Ulm News, 16.05.2021 00:39
Pokaldrama im Audi Dome: ratiopharm ulm verliert gegen Bayern München nach zweifacher Verlängerung mit 102:104
ratiopharm ulm unterlag am Samstag nach einem hochdramatischen Spiel und einer Topleistung ab der zweiten Hälfte nach intensivem Kampf und zweifacher Verlängerung im Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern München mit 102:104 (18:26; 18:23; 32:20; 16:15; 11:13) Punkten. "Dass wir heute nicht als Sieger vom Feld gegangen sind, liegt vor allem auch daran, dass wir in einigen wichtigen Momenten unsere Emotionen nicht kontrollieren konnten", sagte der Ulmer Trainer Jaka Lakovic nach dem Spiel. "Wir fühlen uns benachteiligt", kritisierte der Ulmer Sportgeschäftsführer Thomas Stoll. Ein Ulmer Protest gegen die Wertung des Spiels wurde anschließend abgewiesen. Die Bayern retteten sich mit Glück und letzter Kraft ins Finale. Gegner ist ALBA Berlin.
Der Beginn des Halbfinals gestaltete sich sehr offen (9:8, 4.), ehe die Münchener Mitte des ersten Viertels bedingt von zwei Ulmer Turnovern einen ersten kleinen Run starten konnten (9:15, 6.). Doch auch nach der ersten Auszeit von Coach Lakovic konnte sein Team in der Offensive zunächst nicht zurück in einen Rhythmus finden, was die Hausherren nutzten, um sich weiter abzusetzen (11:20, 8.). Und auch wenn ratiopharm ulm mit energischen Drives von Caupain, Obst und Osetkowski wieder Zählbares auf die Anzeige bringen konnte, behaupteten die Bayern eine 8-Punkte-Führung bis zum Ende des ersten Viertels (18:26).
Für Probleme in der Zone sorgte in der ersten Halbzeit vor allem Jaylen Reynolds, der sich mit seiner Physis einige Male unter dem Korb durchsetzen konnte und früh 13 Punkte auf dem Konto hatte. Doch auch ohne den Bigman auf dem Feld gelang es der Mannschaft von Andrea Trinchieri am Drücker zu bleiben und nach Fast-Break-Punkten von Lucic auf 26:40 davon zu ziehen (16.). Ein Dreier aus dem Dribbling von Andi Obst sorgte dann zwar erst einmal für etwas Entlastung, doch nach einem technischen Foul von Caupain, der zu dem Zeitpunkt bereits sein Drittes im Spiel verzeichnen musste, war das Momentum wieder dahin (29:45, 18.). Und obwohl der FCBB das Spiel auch im Anschluss unter Kontrolle hatte, gehörte die letzte Szene der Halbzeit den Ulmern: 0,9 Sekunden vor dem Ertönen des Buzzers wurde John Petrucelli beim Dreier-Versuch gefoult und verkürzte den Rückstand an der Freiwurflinie auf 36:49.
Der zweite Durchgang begann mit Punkten von Cameron Clark aus der Mitteldistanz, woraufhin die Münchener jedoch schnell eine Antwort finden konnten (42:57, 22.). Ein schwerer Dreier von Andi Obst läutete dann jedoch wiederum eine Ulmer Druckphase ein, in der Troy Caupain den Rückstand im Fast-Break und von der Freiwurflinie in den einstelligen Bereich bringen konnte (49:57, 24.). Doch nachdem Clark einen versuchten Put-Back-Dunk auf den Ring hämmerte und damit die Chance verpasste weiter aufzuholen, war München erstmal wieder zur Stelle (52:62, 26.). Trotzdem war ratiopahrm ulm extrem präsent in dieser Phase und steigerte sich auch in der Defensive deutlich. Mit einem Vier-Punkt-Spiel brachte Andi Obst sein Team dann auch im Angriff zurück in die Spur.
