 90 % aller Stationen ein Rückgang verzeichnet. Die Anzahl der Schneetage verkürzte sich in dem bemessenen Zeitraum von 50 Jahren unterhalb 2000 Metern je nach Höhenlage um 22 bis 27 Tage im Norden und um 24 bis 34 Tage im Süden der Alpen. Das bedeutet einen Rückgang der Tage mit Schnee je nach Höhenlage um bis zu 35 Prozent im Winter und im Frühling sogar um bis zu 50 Prozent.“
Komplett schneefreie Winter
Goldhausen: „Diejenigen, die schneebedeckte Berge und den Wintersport lieben, haben die Tendenz zu weniger Schneesicherheit sicher schon mit Sorge beobachtet. Solange es noch kalt genug für Schneekanonen wird, können diese es in den Wintersportregionen noch richten. Fakt ist: Früher lag längst nicht immer Schnee, aber eben deutlich häufiger als heute. Besonders merkt man dies dort, wo eh nicht so häufig Schnee liegt. Winter, die komplett schneefrei zu Ende gehen, werden gerade dort immer häufiger.“



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