Ulm News, 28.10.2020 11:43
"Integration setzt voraus, dass man aufeinander zugeht"
Aufeinander zugehen, sich öffnen und begegnen, voneinander lernen und miteinander, nicht nebeneinander leben. So sieht Integration im Idealfall aus. Sie „gelingt immer dann, wenn wir völlig normal und selbstverständlich miteinander umgehen“, meinte Landrat Thorsten Freudenberger beim diesjährigen Austauschtreffen der Kreisverwaltung und Kommunalpolitik mit Vertretern der Islamverbände, das letzte Woche stattgefunden hat.
Im Alltag sei in dieser Hinsicht in den letzten 59 Jahren, seit der erste türkische Gastarbeiter nach Deutschland gekommen ist, viel erreicht worden, aber es liege „auch noch viel Arbeit vor uns“, so Gudrun Brendel-Fischer. Die bayerische Integrationsbeauftragte war zum Dialog in den Landkreis Neu- Ulm gekommen, zu dem auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Landkreiskommunen geladen waren. Gudrun Brendel-Fischer betonte weiter: „Vieles ist bei uns in Bayern gut gewachsen.“
Dennoch, so wurde bei dem Austauschtreffen deutlich, gibt es noch Baustellen. Und zwar im wahrsten Wortsinn. So wünscht sich die islamische Gemeinde (Ditib) in Illertissen seit langem eine „eigene Heimat“, erklärte Vereinsvorsitzender Mesut Parlak. Er versteht darunter ein eigenes Haus für die vielfältige Arbeit von Ditib in Illertissen.
Der anwesende 2. Bürgermeister Wolfgang Ostermann schlug vor, in dieser Angelegenheit ein Gespräch mit allen Beteiligten zu führen. Ein Übel, das sich deutschlandweit verschärft hat, - so der Tenor - ist die allgemeine Zunahme von Hass und Feindseligkeit, wovon teilweise auch islamische Verbände betroffen sind. In Bezug auf den Landkreis Neu-Ulm hat die Polizei davon allerdings kaum Kenntnis erlangt. „Uns liegen keine entsprechenden Anzeigen vor“, informierte Kriminalhauptkommissar Jürgen Faust.
Gudrun Brendel-Fischer legte den Betroffenen nahe, Vorfälle publik zu machen und bei der Polizei anzuzeigen. „Wir müssen das öffentlich machen und darüber reden“, pflichtete Adem Gül, der Ditib-Vorsitzende von Südbayern, bei. Enttäuschung herrscht in der islamischen Community vor, weil der Freistaat es ablehne, den Islam als Religionsgemeinschaft anzuerkennen. „Es gibt keinen politischen Willen zur Anerkennung“, bedauerte Adem Gül. Gudrun Brendel-Fischer bestätigte den bestehenden Dissens in dieser Frage. Ziel der Staatsregierung sei aber, Islamkunde als Wahlpflichtfach in der Schule einzuführen.
Die Lehrkräfte dafür sollen an einer bayerischen Universität (wahrscheinlich Erlangen-Nürnberg) ausgebildet werden. Ditib wünscht sich, bei der Lehrplanentwicklung mitwirken zu dürfen. Integrationsbeauftragte Brendel-Fischer nahm dies auf. Einig war sich die Runde darin, dass Integration eine Daueraufgabe ist, zu der jeder Austausch einen konstruktiven Beitrag leistet und gegenseitiges Verständnis fördert. Daher dankte Landrat Thorsten Freudenberger auch Margarete Fischer, die nicht nur den Dialog organisiert hatte, sondern als Integrationsbeauftragte des Landkreises sich ständig dieses gesellschaftlich so wichtigen Themas annimmt.
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