Und während die Hausherren in der Folge offensiv ins Stocken kamen, betrug der Rückstand nach Freiwürfen von Caupain nur noch drei Zähler (59:62, 27.). Der Ulmer Point Guard war es dann auch, der sein Team durch einen Dreier mit dem Ablauf der Zeit im dritten Viertel auf 68:69 heranbrachte. Und dass der 29-Jährige längst heiß gelaufen war, zeigte er dann auch zu Beginn des Schlussviertels und besorgte prompt die erste Führung der Donaustädter seit dem ersten Abschnitt (71:69, 32.). Bis auf einige Einzelaktionen brachten die Münchener im Angriff nicht mehr viel zustande, was vor allem auch an der aggressiven Verteidigung des Lakovic Temas lag, das vier Minuten vor dem Ende nach einem Clark-Jumper mit sechs Punkten führte (82:76). Zwar behaupteten die Ulmer ihre Führung auch in den folgenden Minuten, doch der Gastgeber konnte dank Lucic kurz vor dem Ende nochmal eine Antwort finden: Der Münchener Kapitän traf zunächst aus der Distanz und dann von der Freiwurflinie, um den erneuten Ausgleich zu besorgen (84:84, 39.). Und nachdem beide Teams ihre letzten Angriffspositionen nicht in etwas Zählbares umwandeln konnten, ging das packende Spiel in die Overtime. Nachdem dort zunächst Obst per Dreier für einen gelungenen Einstand sorgte, musste sich Troy Caupain nach seinem fünften Foul zweieinhalb Minuten vor dem Ende aus dem Spiel verabschieden.
Doch auch ohne den Floor-General blieben die Ulmer zunächst spielbestimmend und setzten vor allem in der Defensive wichtige Akzente (91:86, 43.). Entschieden war das Spiel aber noch längst nicht. Denn nachdem die Ulmer es in der Folge verpassten zu punkten, glichen die Münchener in der Schlussminute durch Zipser und Lucic wieder aus (91:91). Mit dem letzten Angriff bekam Obst allerdings noch Chance das Spiel zu entscheiden, doch sein Dreierversuch landete auf dem Ring und nicht im Korb: Double-Overtime!
Nun waren es die Bayern, die vorlegten und nach Punkten durch Seeley und Zipser mit 93:97 führten (46.). Conger wehrte sich anschließend zwar nochmal mit einem Dreier aus der Ecke, doch so langsam drohte das Spiel in Richtung der Hausherren zu kippen, die nach Punkten von Radosevic mit 96:102 in Front gingen. In den letzten Minuten überschlugen sich dann die Ereignisse: Erst verkürzte Holman aus der Distanz, dann wurde Obst von Baldwin zunächst in der Verteidigung und dann im Angriff gefoult, woraufhin Obst einen von zwei Freiwürfen verwandelte (102:104).
Und obwohl Baldwin damit bereits sein fünftes Foul beging, verpassten es die Schiedsrichter und das Kampfgericht, den Guard vom Feld zu verweisen, sodass dieser noch 1,5 Sekunden lang auf dem Parkett stand. Nachdem Radosevic dann fünf Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe vergeben hatte, bekamen die Ulmer sogar noch eine letzte Chance auf den Sieg: John Petrucelli verfehlte mit dem Ablauf der Zeit jedoch seinen Dreier-Versuch, wodurch die Partie entschieden war. Aufgrund der offensichtlichen Fehlentscheidung der Schiedsrichter in Bezug auf Wade Baldwin legten die Ulmer anschließend Protest ein.
„Ich möchte meinem Team ein großes Lob aussprechen, weil sie heute Charakter bewiesen haben. Wir haben gegen ein extremstarkes EuroLeague-Team gespielt, das im Gegensatz zum Spiel am vergangenen Freitag in Bestbesetzung angetreten ist. Wir waren heute ein ehrlicher Herausforderer und hatten mehrfach die Chance, das Spiel zu gewinnen. Unsere Würfe sind aber letztlich nicht gefallen. Dass wir heute nicht als Sieger vom Feld gegangen sind, liegt aber vor allem auch daran, dass wir in einigen wichtigen Momenten unsere Emotionen nicht kontrollieren konnten. Ich weiß nicht, ob das in irgendeiner Form sanktioniert wird. Ehrlich gesagt erwarte ich das nicht“, sagte der Ulmer Trainer Jaka Lakovic nach der Niederlage enttäuscht.
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